STRANGE MAGIC

Strange Magic

STRANGE MAGIC – Bun­des­start 25.06.2015

Bespre­chung beruht auf der ame­ri­ka­ni­schen DVD mit ori­gi­na­ler Sprach­fas­sung

Geor­ge Lucas woll­te schon immer ein­mal ein Musi­cal machen. War­um auch nicht, schließ­lich stammt von ihm auch das erfolg­reichs­te Mär­chen aller Zei­ten. Und da scheint sich Lucas gedacht zu haben, dann lege ich das auch noch zusam­men, und fer­tig ist der Knül­ler. Bevor man sich jedoch mit einem Song­schrei­ber aus­ein­an­der­set­zen muss, setzt man auf 18 Pop-Klas­si­ker der letz­ten Jahr­zehn­te, da weiß man schon, dass die gut sind. Ein biss­chen Shake­speare, ordent­lich Pix­ar, eine dicke Por­ti­on Moral, und fer­tig ist das magi­sche Eli­xier zur Ver­zau­be­rung des Ziel­pu­bli­kums. Viel­leicht, aber nur viel­leicht, hat er sich das so gedacht. Anders wäre das fil­mi­sche Resul­tat nicht zu erklä­ren, wo das König­reich der Feen gegen den Dunk­len Wald antritt. Zwei Wel­ten, die sonst unbe­hel­ligt von­ein­an­der neben­her leben. Bis ein über­mu­ti­ger Elf aus dem Feen­reich von der sehr, sehr schma­len Gren­ze eine Schlüs­sel­blu­me pflückt, um einen Lie­bes­trank her­zu­stel­len. Da dreht König Bog aus dem Dunk­len Wald durch, schließ­lich hat er der Lie­be für immer abge­schwo­ren, und möch­te die­se am bes­ten ganz aus­rot­ten.

Mit einer etwas merk­wür­di­gen Adap­ti­on von »Can’t Help Fal­ling In Love« gewinnt der Zuschau­er ers­te Ein­drü­cke des König­reichs der Feen. Ent­ge­gen dem Trend von unpro­por­tio­nier­ten Figu­ren und Set­tings, setzt STRANGE MAGIC auf Pho­to­rea­lis­mus in der Sze­nen­ge­stal­tung und den Bewe­gungs­ab­läu­fen. Ledig­lich den Gesich­tern der Figu­ren fehlt die­ser Rea­lis­mus zum Glück, hat dies beim Publi­kum nur sel­ten Akzep­tanz gefun­den. So schwirrt Prin­zes­sin Mari­an­ne durch die Blu­men­wie­sen, besingt die Lie­be, und erwischt ihren zukünf­ti­gen Prin­zen mit einer ande­ren. Da ereilt Mari­an­ne das sel­be Schick­sal wie König Bog im benach­bar­ten Land. Sie will von der Lie­be nichts mehr wis­sen, hält alles nur von eine gro­ße Lüge, und will lie­ber Sol­da­tin wer­den. Dann wird auch noch ihre Schwes­ter von Bog ent­führt. Bald ste­hen sich zwei Wider­sa­cher gegen­über, die unnach­gie­bi­ger in ihren Belan­gen nicht sein könn­ten.

Es gibt die­se Sze­nen, wel­che heu­ti­ge Ani­ma­ti­ons­fil­me durch­aus auch für alle Alters­grup­pen unter­halt­sam machen. Nur gibt es in STRANGE MAGIC viel zu wenig davon. Ein­mal ein net­ter Gag hier, dann ein net­ter Ein­fall dort. Aber ins­ge­samt wirkt der Film dann doch etwas unin­spi­riert, hat durch­aus Län­gen, und ver­steht es auch nicht, die typi­schen Ver­satz­stü­cke ori­gi­nell zu vari­ie­ren. Sei es der Elf, der nur glaubt, nicht geliebt zu wer­den. Oder der unsym­pa­thi­sche Feen­rit­ter, der vor­gibt, die jün­ge­re Prin­zes­sin zu ret­ten. Jeder Ansatz in der Hand­lung, offen­bart auch gleich­zei­tig die Auf­lö­sung, weil das Dreh­buch ganz gestreng sei­nen Weg von A nach B geht, ohne sich ein­mal einen klei­nen Haken zu erlau­ben. Aber die­se über­ra­schen­den Aus­rei­ßer weg vom Kli­schee hät­te STRANGE MAGIC bit­ter nötig gehabt. Die letz­te hal­be Stun­de erwischt es dabei am schlimms­ten, weil von da an der der rest­li­che Ver­lauf voll­kom­men vor­ge­ge­ben ist, und die­sen Weg auch unbe­irrt und ohne Über­ra­schung beschrei­tet. Mit der Insze­nie­rung hat sich Gary Ryd­strom nicht wirk­lich mit Ruhm bekle­ckert. Ryd­strom ist der Ton­spe­zia­list der zum Bei­spiel schon 17 mal für den Oscar in den Kate­go­rien Bes­ter Ton und Bes­te Ton­ef­fek­te nomi­niert war, und 7 mal den Gold­jun­gen mit nach­hau­se genom­men hat. Ein beson­de­res Geschick in der Wahl von Geschich­ten, oder gar beim Insze­nie­ren, kann man ihm aller­dings nicht vor­wer­fen.

