Die diesem Roman zugrunde liegende Idee erscheint dem Fan auf Anhieb attraktiv: Da es eine achte Staffel der Serie im TV nicht gab und 1998 nach sieben Seasons Schluss war mit den Abenteuern der Raumstationbesatzung bei Bajor, lässt man Romane verfassen, deren Handlung drei Monate nach den Geschehnissen der letzten Episode beginnt.
So weit die Idee.
S. D. Perry hatte also die Aufgabe, dem Leser eine neu zusammengestellte und in den Positionen veränderte Crew vorzusetzen und einen Einstieg in einen neuen, unterhaltsamen Handlungsstrang zu schaffen. Gelungen ist ihm das nur bedingt.
Anmerkung: ursprünglich hatte ich die englische Fassung des Romans bereits im November 2009 besprochen, anlässlich der deutschen Fassung bei Cross Cult gibt es diese Neuauflage der Rezension.
Klappentext deutsche Ausgabe:
Der Krieg, der den Alpha-Quadranten an den Rand der Zerstörung brachte, ist gerade vorbei. Doch schon befindet sich die Raumstation Deep Space Nine – Brennpunkt für wissenschaftliche und militärische Intrigen – abermals im Herzen eines bevorstehenden Armageddons wieder. Ein überraschender Angriff trifft die Station hart und sorgt für Hunderte von Toten. Abermals ist der so junge Frieden bedroht.
Einzig die Überlebenden um Colonel Kira Nerys und einige streitbare neue Offiziere stehen einem möglichen neuen Krieg noch im Weg – sowie einem furchtbaren Schicksal, das dem ungeborenen Kind von Captain Benjanim Sisko droht.
Zur gleichen Zeit machen Captain Jean-Luc Picard und die Besatzung des Raumschiffes Enterprise eine erstaunliche Entdeckung. Sie wird die Zukunft einer ganzen Zivilisation beeinträchtigen und die Leben aller Personen auf Deep Space Nine für immer verändern.
Ein mutiger Neuanfang für eine der faszinierendsten STAR TREK-Sagas.
Klappentext Original:
RETURN TO THE EDGE OF THE FINAL FRONTIER.
In the aftermath of a war that brought the Alpha Quadrant to the brink of destruction, Starbase Deep Space 9™ – the galaxy’s nexus of scientific and military intrigue – is once more the flashpoint of impending Armageddon as a surprise attack cripples the station, killing hundreds and threatening the fragile new peace.
Colonel Kira Nerys and the survivors – together with several controversial new officers – are all who stand against the outbreak of a new war and a terrible doom tied to the unborn child of Captain Benjamin Sisko.
Elsewhere, Captain Jean-Luc Picard and the crew of the Starship Enterprise™ make a startling discovery…?one that will affect the destiny of an entire civilization and forever change the lives of those aboard Deep Space 9.
A BOLD NEW BEGINNING FOR ONE OF THE MOST COMPELLING STAR TREK® SAGAS OF ALL
Von einigen Charakteren muss man sich trennen, bekanntermaßen wurde Benjamin Sisko von den Propheten ins Wurmloch geholt und man weiß nicht genau, was mit ihm eigentlich ist. Odo blubberte zurück in den Founder-Teich, um dort positiv zu wirken und O’Brien ging an die Sternenflottenakademie um ein Lehramt anzutreten. Es sind also grundlegende Posten neu zu besetzen.
Interessant und eigentlich auch sehr folgerichtig hier eigentlich die Wahl von Ro Laren als neuer Starfleet-Sicherheitschefin, ebenso wie bei Kira Nerys (jetzt Chefin von DS9) handelt es sich ja bei ihr um eine dickköpfige Macherin, Differenzen zwischen den beiden starken Frauen sind also vorprogrammiert. Nog ersetzt trotz seiner Jugend erst einmal O’Brien als Ingenieur denn die Sternenflotten-Ressourcen sind so kurz nach dem Ende des Dominion-Krieges anderweitig gebunden und die Instandsetzung bzw. Aufrüstung der Station stellt keine Priorität dar. Als weiteren neuen Charakter führt man einen Andorianer namens Shar ein – ein Zug, den ich zwar grundsätzlich begrüßt hätte, denn ich halte diese Spezies für hochinteressant – sich aber leider in nahezu Nullzeit verschleißt, da sich der Antennenträger auch nur benimmt, wie ein Mensch. Kulturelle Andersartigkeit die anklingt, wird auf ein Mindestmaß reduziert und widerspricht auch noch früheren Angaben in den verschiedenen Serien zu den Andorianern.
