PARANORMAL ACTIVITY: GHOST DIMENSION 3D

Poster Ghost Dimension

PARANORMAL ACTIVITY: GHOST DIMENSION
Bun­des­start 22.10.2015

Die Glaub­wür­dig­keit von Found-Foo­ta­ge-Thril­lern wird stets dadurch her­ab­ge­setzt, dass Prot­ago­nis­ten ihre Kame­ra hoch­hal­ten, wenn es ein ver­nünf­ti­ger Mensch nicht tun wür­de. Das Sub-Gen­re hat­te sich ziem­lich schnell selbst zu Tode gerit­ten. Doch Oren Peli wand­te 2007 die Stil­mit­tel die­ser Fil­me gegen sie selbst. Mit mini­mals­ten Bud­get schuf er eine klei­ne Sen­sa­ti­on. Er schaff­te es nicht nur, die ste­te Anwe­sen­heit einer Kame­ra ver­nünf­tig und glaub­haft zu erklä­ren, gegen jede Kon­ven­ti­on benutz­te er sta­ti­sche Ein­stel­lun­gen, und das mit einer äußerst gerin­gen Schnitt­ra­te. Nach dem Erfolg hät­te Schluss sein kön­nen, es war ein in sich geschlos­se­nes Gru­sel-Ver­gnü­gen. Aber Para­mount, die PARANORMAL ACTIVITY eigent­lich gar nicht in die Kinos brin­gen woll­ten, ver­lang­ten nun nach mehr. Und das ging min­des­tens noch zwei Mal über­ra­schend gut, weil man sich an die Mus­ter der Vor­la­ge hielt. Dazu hat­ten sich die Macher einen geschicht­li­chen Über­bau aus­ge­dacht, der sogar stim­mig war, ohne das eigent­li­che Ansin­nen der Fil­me zu erdrücken.

THE GHOST DIMENSION ist – groß ange­kün­digt – der letz­te Film der Rei­he. Jetzt ist die Fami­lie Flee­ges an der Rei­he, in ihrer rie­si­gen Vor­stadt­vil­la. Der Bru­der kommt zu Besuch, und eine attrak­ti­ve Yoga­leh­re­rin wohnt eben­falls hier, aber nie­mand weiß genau war­um, und wie sie zu den Flee­ges steht. Man fin­det eine alte Video­ka­me­ra und dazu­ge­hö­ri­ge VHS-Cas­set­ten. Die Kame­ra kann Bil­der auf­zeich­nen, die jen­seits unse­res welt­li­chen Spek­trums bli­cken, und auf den Cas­set­ten gibt es ein Wie­der­se­hen mit den jun­gen Aus­ga­ben von Kat­ie und Kris­ti aus den ers­ten Fil­men. Alles wird höchst beun­ru­hi­gend, weil die Kame­ra immer mehr Geis­ter-Erschei­nun­gen auf­zeich­net, und die drei­ßig Jah­re alten Auf­nah­men auf Ereig­nis­se in der Jetzt-Zeit reagie­ren. Aber natür­lich ver­bleibt man erst ein­mal im Haus, sonst wäre der Spuk ja vor­bei. Selbst als das Töch­ter­lein Zei­chen an die Wand malt, um ein Tor in eine ande­re Dimen­si­on zu öff­nen, wer­den die Zei­chen nicht ein­fach weg­ge­wischt, man war­tet eben mal ab.

