Bandit bespricht: MORTAL KOMBAT

MORTAL KOMBAT
Ama­zon Prime ab 13.05.2021 – ab 22.07.2021 auf DVD & Blu-ray

Neun töd­li­che Tur­nie­re haben die Mar­ti­al Arts-Kämp­fer der Außen­welt bereits gegen das mensch­li­che Erden­reich gewon­nen. Mit dem Sieg des zehn­ten Tur­niers, wür­de die irdi­sche Welt an das Reich der Außer­welt­li­chen fal­len. Um die­sem Sieg etwas nach­zu­hel­fen, lässt der Kai­ser von Out­world schon ein­mal im Vor­feld die Cham­pi­ons des Erden­reichs eli­mi­nie­ren. Aber Lord Rai­den, als Beschüt­zer des irdi­schen Rei­ches, hat schon nah­kampf­erfah­re­nen Nach­wuchs in der Reser­ve. Und wie der spek­ta­ku­lä­re, gleich­zei­tig viel­ver­spre­chen­de, Pro­log zeigt, hat Regie­de­bü­tant Simon McQuo­id sei­ne Haus­auf­ga­ben gemacht, um von den Freun­den der gepfleg­ten Prü­ge­lei gute Noten zu bekom­men.

Ganz im Sin­ne des weg­wei­sen­des Com­pu­ter­spie­les liegt der inhalt­li­che Fokus selbst­re­dend auf den Kämp­fen zwi­schen den irdi­schen und außer­welt­li­chen Cham­pi­ons. Die müs­sen alle­samt auf mehr als nur Hand­kan­te und Round­house-Kick gefasst sein, weil diver­sen Cha­rak­te­ren noch eini­ge über­na­tür­li­che Über­ra­schun­gen ins kämp­fe­ri­sche Port­fo­lio pro­gram­miert, und ent­spre­chend fil­misch umge­setzt wur­den.

Sei­ner­zeit ein skan­dal­träch­ti­ges Spiel, und das konn­ten auch Nicht­spie­ler durch die Medi­en erfah­ren, hat sich Blut und Gewalt schein­bar in Com­pu­ter­spie­len mitt­ler­wei­le eta­bliert. Was der Kri­ti­ker so hört. Ohne per­sön­li­che Kennt­nis­se soll­te man aber so etwas nicht wei­ter stra­pa­zie­ren. Auf­fäl­lig war bei der ers­ten Ver­fil­mung aller­dings eine Alters­frei­ga­be ab 16 und eine leich­te Ent­täu­schung über den getrüb­ten Blut­an­teil und gerin­gen Gewalt­fak­tor. Eine wie­der­hol­te Sich­tung wäre in die­ser Bezie­hung ange­bracht, ist für War­ner Bros‘ Neu­auf­la­ge 2021 aber nicht rele­vant.

 

Eines ist sicher, selbst wenn die Spiel­vor­la­ge vom Kri­ti­ker nicht gespielt wur­de und die ers­ten fil­mi­schen Adap­tio­nen nur noch ver­schwom­men sind, MORTAL KOMBAT 2021 gewinnt das Tur­nier. Es sind nur weni­ge Minu­ten an Bild­re­cher­che und das über­flie­gen der Spiel­an­lei­tung nötig, um selbst­be­wusst zu behaup­ten, dass das Herz der Nerds und Gamer getrof­fen sein muss. Sofern es noch kei­ner unsanft ent­fernt haben soll­te. Doch wie Män­ner mit gro­ßen Schreib­ti­schen und teu­ren Autos immer wie­der ger­ne sagen: Fil­me wer­den nicht für Hard­core Fans gemacht.

Die Autoren Greg Rus­so und Dave Cal­la­ham haben sich ziem­lich genau an die Cha­rak­te­ris­ti­ka der Spiel­fi­gu­ren gehal­ten und die­se dem Medi­um ent­spre­chend auf die fil­mi­schen Epi­go­nen über­tra­gen. Hier­bei gehört es schon zum guten Ton, dass eini­ge Dia­lo­ge pathe­tisch aus­fal­len, oder nicht unbe­dingt natür­lich klin­gen. Aber dafür machen die sehr gut gecas­te­ten Dar­stel­ler wirk­lich das Bes­te dar­aus.

Ohne­hin ist die Beset­zung der irdi­schen wie außer­welt­li­chen Figu­ren, ob mit oder ohne über­na­tür­li­che Fähig­kei­ten, ein gelun­ge­ner Schlag. Nicht nur, dass sie den dem Ursprungs­ma­te­ri­al geschul­de­ten Kli­schee­cha­rak­te­ren über­ra­schend glaub­haf­te und rea­lis­ti­sche Züge geben. Son­dern die Dar­stel­ler füh­len sich ganz offen­sicht­lich sehr wohl mit ihren Figu­ren, und heben die­se schon merk­lich über das Niveau her­kömm­li­cher Prü­gel- und Action-Orgi­en. Wobei Josh Law­son als zwie­träch­tig oppor­tu­nis­ti­scher Kano unbe­strit­ten jede Sze­ne stiehlt. Lei­der wird aber aus­ge­rech­net Hiroy­u­ki Sana­da als Han­zo Hasa­shi und spä­te­rer Scor­pi­on etwas zu wenig ein­ge­setzt.

