Grusel- oder Horrorstoffe sind abseits der Klassiker nicht so mein Ding. Allzu oft versuchen zeitgenössische Autoren mangelnde Phantasie durch Splatter zu ersetzen. Trotzdem, als mir Peter Clines THE BROKEN ROOM als »Cthulhu-Mythos-artig« empfohlen wurde, musste ich dann doch mal einen Blick darauf werfen.
Und das war auch gut so, denn die Leserin bekommt ein Roadmovie mit übernatürlichen Komponenten, das sehr lesenswert ist.
Werbetext:
You can still owe the dead.
Hector was the best of the best. A government operative who could bring armies to a halt and nations to their knees. But when his own country betrayed him, he dropped off the grid and picked up the first of many bottles.
Natalie can’t remember much of her life before her family brought her to the US, but she remembers the cages. And getting taken away to the Project with dozens of other young children to become part of their nightmarish experiments. That’s how she ended up with the ghost of a dead secret agent stuck in her head.
And Hector owes Natalie’s ghost a big favor.
Now Hector and Natalie are on the run from an army of killers sent to retrieve her. Because the people behind the Project are willing to risk almost anything to get Natalie back and complete their experiments.
Im Prinzip muss man auch gar nicht mehr wissen, als im Klappentext steht, um das Buch inhaltlich zu beschreiben.
Hector und Natalie sind auf der Flucht vor einer unbestimmten, offensichtlich staatlichen Organisation, die irgendwelche merkwürdigen Experimente mit gefangen genommenen Immigrantenkindern durchführen.
Heraus kommt dabei ein Pageturner, der seine übernatürlichen Elemente erst sparsam einsetzt, die dann aber im verlauf der Story immer dominanter werden und man sich die ganze Zeit fragt, wo das alles enden soll.
Dazu kommt, dass Clines die alte Regel »den Kindern und den Hunden darf nix passieren« einfach mal ignoriert (Hunde kommen übrigens nicht vor), was überaus erfrischend und auch beim Plot dieses Buches konsequent ist.
Die Hauptfiguren sind sehr stimmig charakterisiert, vor allem Ex-Söldner Hector ist facettenreich und eigentlich beinahe eher ein Antiheld, das trifft auf etliche der Figuren in diesem Roman zu, die oft erfreulich ambivalent daher kommen und vom gern überstrapazierten schwarz-weiß-Schema abweichen. Der Autor verkauft dem Leser die Geschichte in erster Linie über seine Hauptfiguren und das fand ich überaus gelungen.
Auch wenn Clines auf allzu ausufernde Splatter-Beschreibungen ebenso verzichtet wie auf wirklich drastischen Horror, dürfte manches in BROKEN ROOM für zarter Besaitete Personen harter Tobak sein, deswegen sollten solche Personen sich zweimal überlegen, ob sie das wirklich lesen wollen.
Nach einem überaus kurzweiligen Lesevergnügen kam dann der Abschluss doch etwas überraschend für mich, denn der ist durchaus nicht im Stil von Mythos-Erzählungen, was die Qualität des Romans allerdings nicht schmälert und womit etliche Leserinnen vermutlich auch zufrieden sein dürften. Dabei schwebt immer die Vorahnung mit, dass gewisse im Buch beschrieben Umstände auch in der Zukunft nochmal Probleme bereiten könnten (will sagen: es könnte weitere Romane in diesem Umfeld geben).
Ich möchte BROKEN ROOM Grusel-Freunden als gelungene Mischung aus Cthulhu-Mythos-artig (allerdings ohne Große Alte) und STRANGER THINGS unbedingt ans Herz legen. Und das sage ich als jemand, der nicht unbedingt ein großer Fan des Horrorthriller-Genres ist. Ich werde ganz sicher noch einen Blick auf die älteren Romane des Autors werfen.
THE BROKEN ROOM
Peter Clines
Horror-Thriller
März 2022, 248 Seiten
Hardcover:
ISBN: 979–8200861965, ca. 29 Euro
eBook (Kindle):
ASIN: B09N7DYY1Z, ca. 5,50 Euro
Hörbuch:
ASIN: B09SGP5T7R
Blackstone Publishing
Coverabbildung Copyright Blackstone Publishing