Grundsätzlich ist die Geschichte, die vor dem Leser ausgebreitet wird, durchaus interessant, leider krankt sie aber am ausschweifenden Labern des AutorenGrundsätzlich ist die Geschichte, die vor dem Leser ausgebreitet wird, durchaus interessant, leider krankt sie aber am ausschweifenden Labern des Autoren. Es ist grundsätzlich sehr sinnvoll, in solchen Romanen die Beweggründe der Protagonisten im inneren Dialog vor dem Leser auszubreiten, um Motivation und Beweggründe zu erläutern. Das darf aber nicht ausarten, insbesondere nicht in der hier erlebten Form, dass Seiten über Seiten trotz eigentlich dramatischer Ereignisse die Handlung nicht oder kaum weiter kommt, weil gerade mal wieder einer der Hauptcharaktere ausschweifend seine schwere Kindheit kontempliert. Umso deutlich kam gerade dieser Faktor für mich heraus, weil ich von den bereits vorhandenen DS9-Romanen die meisten im Schrank stehen habe und die sind fast durch die Bank weg richtig gut.
Aufgrund der Schwafelsucht des Autors ist das vorliegende Buch zwar durchaus interessant, aber nicht wirklich kurzweilig. Der gewählte Ansatz der Dauer-Selbstreflektion ist so auch nicht wirklich nachvollziehbar, denn wir kennen die Protagonisten fast alle, wissen wie sie ticken, und es muss ihre Gedankenwelt nicht in dieser epischen Größe vor uns Lesern ausgebreitet werden. Man wünscht sich an mancher Stelle, es möge jetzt bitte endlich mit der Handlung weiter gehen…
Ein weiteres Problem stellt die Tatsache dar, dass nicht wirklich auf einen Höhepunkt zum Ende des Buches hin gearbeitet wird, zumindest nicht in einer Weise, die einen fingernagelkauend auf den zweiten Band warten lässt. Ich blieb mit zwei Gedanken zurück: Wie, das war’s jetzt? Und: Will ich wirklich wissen, wie es weiter geht?
Dabei will ich nicht verschweigen, dass der Roman im letzten Viertel glücklicherweise etwas an Fahrt gewinntDabei will ich nicht verschweigen, dass der Roman im letzten Viertel glücklicherweise etwas an Fahrt gewinnt, ich bin auch nicht sicher, ob ich sonst durchgehalten hätte. Alles in allem hatte ich mich auf ein Wiedersehen oder zumindest Wiederlesen mit der gern gesehenen Raumstation und ihren lieb gewonnenen Bewohnern gefreut. Aus der erwarteten Begegnung mit alten Freunden wurde dann aber leider eine Zitterpartie mit Gähneinlagen, da half noch nicht mal der Auftritt der E‑Enterprise inklusive Troi, Data und Riker – auch dieser Einschub etwas unmotiviert, aber es zeichnet sich ab, dass der Handlungsstrang im zweiten Buch gelöst wird. Hier aber dasselbe Problem: statt wie in TNG üblich ein gefundenes Artefakt erstmal einer genauen Untersuchung zu unterziehen, verpasst der Autor dem Nebendarsteller, der das Ding fand, erstmal eine Sitzung bei Frau Troi, um sein Innenleben zu zerpflücken. Damit kann man langjährigen Star Trek Anhängern einfach nicht kommen, denn Picard mit seinem Archäologie-Tick und Neugier-Data hätten sich auf keinen Fall nehmen lassen, das Ding einer genaueren Untersuchung zu unterziehen. Stattdessen Psychobabble…
Wie ich oben schon schrieb, bin ich unsicher, ob ich mir den zweiten Teil bestellen werde, denn ich habe die Befürchtung, das S.D. Perry mit dem Geschwafel so weiter machen wird. Auf der anderen Seite könnte es sein, dass er im nächsten Band so richtig loslegt, die Voraussetzungen dafür wären jedenfalls vorhanden. Hundert Seiten weniger und eine damit deutlich gestraffte Handlung hätten dem vorliegenden ersten Roman des Zweiteilers aber deutlich gut getan. Oder alternativ nur ein Buch schreiben, dafür ein etwas (!) dickeres.
Die Übersetzung von Christian Humberg hat mir gut gefallen, ich konnte auch im direkten Vergleich mit dem Original keine Patzer entdecken – dafür Daumen hoch!
Empfehlen kann ich allerdings DIE OFFENBARUNG BUCH 1 nur eingefleischten DS9-Fans, anderen lege ich eher das brilliante THE LAERTIAN GAMBLE von Robert Sheckley ans Herz (da fluchen Hardcore-Fans allerdings auch, denn nicht jeder kommt mit Sheckleys Humor zurecht, das Buch ist zugegebener Maßen recht schräg..).? :o)
STAR TREK DEEP SPACE NINE
OFFENBARUNG Buch eins
S. D. Perry
deutsche Übersetzung von Christian Humberg
Taschenbuch, broschiert, 282 Seiten
11,80 Euro
ISBN-10: 3941248510
ISBN-13: 978–3941248519
Cross Cult 2011
STAR TREK DEEP SPACE NINE
AVATAR Book One Of Two
S. D. Perry
Taschenbuch, 284 Seiten, englisch
ca. 6 Euro
ISBN-10: 074340050X
ISBN-13: 978–0743400503
Pocket Books 2001
(das Original ist bei Amazon nur noch als Kindle-Edition oder gebraucht erhältlich)
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Coverabbildung OFFENBARUNG BUCH EINS Copyright 2011 Cross Cult