TED mit taktloser Füllung

Schon der Titel­vor­spann ist so brül­lend komisch, dass er allein das Poten­zi­al für einen gan­zen Film hat. Von der gezeich­ne­ten TV-Welt, in wel­cher sich das lus­ti­ge, heim­tü­cki­sche Wesen des Seth Mac­Far­la­ne bis­her ent­fal­te­te, ist es mit TED ein rie­si­ger Sprung auf die Live-Action-Lein­wand. Bei die­sem rie­si­gen Sprung lan­de­te Mac­Far­la­ne sicher auf bei­den Füßen und mit 1‑A-Hal­tungs­no­ten. Ein Ted­dy­bär unter dem Weih­nachts­baum ist für den klei­nen John Ben­nett das Größ­te. Was John aller­dings erwar­tet, als sich sein innigs­ter Wunsch erfüllt, geht über jede Lebens­er­fah­rung hin­aus. Denn Ted erwacht zum Leben und beglei­tet John für die nächs­ten drei­ßig Jah­re. Aber aus dem knud­de­li­gen Plüsch­bär, der »ich hab dich lieb« sagt, wenn man auf sei­nen Bauch drückt, wird ein Pot rau­chen­der, hart trin­ken­der Lebe­ted­dy mit einem aus­ge­spro­chen losen Mundwerk.

TED ist mit Abstand die ori­gi­nells­te und komischs­te Sache, die in den letz­ten Jah­ren an schmut­zi­gen, durch­trie­be­nen Komö­di­en die Lein­wand bezau­ber­te. Die­ser Schuss hät­te sehr leicht nach hin­ten los­ge­hen kön­nen, weil Ted nur mit dem Kon­zept funk­tio­niert, dass der zum Leben erwach­te Ted ein Plüsch­bär ist. Der Film ist nur der Ted­dy, das könn­te man­chem Zuschau­er zu wenig sein. Für die ande­ren wirft Mac­Far­la­ne als Co–Autor so vie­le lose Sprü­che und hem­mungs­lo­se Situa­tio­nen in die 106 Minu­ten, dass es im Lau­fe des Films immer schwe­rer wird, sich auch nur das Gröbs­te an guten Ein­fäl­len zu mer­ken. Mac­Far­la­ne als Regis­seur hält die Insze­nie­rung straff genug, um kei­nen Anflug von Ermü­dungs­er­schei­nun­gen zuzu­las­sen. Auch wenn sich alles am Kon­zept eines leben­den Ted­dy­bärs fest­macht, ist die­ser Ent­wurf ein­fach zu gut umge­setzt, als dass er schei­tern könn­te. Aller­dings setzt der Film für den Zuschau­er auch vor­aus, dass man die Art von geni­al bis zu grenz­wer­tig rei­chen­den Gags auch mag. Die­ser der­be und oft­mals zu unver­blüm­te Humor ist nicht jeder­manns Sache, mach­te aber zum Bei­spiel schon  BRAUTALARM und HANGOVER so erfolgreich.#

Was die Effekt-Leu­te von Ilou­ra geleis­tet haben, um Ted zum Leben zu erwe­cken, ist schlicht­weg über­ra­gend. Und damit steht und fällt die Bin­dung die­ses einen Cha­rak­ters zum Zuschau­er, aber auch die Glaub­wür­dig­keit zwi­schen Ted und sei­nen mensch­li­chen Neben­dar­stel­lern. Doch Ted schreckt auch vor sen­ti­men­ta­len oder anrüh­rend emo­tio­na­len Sze­nen nicht zurück. Aber auch hier wis­sen die Autoren Mac­Far­la­ne, Alec Sul­kin und  Wel­les­ley Wild im rich­ti­gen Moment einen Knal­ler ein­zu­schie­ben, der locker die Gewich­tung auf sei­ner Kern­kom­pe­tenz hält. Und die­se liegt unum­stöß­lich auf sei­ner äußerst unge­zwun­ge­nen Art der Unterhaltung.

Die Inter­ak­tio­nen der Dar­stel­ler mit dem ani­mier­ten Ted sind tadel­los, und die tech­ni­schen Aspek­te von Kame­ra und Schnitt geben dem Film einen erst­klas­si­gen Fluss. Micha­el Bar­retts Bild­ge­stal­tung ist nicht ori­gi­nell, aber ange­mes­sen und ohne Makel. Doch TED an sich ist nicht ohne Makel. Egal, wie brül­lend komisch der Film ist, er ver­liert sich in den letz­ten fünf­zehn Minu­ten in einem halt­lo­sen Durch­ein­an­der von fal­scher Span­nung und unzu­sam­men­hän­gen­den Poin­ten. Man kann es ent­schul­di­gen, igno­rie­ren oder sich maß­los dar­über ärgern. Aber bei einem Film, der über 90 Minu­ten wie ein per­fek­tes Uhr­werk läuft, sind gera­de die letz­ten fünf­zehn Minu­ten dra­ma­tur­gisch ent­schei­dend. Es betrifft nicht das Mit­tel­stück, kei­ne arg­lo­se Sequenz, es ist der Schluss des Films. Nach dem Schluss gibt es eben nichts mehr, was einen Film noch auf­fan­gen könn­te. Ist das Publi­kum dem Film gnä­dig, kann sich der Film als Gan­zes selbst auf­fan­gen. Aber das soll­te man nicht unbe­dingt voraussetzen.

Seth Mac­Far­la­ne hat als Regis­seur den Sprung vom ein­ge­schränk­ten Fern­se­hen auf die ambi­tio­nier­te Lein­wand mit Bra­vour bestan­den. Nicht wirk­lich ohne Män­gel , aber mit so viel Esprit, dass TED und sein Star Ted sich im Her­zen jedes Men­schen ver­an­kern, der gern hem­mungs­los und umso lie­ber unge­hemmt lacht. Ted ist per­fek­tes Unter­hal­tungs­ki­no für die, die ein­fach mal los­las­sen kön­nen und nicht alle Unge­reimt­hei­ten auf die Gold­waa­ge legen müs­sen. Ja, die letz­ten fünf­zehn Minu­ten hät­ten bes­ser geschrie­ben und insze­niert sein müs­sen. Für alle ande­ren Zuschau­er könn­te Teds Freund­schafts­spruch zu einem Bekennt­nis zum Film wer­den: »Don­ner-Kum­pel auf Lebens­zeit«. Könn­te sich TED viel­leicht sogar irgend­wann zu einem Klas­si­ker sei­nes Sub-Gen­res mausern?

TED
Dar­stel­ler: Mark Wahl­berg, Ted: Seth MacFarlane/Jan Odle, Mila Kunis, Joel McHa­le, Gio­van­ni Ribi­si, Erzäh­ler: Patrick Stewart/Christian Rodeu.v.a.
Regie: Seth Mac­Far­la­ne
Dreh­buch: Seth Mac­Far­la­ne, Alec Sul­kin, Wel­les­ley Wild
Kame­ra: Micha­el Barrett
Bild­schnitt: Jeff Free­man
Musik: Wal­ter Murphy
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Ste­phen Lineweaver
zir­ka 106 Minuten
USA 2012

Pro­mo­fo­tos Copy­right Uni­ver­sal Pictures

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