Grund­sätz­lich: wer Art­house will, ist woan­ders bes­ser auf­ge­ho­ben. Das Dreh­buch legt kei­ne tief­grei­fen­de oder mora­li­sche Hand­lung vor. Den­noch kann Regis­seur McQuo­id erstaun­lich viel mit der Hand­lung anfan­gen, was aber auch mit sei­nem pas­sen­den Ensem­ble ein­her­geht. Dazu kommt, dass die Dar­stel­ler mit ihrem äuße­ren Erschei­nungs­bild den Com­pu­ter­vor­bil­dern kaum nach­ste­hen.

 

Den­noch liegt selbst­re­dend das Haupt­au­gen­merk auf den spek­ta­ku­lä­ren Zwei­kämp­fen, Mas­sen­kei­le­rei­en und Waf­fen-Action. Pau­sen gönnt sich der Film – und die­ser dem Zuschau­er – kaum. Per­fekt cho­reo­gra­fiert und flüs­sig geschnit­ten, steigt McQuo­id sehr spek­ta­ku­lär ein und hält die Dyna­mik. Da jeder Kampf mit unter­schied­li­chen Mit­teln und Stär­ken geführt wird, schleicht sich beim Beob­ach­ter auch kaum gesät­tig­te Rou­ti­ne ein.

Wün­schens­wert wäre gewe­sen, wenn sich Ger­main McMi­cking mit sei­ner Kame­ra öfters wei­ter von den Prot­ago­nis­ten ent­fernt hät­te, um deren ath­le­ti­sche Küns­te noch ein­ge­hen­der in ihrer Gän­ze genie­ßen zu kön­nen. Dafür kom­men die über­aus expli­zi­ten Blut- und Splat­ter-Effek­te schau­rig schön zur Gel­tung, die es wirk­lich in sich haben, und nicht sel­ten ein »WTF« ent­lo­cken. Beson­ders beein­dru­ckend, was man mit der Krem­pe eines Hutes anstel­len kann.

Die bru­ta­len Effek­te inte­grie­ren sich ziem­lich homo­gen in die Dyna­mik der Kampf­se­quen­zen, und wir­ken erstaun­li­cher­wei­se kaum for­ciert, son­dern natür­lich aus der ohne­hin har­ten Situa­ti­on her­aus. Dabei haben die­se expli­zi­ten Ein­la­gen aber eine Über­hö­hung, dass sie weni­ger Ekel oder Abscheu erzeu­gen, als viel­mehr über­wäl­ti­gen­des Stau­nen. Dem Kri­ti­ker wird aus ver­sier­ten Quel­len ver­si­chert, dass genau die­se Wür­ze wun­der­bar die Atmo­sphä­re des Com­pu­ter­spie­les wie­der­gibt.

MORTAL KOMBAT ist ein äußerst gelun­ge­ner, weil effekt­vol­ler, atem­los durch­hal­ten­der und exzel­lent insze­nier­ter Action-Film. Mit Sicher­heit gibt es Zuschau­er, die sich mehr Inhalt, Anspruch oder irgend­et­was Hoch­ge­sto­che­nes erhofft hät­ten. Genau das ist es auch, was die­sem Film fehlt. Aber es ist MORTAL KOMBAT. War­um soll­te hier in irgend­ei­ner Wei­se mehr zum Aus­druck gebracht wer­den, als die Macher des Spie­les ange­dacht hat­ten? Die Macher des Films jeden­falls, erwei­sen der Vor­la­ge einen gelun­ge­nen Respekt.

MORTAL KOMBAT (2021)
Dar­stel­ler: Lewis Tan, Jes­si­ca McNa­mee, Josh Law­son, Joe Tas­lim, Hiroy­u­ki Sana­da, Meh­cad Brooks, Tad­ano­bu Asa­no, Chin Han u.a.
Regie: Simon McQuo­id
Dreh­buch: Greg Rus­so, Dave Cal­la­ham
nach dem Video­spiel von Ed Boon, John Tobi­as
Kame­ra: Ger­main McMi­cking
Bild­schnitt: Scott Gray, Dan Leben­tal
Musik: Ben­ja­min Wall­fi­sh
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Naa­man Mar­shall
110 Minu­ten
USA 2021

Bild­rech­te: WARNER BROS.

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