Hier ist die Welt wieder in Ordnung. Menschen scheint es keine mehr zu geben, und Jäger und Beute leben in trauter Zweisamkeit. Allerdings wurden nicht alle Vorurteile aus der Gesellschaft geschafft. So haben es die weiblichen Bewohner von Zootopia nicht leicht, sich gegenüber männlichen Kollegen zu behaupten. Besonders als weiblicher Hase im Zootopia Police Departement, inmitten von Büffeln, Tigern und Nashörnern. Aber Judy Hopps hatte einen Traum, und den verwirklicht sie sich gerade. Das erste Beutetier bei der Polizei. Nach anstrengender Aufnahmeprüfung ist sie aber noch lange nicht am eigentlichen Ziel. Ihr wenig begeisterter Chef schickt Judy nicht zur Verbrechensbekämpfung, sondern zu den Falschparkern, Strafzettel schreiben. Aber noch ist der Zuschauer zu Gast im Hause Disney, und da bleibt kein ehrenvoller Traum unerfüllt.
Was zuerst auffällt, ist der unglaubliche Ideenreichtum und die Detailversessenheit der Macher. Mit viel Geschick führen sie die verschiedenen Tierarten auf das größtmögliche Maß von Logik zusammen. Und Zootopias Stadtteile bestehen aus verschiedenen Klimazonen, wie Sahara-Square oder Regenwald-Distrikt. Hin und wieder macht aber auch ein Jäger einem früherem Beutetier klar, wie dereinst die Hierarchien verliefen. In sich ist die Welt der Judy Hopps also eine sehr stimmige, wohl durchdachte, und sehr originelle Welt. Allerdings auch eine Welt, die eine Freigabe ohne Altersbeschränkung sehr fragwürdig macht. Denn ZOOTOPIA geizt nicht mit für Kinder furchteinflößenden Szenen, wie dem Panther, der zur Bestie mutiert. Dem gegenüber steht aber auch eine gute Portion Humor, und das endet nicht bei den Faultieren in der Zulassungsstelle.
Jared Bushs und Phil Johnstons Drehbuch zeichnet sich aber auch durch eine äußerst zielgerechte Struktur aus. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen in der Handlung, die werden allerdings nicht einfach aus dem Ärmel geschüttelt, sondern wurden fast unbemerkt im Vorfeld eingeführt. Am Ende wird sogar eine Szene vom Anfang noch einmal aufgegriffen. Billige Tricks gibt es eigentlich keine. Nur eine Spur zu viel Moral. Da hätte man durchaus etwas zurückrudern können. Hier wollen die Macher den Kleinen im Publikum immer und immer wieder verständlich machen, dass man alles im Leben erreichen kann, und man nur selbst dafür verantwortlich ist. Mit der Zeit schlägt das dann doch etwas auf die Akzeptanz des Erwachsenen. Vielleicht wäre der Film bei Pixar besser aufgehoben gewesen, die ihre moralischen Zeigefinger doch immer wesentlich besser zu verpacken verstehen.
Doch alles Jammern nützt nichts, weil ZOOTOPIA trotz leichter Längen und vielen vorhersehbaren Handlungsteilen, extrem viel Unterhaltungspotential hat, das auch Erwachsene überzeugt. Bleibt wie immer wieder einmal die Frage, wer eigentlich dachte, ZOOMANIA wäre für den deutschen Markt ein besserer Titel. Nur eine Frage. Aber letztendlich tut dies dem Film auch keinen Abbruch. Allein, wenn man an das Mümmelnäschen denkt, oder die süßen Schlappohren. Man denkt, man hat schon alles gesehen, aber wenn ein Film dann doch wieder zu verblüffen versteht, dann muss man sich das einfach gefallen lassen.
ZOOMANIA – ZOOTOPIA
Sprecher:
Judy: Ginnifer Goodwin / Josefine Preuß
Nick: Jason Bateman / Florian Halm
Chief Bogo: Idris Elba / Oliver Stritzel
Lionheart: J.K. Simmons
Bellwether: Jenny Slate
Mrs. Otterton: Octavia Spencer
Yax: Tommy Chong
u.a.
Regie: Byron Howard, Rich Moore, Jared Bush
Drehbuch: Jared Bush, Phil Johnston
Bildschnitt: Jeremy Milton, Fabienne Rawley
Musik: Michael Giacchino
Produktionsdesign: Dan Cooper, David Goetz
104 Minuten
USA 2016
Promofotos Copyright Walt Disney Studios Motion Picture