Aleschia? Isch kenne kein Aleschia!
Manch einer wird es schon mitbekommen haben: Spiegel und andere Feuilletons haben den neuen Asterix DIE TOCHTER DES VERCINGETORIX verrissen. Ich sagte dazu ohne Kenntnis des Inhalts: Wenn das so ist, muss er gut sein. Wie recht hatte ich …
Wenn man schon nach den ersten Seiten Lachtränen im Gesicht hat und das im Prinzip bis zum Ende nicht mehr aufhört, dann frage ich mich, was diese Kritiker gelesen haben? Der neue Asterix-Band 38, erneut vom inzwischen bewährten Team Jean-Yves Ferri (Autor) und Didier Conrad (Zeichnungen), kann es nicht gewesen sein, denn der ist ein Volltreffer, der meiner nicht ganz bescheidenen Ansicht nach (ich lese Asterix seit meiner Kindheit und die liegt laaaaange zurück, und bin seitdem Fan) mühelos das Niveau der Klassiker erreicht.
Beim letzten, ASTERIX IN ITALIEN hatte ich schon große Freude, stellte aber als Meckern auf hohem Niveau fest, dass die Sprüche noch nicht so ganz auf den Punkt waren, wie »früher«, war aber dennoch im Großen und Ganzen zufrieden. Natürlich kann das auch an der Übersetzung gelegen haben. In DIE TOCHTER DES VERCINGETORIX scheint es für mich so, als habe man noch genauer als bisher hingesehen, was früher so gut funktionierte und was eigentlich typischer Asterix-Witz zu den typischen Asterix-Bildern ist und das dann ins heute übertragen und für 38 genutzt.
Vermutlich wird etlichen Altfans nicht gefallen, dass die eigentliche Hauptfigur Asterix fast schon ein wenig ins Hintertreffen gerät, angesichts der zahllosen Ideen, die Ferri und Conrad abfeuern und angesichts des schieren Haufens an Charakteren, die im Band im Laufe der Story an einem vorbeieilen. Noch viel weniger dürfte der üblichen Klientel gefallen, dass es hier auch um den aktuellen Generationenkonflikt geht, bei dem die jüngere Generation deutlich vorbringt, dass sie eine Menge von dem was die Alten machen, gar nicht gut finden. Und an der Stelle hätte die Geschichte selbstverständlich auch schlimm ins Klo greifen können, was aber eben nicht passiert, denn der Konflikt wird mit viel Humor und liebevoll dargestellt, natürlich auch mit Klischees, aber die werden ebenso wie die Konflikte auch oft gleich oder später wieder auf witzige Weise aufgelöst, und zwar ohne, dass jemand recht oder unrecht hat oder sein Gesicht verliert (im Rahmen der Asterix-typischen Versatzstücke steht natürlich trotzdem mal wer dumm da, aber meist nicht dauerhaft).
Aber es ist eben etwas passiert, was es bisher nicht gab: Den Jungen im altbekannten gallischen Dorf wird Platz eingeräumt, viel mehr als bisher, und das ist auch genau richtig so, denn auch Asterix wird sich trotz aller Motz-Altfans in Teilen neu erfinden müssen, um nicht in Statik und Stagnation zu verfallen. Meiner Ansicht nach haben die Macher das im vorliegenden Band genau im richtigen Maße getan, um eigentlich alte wie neue Fans zufrieden zu stellen – und tatsächlich atmet Band 38 geradezu den Geist der Klassiker. Und folgerichtig werden all dem Neuen nämlich eben auch jede Menge bekannte Versatzstücke aus den Klassikern entgegen gesetzt. Die ständig versenkten Piraten haben einen größeren Part und auch ansonsten trifft man auf diverses Altbekanntes.
Natürlich mussten auch irgendwelche Schwachmaten unbedingt behaupten, Vercingetorix´ Tochter Adrenaline sei ein Greta-Thunberg-Verschnitt. Nichts, aber auch gar nichts im Heft deutet darauf hin, wer so etwas verbreitet ist entweder ein Spinner oder verfolgt eine Agenda damit.
Als Kritikpunkt könnte man vielleicht vorbringen, dass das Ende ein wenig plötzlich kommt, aber das wäre einem ansonsten ganz grandiosen und superwitzigen neuen Asterix gegenüber in hohem Maße unfair.
Ich wurde großartig unterhalten, habe ständig schallend gelacht, volle Punktzahl. Asterix ist endgültig zurück und ich hoffe die beiden können das Niveau halten.
p.s.: Spiegel und Co. sollten mal den Stock aus dem Arsch nehmen.
Asterix Band 38 – DIE TOCHTER DES VERCINGETORIX
Jean-Yves Ferri und Didier Conrad
nach Uderzo und Goscinny
ISBN: 978–3‑7704–3638‑5
Softcover: 6,90 Euro
Hardcover: 12,00 Euro
eBook: 6,49 Euro
Coverabbildung Copyright Egmont Ehapa Media GmbH