THE LADY IN THE VAN

Poster Lady In The Van

THE LADY IN THE VAN – Bun­des­start 14.04.2016

Bereits zwei­mal por­trai­tier­te Mag­gie Smith den kau­zi­gen Cha­rak­ter der Miss Mary She­p­herd, bevor Nicho­las Hyt­ner die Geschich­te für die Lein­wand adap­tier­te. Ein­mal in einer Hör­spiel­fas­sung, und schließ­lich in einer Büh­nen­ver­si­on. Jetzt kommt die­se außer­ge­wöhn­li­che Geschich­te ins Kino, lie­be­voll umge­setzt von Nicho­las Hyt­ner, der sich neun Jah­re seit sei­nem letz­ten Film HISTORY BOYS Zeit ließ, sein Nischen­pu­bli­kum zu erfreu­en. Nischen­pu­bli­kum des­we­gen, weil eng­li­sche Dra­mas mit stark komö­di­an­ti­schen Ein­schlag noch immer ein in die Ecke gedräng­tes Dasein füh­ren. War­um auch immer. Dreh­buch­schrei­ber und Büh­nen­au­tor Alan Ben­nett will die Geschich­te um die Frau im Lie­fer­wa­gen erlebt haben. Und selbst wenn nur die Hälf­te von sei­ner Erzäh­lung wahr sein soll­te, glaubt man letzt­end­lich dar­an, dass alles davon wirk­lich pas­siert ist.

In Lon­don wird ein gan­zer Stra­ßen­zug auf­ge­wer­tet, weil die Bewoh­ner nach und nach gestor­ben sind, und finanz­kräf­ti­ge Fami­li­en, oder Jung­ge­sel­len, das Vier­tel zu einem bes­se­ren machen wol­len. Doch man­che Alt­las­ten wird man den­noch nicht los. Da ist Mary She­p­herd, die etwas ver­wahr­lost in ihrem Bedford-Lie­fer­wa­gen auf der Stra­ße lebt. Obwohl sich ein Groß­teil der Nach­bar­schaft tole­rant genug zeigt, und ihr wohl­ge­son­nen gegen­über­steht, ist Mary unhöf­lich, ziem­lich gemein, und meist auch unver­schämt. Als Autor hat sich Alan Ben­nett einen beson­de­ren Kniff aus­ge­dacht, wie er sich glaub­haft selbst in sei­ne Geschich­te ein­brin­gen kann. Er tut das auf zwei Arten: In der Geschich­te ist Alan Ben­nett stets dop­pelt im Bild. Im Film hat sich sein Büh­nen­au­tor von der real exis­tie­ren­den Per­son gelöst. Ihre Zwie­ge­sprä­che sind mit­un­ter wit­zig, aber oft­mals auch sehr per­sön­lich. Die­se Sze­nen erklä­ren durch­aus auch Situa­tio­nen, die man als Außen­ste­hen­der schwer nach­voll­zieh­bar zuord­nen wür­de.

litv02

Die Kraft in der Erzäh­lung von LADY IN THE VAN liegt in sei­ner Unauf­dring­lich­keit, und ent­steht durch sei­ne unkon­ven­tio­nel­le Art des Hand­lungs­ab­lau­fes. Zum Ende hin wird der Film nicht mit einer über­ra­schen­den Wen­dung kon­fron­tie­ren. War­um auch? Die Geschich­te ist sich durch­aus selbst genug, um ihr geneig­tes Publi­kum zufrie­den­zu­stel­len. Die ein­zi­ge Über­ra­schung ist Alan Ben­nett selbst, wie er sich in die­ser Geschich­te prä­sen­tiert und dar­stellt. Er will nicht der Held sein, oder der gro­ße Gön­ner, eigent­lich ist er ein Kind sei­ner Mensch­lich­keit. Und in den Dia­lo­gen mit sich selbst kommt das sehr gut zur Gel­tung.

THE LADY IN THE VAN ist ein Film, den man gese­hen haben soll­te, um sich ver­ge­wis­sern zu kön­nen, dass es im Kino noch immer Geschich­ten gibt, die mit außer­ge­wöhn­li­chen Cha­rak­te­ren auch etwas anfan­gen kön­nen, um damit auch zu über­zeu­gen. Wie­viel Wahr­heits­ge­halt in Alan Ben­netts Erzäh­lung liegt, soll­te nicht die Fra­ge sein. Aber wie­viel Mensch­lich­keit ver­mit­telt die­se Erzäh­lung. Mary She­p­herd ist eine äußerst schwie­ri­ge Per­son, aber Regis­seur Nicho­las Hyt­ner hat unent­wegt Erklä­run­gen dafür in der Hin­ter­hand, wel­che die­sen Cha­rak­ter trotz­dem lie­bens­wert machen. Nicht nur weil er von Mag­gie Smith ver­kör­pert wird, son­dern weil Ben­netts Wie­der­ga­be der Geschich­te auch genü­gend Poten­ti­al dafür offe­riert, Situa­tio­nen zu kre­ieren, wel­che jede ein­zel­ne Situa­ti­on nach­voll­zieh­bar zu gestal­ten ver­steht.

Wer mit skur­ri­len Cha­rak­te­ren und außer­ge­wöhn­li­chen Geschich­ten im Geis­te geht, der wird mit LADY IN THE VAN sicher­lich in end­täuscht wer­den. Zudem es sehr span­nend wird, wie sich Mary She­p­herds Weg tat­säch­lich auf­lö­sen wird.

litv01

THE LADY IN THE VAN
Dar­stel­ler: Mag­gie Smith, Alex Jen­nings, Jim Broad­bent, Debo­rah Find­lay, Roger Allem u.a.
Regie: Nicho­las Hyt­ner
Dreh­buch: Alan Ben­nett, nach sei­nen Memoi­ren
Kame­ra: Andrew Dunn
Bild­schnitt: Tariq Anwar
Musik: Geor­ge Fen­ton
Pro­duk­ti­ons­de­sign: John Beard
Groß­bri­tan­ni­en /​ 2015
104 Minu­ten

Pro­mo­fo­tos Copy­right Sony Pic­tures Releasing

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies und von eingebundenen Skripten Dritter zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest (Navigation) oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst Du Dich damit einverstanden. Dann können auch Cookies von Drittanbietern wie Amazon, Youtube oder Google gesetzt werden. Wenn Du das nicht willst, solltest Du entweder nicht auf "Akzeptieren" klicken und die Seite nicht weiter nutzen, oder Deinen Browser im Inkognito-Modus betreiben, und/oder Anti-Tracking- und Scriptblocker-Plugins nutzen.

Mit einem Klick auf "Akzeptieren" werden zudem extern gehostete Javascripte freigeschaltet, die weitere Informationen, wie beispielsweise die IP-Adresse an Dritte weitergeben können. Welche Informationen das genau sind liegt nicht im Einflussbereich des Betreibers dieser Seite, das bitte bei den Anbietern (jQuery, Google, Youtube, Amazon, Twitter *) erfragen. Wer das nicht möchte, klickt nicht auf "akzeptieren" und verlässt die Seite.

Wer wer seine Identität im Web schützen will, nutzt Browser-Erweiterungen wie beispielsweise uBlock Origin oder ScriptBlock und kann dann Skripte und Tracking gezielt zulassen oder eben unterbinden.

* genauer: eingebettete Tweets, eingebundene jQuery-Bibliotheken, Amazon Artikel-Widgets, Youtube-Videos, Vimeo-Videos

Schließen