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Fan­ta­sy ist ja ziem­lich rar gesät im Main­stream-Kino. Umso wich­ti­ger wäre es, sol­che Geschich­ten auch über den Tel­ler­rand schau­en zu las­sen. Aber sich auf eine rei­ne Mär­chen­for­mel zu beru­fen, und die­se in aller Kon­se­quenz zu bestrei­ten, kann den Gen­re-Freund wirk­lich nicht erfreu­en. So bleibt STRANGE MAGIC der Kin­der­film, wie er sich als sol­cher gibt. Könn­te sei­ne jun­gen Zuschau­er mit den The­men von Lie­be und mora­li­scher Ver­ant­wor­tung aller­dings auch über­for­dern. Ein erwach­se­nes Publi­kum erreicht STRANGE MAGIC aber nicht. Schon gar nicht mit den äußerst eigen­wil­li­gen Inter­pre­ta­tio­nen sei­ner Lie­der. Geor­ge Lucas woll­te schon immer ein Musi­cal machen. Irgend­wie hat er das schon 1973 mit AMERICAN GRAFFITI getan, sehr ori­gi­nell und wun­der­schön. Hier hat Lucas nie­man­den sin­gen las­sen, aber die aktu­el­le Musik zu einem unver­wech­sel­ba­ren Bestand­teil der Hand­lung gemacht. Das war inno­va­tiv, mar­kier­te einen der wich­tigs­ten Film um das Erwach­sen wer­den, und warf als ers­ter einen sehr kri­ti­schen Blick auf die Lage in Viet­nam.

40 Jahr spä­ter grei­fen die Leu­te um Geor­ge Lucas in die Mot­ten­kis­te halb­wegs bekann­ter Songs, und ver­wurs­ten sie in eine Hand­lung, wie sie unbe­deu­ten­der unin­ter­es­san­ter nicht sein könn­te. GLEE macht es im Fern­se­hen, PITCH PERFECT im Kino. Aktu­el­le, oder bekann­te Songs in die Hand­lung ein­zu­brin­gen, das ist wahr­lich nichts Neu­es. Hat aber schon ori­gi­nel­ler funk­tio­niert. Das Pro­blem dabei ist, dass man als geneig­ter Zuschau­er dar­auf hofft, etwas Neu­es, etwas Ori­gi­nel­les, etwas Beson­de­res erle­ben zu dür­fen. Und das ist bei STRANGE MAGIC lei­der nicht gege­ben. Ein ori­gi­nel­ler Witz da, ein beson­de­rer Ein­fall dort. Im Gesam­ten reicht das nicht aus.

Und man mag sich nicht vor­stel­len, was man dem Film zudem in der Syn­chro­ni­sa­ti­on ange­tan hat. Einen Kin­der­film wird man kaum mit unter­ti­tel­ten Song­tex­ten zei­gen. Was blei­ben muss, ist eine Über­set­zung von gespiel­ten Song­tex­ten, die schon in der Ori­gi­nal-Sprach­fas­sung nicht wirk­lich funk­tio­nier­ten.

Strange Magic

STRANGE MAGIC
Stim­men:
Bog König: Alan Cum­mings
Mari­an­ne: Evan Rachel Wood
Sun­ny: Eli­jah Wood
Dawn: Mer­edith Anne Bull
Sugar Plum Fee: Kris­tin Chenoweth
Feen König: Alfred Moli­na
Gri­sel­da: Maya Rudolph
u.v.a.

Regie: Gary Ryd­strom
Dreh­buch: Gary Ryd­strom, Ire­ne Mec­chi, David Beren­baum, nach einer Geschich­te von Geor­ge Lucas
Bild­schnitt: Chris Plum­mer, John Dami­en Ryan
Musik: Mari­us De Vries
99 Minu­ten
USA 2015

Pro­mo­fo­tos Copy­right Walt Dis­ney Stu­di­os Moti­on Pic­tures

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