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Grund­sätz­lich macht ein Found-Foo­ta­ge-Film, der mit Smart­pho­ne und einer VHS-Kame­ra auf­ge­zeich­net ist, in 3D über­haupt kei­nen Sinn. Noch dazu, wenn es kei­nen ein­zi­gen ver­nünf­ti­gen Effekt gibt, bei dem 3D zum tra­gen kommt. Aber das ist nicht das wirk­li­che Pro­blem, mit dem die­ser Film behaf­tet ist. Es gibt drei Sät­ze wie, »was war das?«, »was ist das?«, und »was siehst du?«, die sich ohne Über­trei­bung alle fünf Minu­ten wie­der­ho­len. Selbst als allen Betei­lig­ten längst klar ist, was im Hau­se vor­geht. Dar­über hin­aus will der Film auch die Geschich­te des Dämons Toby zu Ende erzäh­len, und lose Enden der vor­an­ge­gan­ge­nen Fil­me auf­neh­men und erklä­ren. Dabei ver­gisst er voll­kom­men, wes­halb das Publi­kum wirk­lich gekom­men ist. Es gibt die­se quiet­schen­den Schre­ckens­mo­men­te, aber wirk­lich spär­lich gesät, und höchst vor­her­seh­bar. Zudem sind die sta­ti­schen Auf­nah­men sehr spär­lich ein­ge­setzt. Und wenn, dann fehlt ihnen die ener­vie­ren­de Span­nung, wie sie im ers­ten Film so effek­tiv ver­wen­det und popu­lär wur­de. Von sei­ner Kame­ra­ar­beit unter­schei­det sich THE GHOST DIMENSION von kei­nem ande­ren x‑beliebigen Found-Foo­ta­ge-Film, aber er unter­schei­det sich optisch sehr stark von dem, was PARANORMAL ACTIVITY eigent­lich ausmachte.

Der Start­ter­min von 2013 wur­de zuerst auf 2014 und schließ­lich auf 2016 ver­scho­ben. Jetzt star­tet der Film doch 2015, und das lässt viel Raum für Spe­ku­la­tio­nen. Dass die Pro­duk­ti­on Pro­ble­me hat­te, merkt man dem End­pro­dukt durch­aus an. So war Kat­ie Fea­thers­ton, Prot­ago­nis­tin aus dem ers­ten Film, nur bis Teil drei geplant, aber auf­grund des Ein­wir­kens von Pro­du­zent Oren Peli, fand ihre Figur einen Platz in Teil vier, und sogar im Spin-off DIE GEZEICHNETEN. Jetzt, wo die Geschich­te abge­schlos­sen wer­den soll­te, wäre es am sinn­volls­ten gewe­sen, sie ihre Rol­le noch ein­mal spie­len zu las­sen. Doch weit gefehlt, und das deu­tet doch ein­deu­tig auf Schwie­rig­kei­ten mit dem Dreh­buch hin. Und: vier Dreh­buch­au­toren sind noch nie ein gutes Zei­chen gewe­sen. Auch macht ganz und gar nicht den Ein­druck, dass der Film einen Abschluss bil­den soll. Denn nur ein sechs­ter Teil könn­te erklä­ren, wor­auf die ein­zel­nen Fort­set­zun­gen wirk­lich auf­bau­ten, die­ser tut es nicht. Das ist der Zwie­spalt in dem Para­mount nun steckt, einen wirk­lich wür­di­gen Abschluss zu pro­du­zie­ren, mit dem sie Gefahr lau­fen, ins finan­zi­el­le Desas­ter zu steu­ern. Nach THE GHOST DIMENSION dürf­te es schwer fal­len, selbst hart­ge­sot­te­ne Fans noch ein­mal zu motivieren.

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PARANORMAL ACTIVITY: GHOST DIMENSION
Dar­stel­ler: Chris J. Mur­ray, Brit Shaw, Ivy Geor­gem, Dan Gill, Oli­via Tay­lor Dud­ley, Micha­el Kra­wic u.a.
Regie: Gre­go­ry Plotkin
Dreh­buch: Jason Pagan, Andrew Deutsch­man, Adam Robi­tel, Gavin Heffernan
Kame­ra: John W. Rutland
Bild­schnitt: Michel Aller
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Nathan Amondson
88 Minuten
USA 2015

Pro­mo­fos­tos Copy­right Para­mount Pictures

AutorIn: Bandit

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