Nicht vernachlässigen sollte man allerdings das Problem der sogenannten »Simulator Sickness«. Das Spielgeschehen passt nicht zu dem, was der Gleichgewichtssinn im Mittelohr erlebt, deswegen kann auch bei Personen, die üblicherweise keine Probleme mit See- oder Reisekrankheit haben, und die mit 3D-Computerspielen problemlos zurecht kommen, Übelkeit auftreten. Glaubt mir, ich weiß wovon ich rede. :o) Man will beim Entwickler der Brille durch Verbesserungen der Headtracker versuchen, die Simulator Sickness zu minimieren, ich gehe aber davon aus, dass diese weiterhin ein Problem bleiben wird. Wegen des Mittelohrs.
Abgesehen von den Techdemos gibt es tatsächlich bereits die ersten »echten« Spiele, die die Oculus Rift unterstützen, eins davon ist LUNAR FLIGHT.
LUNAR FLIGHT greift im Prinzip ein ganz altes und fast schon klassisches Spielprinzip auf, das des LUNAR LANDERS oder auch SPACE TAXI. Dabei musste man in 2D-Seitenansicht mit einem Pixelschiffchen durch geschicktes Schub geben auf dem Mond (oder ähnlichem) landen.
Bei LUNAR FLIGHT sitzt man im Cockpit einer Mondlandefähre, die optisch deutlich an die Originale der NASA angelehnt sind. Diese steuert man durch verschiedene Schubdüsen, die rund um das Schiff angebracht sind. Was dem Realismus-Fan gefallen wird, sorgt dafür, dass diese Steuerung sich nicht auf Anhieb erschließt, auch wenn es durchaus Hilfen bei der Kontrolle des Schiffes gibt.
Tipp für den Anfang: Erstmal nur mit dem Vertikalschub spielen und ein Gefühl für die Kontrolle darüber bekommen. Ein paar Mal abheben und wieder landen. Dann die Drehung des Schiffes hinzunehmen und ein wenig hin- und her rotieren, noch ohne sich über dem Landepad weg zu bewegen, denn dann kann man immer wieder kontrolliert aufsetzen. Hat man das Im Griff, kann man versuchen, mal zu einem anderen Landepad (Navpunkt) zu fliegen. Eventuell die Autoausrichtung in den Spieloptionen desaktivieren, denn gerade beim Landemanöver nervt die meist mehr, als sie hilft.
Die Immersion im Spiel ist beeindruckend. Das liegt nicht zuletzt am Cockpit der Kapsel. Man sitzt in diesem Kommandostand und kann durch Umsehen mit der Rift verschiedene Displays mit diversen Informationen beobachten. Weiterhin ist man in der Lage, Knöpfe durch reines Ansehen aktivieren zu können. Oder besser: man wählt die Knöpfe durch Ansehen aus und aktiviert sie dann durch einen Tastendruck auf dem Gamepad.
Wenn man das noch nicht gesehen hat, kann man sich nicht vorstellen, wie realitätsnah es dank der OR daher kommt und wie sehr man sich trotz der geringen Auflösung des Displays als im Spiel befindlich fühlt. Total irre.
Die Anfangsmissionen klingen vergleichsweise einfach: starte auf Mondbasis eins, fliege zu Mondbasis zwei und lande dort wieder auf dem Pad. Doch als Anfänger wird man bei dem Versuch, sich mit der Steuerung zu arrangieren und diese in den Griff zu bekommen, garantiert mal ein paar seiner Landefähren zu Klump fliegen. Glaubt mir, ich habe für diverse Krater auf dem Mond gesorgt. Dabei ist das Spiel nicht unfair, es widersetzt sich einfach der Mainstream-Idee der großen Publisher, dass mein eine Steuerung innerhalb von Minuten im Griff haben muss. Experimentieren und Üben kann Spaß machen.
Wer das Fliegen beherrscht, kann zu herausforderenden Missionen übergehen, bei denen man beispielsweise Materialien aufsammeln muss oder die in der höchsten Stufe sogar auf dem Mars stattfinden. Und für ganz Unentwegte mit Betonmagen existiert auch ein Multiplayermodus, bei dem man sich gegenseitig unter Feuer nehmen kann. Hierbei ist der Schwierigkeitsgrad aber durch diverse optionen in weitem Rahmen einstellbar.
Der Hinweis auf den Betonmagen ist kein Spaß. Auch wenn ich mir unter der Brille inzwischen eine gewisse Resistenz gegen die Simulator Sickness antrainiert habe, halte ich LUNAR FLIGHT im Moment nicht länger als ca. 30 Minuten durch, dann droht sie Übelkeit überhand zu nehmen. Das ist sehr schade, denn der Spielspaß ist so groß, dass man gern deutlich länger zocken möchte.
LUNAR FLIGHT zeigt auf beeindruckende Weise, wo die Reise in Sachen Virtual Reality in Spielen hingehen wird. Obwohl das Spiel an sich eigentlich eher simpel ist und ohne die Brille vielleicht keinen hinter dem Ofen hervorlocken würde (noch nicht ausprobiert, aber andere Tester sagen, es wäre auch auf einem Monitor sehr spielbar, insbesondere durch seine minimalistische Mond-Ästhetik), gewinnt es durch die Brille immens an Spielspaß und vor allem Faszination. Wer bereits über eine Oculus Rift verfügt, der sollte nicht lange nachdenken und die (derzeitig) 4,99 Euro bei Steam investieren. Der Sonderpreis gilt allerdings nur noch bis zum 18. November, danach liegt er wieder bei 9,99 Euro.
Grandios.
Wer dem Entwickler etwas Gutes tun möchte, der bestellt nicht über Steam, sondern über den Humble Store, da erhält man zwar auch nur einen Steam-Key, aber die Entwickler erhalten hier deutlich mehr von den Einnahmen als bei Valve – und das Spiel kostet zehn Dollar statt zehn Euro. Man unterstützt zudem auch noch wohltätige Zwecke.
p.s.: Ich habe auf ein Video verzichtet, das verzerrte Oculus Rift-Doppelaugen-Grafik zeigt, weil das den weitaus meisten Spielern im Moment in Ermangelung des Geräts ja leider noch nichts nutzt.
p.p.s.: Als nächste Besprechung folgt KAIRO.
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