LEGEND – mit Tom Hardy

Poster Legend

LEGEND – Bun­des­start 07.01.2016

Ist der Name Al Capo­ne der Inbe­griff für das ame­ri­ka­ni­sche Gangs­ter­tum, kön­nen die Brü­der Regi­nald und Ronald Kray die­sen Sta­tus in Groß­bri­tan­ni­en für sich bean­spru­chen. Ihr Auf­stieg beginnt in den Sech­zi­gern. Ron­nie sitzt noch in der geschlos­se­nen Psych­ia­trie, wegen psy­chi­scher Insta­bi­li­tät und patho­lo­gi­schen Gewalt­aus­brü­chen. Er ist Fami­lie, betont Reg­gie im Ver­lauf immer wie­der, so nutzt er sei­nen Ruf, um die ärzt­li­che Dia­gno­se etwas zu beschleu­ni­gen, natür­lich in die rich­ti­ge Rich­tung. Die Zwil­lings­brü­der haben zwar unter­schied­li­che Ansich­ten, wie Geschäf­te getä­tigt wer­den soll­ten, aber genau das stellt sie noch brei­ter gegen kon­kur­rie­ren­de Ban­den auf. Dadurch wird das Geschäft aller­dings auch bru­ta­ler, und unbe­re­chen­ba­rer.

Regis­seur und Autor Bri­an Hel­ge­land gelingt ein wun­der­ba­rer Ein­stieg in eine schein­bar längst ver­gan­ge­ne Zeit. Die obser­vie­ren­den Poli­zis­ten wer­den von Regi­nald per­sön­lich auf eine Kaf­fee ein­ge­la­den, und er kom­men­tiert für sie sei­nen Spa­zier­gang, das es etwas län­ger wer­den könn­te, wenn sie ihm fol­gen. Mal sehen. Die Atmo­sphä­re ist ent­spannt, sogar etwas hei­ter. In die­sen ers­ten Ein­stel­lung führt auch Tom Con­roys Pro­duk­ti­ons­de­sign hin­ein in die­ses ver­schwun­de­ne Lokal- und Zeit­ko­lo­rit. Immer wie­der fällt auf, wie wenig es bedarf, um ein Lon­don aus den Sech­zi­gern wie­der leben­dig zu machen. Weni­ge Stra­ßen­zü­ge, ein paar Auto­mo­bi­le, und natür­lich die pas­sen­den Kos­tü­me. LEGEND fei­ert sich nicht als Aus­stat­tungs­or­gie, die viel­leicht mög­lich gewe­sen wäre, son­dern über­zeugt mit Akt­zen­ten. Ansons­ten ist Hel­ge­land ohne­hin auf sei­ne Figu­ren fixiert.

Die Erzäh­le­rin ist Fran­ces, die Schwes­ter eines Ban­den­mit­glie­des, in die sich Regi­nald ver­liebt. Bei der Erzäh­lung selbst ver­liert der Film etwas an sei­ner Inten­si­tät, weil er zwar Fran­ces berich­ten lässt, aber aus Per­spek­ti­ve der Kame­ra immer bei den Zwil­lings­brü­dern bleibt. Dabei hat Kame­ra­mann Dick Pope oft auf län­ge­re Ein­stel­lun­gen gesetzt und die Bil­dern mit ordent­li­chen Kon­tras­ten und kräf­ti­gen Far­ben unter­stützt. Und wie er Tom Har­dy immer wie­der mit sich selbst, oder eben mit einem Dou­ble, ins Bild setzt, muss für die Kon­ti­nui­tät eine ech­te Her­aus­for­de­rung gewe­sen sein. Man hat nie­mals den Ein­druck, dass sich die Pro­duk­ti­on mit bana­lem Schnitt – Gegen­schnitt aus der Affä­re zie­hen woll­te, um Tom Har­dy mit sich selbst spie­len zu las­sen. Cut­ter Peter McNul­ty hat die­se Sequen­zen so flüs­sig und ele­gant geschnit­ten, dass man schlicht­weg davon über­zeugt ist, Tom Har­dy tat­säch­lich zwei­mal im Bild gese­hen zu haben. Es gibt nur sehr weni­ge Sze­nen, in denen Har­dy per Trick­tech­nik mit sich selbst im Bild zusam­men­ge­fügt wur­de. Und die­se erfül­len auch den Zweck, die Dua­li­tät ihrer Cha­rak­te­re zu demons­trie­ren. So sitzt Ron­nie anfäng­lich immer streng am lin­ken Bild­rand, wäh­rend Reg­gie an der rech­ten Sei­te posi­tio­niert wur­de. Aber das wird sich im Ver­lauf zuerst auf­wei­chen, und schließ­lich umdre­hen.

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Selbst­re­dend ist die eigent­li­che Sen­sa­ti­on Tom Har­dy selbst, der schon in den ers­ten Sze­nen ver­ges­sen macht, dass hier nur eine Per­son spielt. Auch wenn sich die Zwil­lings­brü­der die meis­ten Sze­nen tei­len, kommt der Zuschau­er nicht auf den Gedan­ken, die­se bei­den so unter­schied­li­chen Cha­rak­te­re einem ein­zi­gen Dar­stel­ler zuzu­ord­nen. Der beson­ne­ne und ruhi­ge Regi­nald und der unkon­trol­lier­ba­re Psy­cho­path Ronald, sie sind eben Fami­lie. Aber auch für sie hat sich Bri­an Hel­ge­land etwas ein­fal­len las­sen. Nach einer eher mau­en Cha­rak­te­ri­sie­rung von MAD MAX, und einer nach Kli­schee aus­ge­rich­te­ten Vor­stel­lung in THE REVENANT, hat Har­dy mit LEGEND einen vor­läu­fi­gen Höhe­punkt in sei­ner Kar­rie­re erreicht. Und das nach Fil­men wie BRONSON oder WARRIOR.

LEGEND ist nicht die knall­har­te Gangs­ter­show, wie sie Scor­se­se ger­ne insze­niert. Hel­ge­land kommt ohne den spöt­ti­schen Zynis­mus aus, ist oft­mals sogar unter­schwel­lig höchst wit­zig. Es gibt durch­aus die ein oder ande­re Sze­ne, die expli­zit in Erin­ne­rung ruft, war­um sich die Kray-Brü­der so schnell, so viel Respekt ver­schaf­fen konn­ten. Doch zuerst ist LEGEND an der Geschich­te inter­es­siert, und an sei­nen Figu­ren, von denen die­se Geschich­te aus­geht. Da kann sich auch die­ser Film nicht klar an die Fak­ten hal­ten, und muss eine gewis­se Dra­ma­ti­sie­rung und Kon­zen­tra­ti­on zulas­sen. Und dar­auf soll­ten sich end­lich auch ein­mal die peni­blen Geis­ter ein­las­sen, die immer nur nach den Schwach­stel­len boh­ren. Dafür ist LEGEND ein viel zu gutes Stück Kino, als das man ihn sich durch Klei­nig­kei­ten mies machen las­sen soll­te. Und wäre es allein für Tom Har­dy.

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LEGEND
Dar­stel­ler: Tom Har­dy, Tom Har­dy, Emi­ly Brow­ning, Chris­to­pher Eccle­s­ton, David Thew­lis, Taron Eger­ton, Chazz Pal­m­in­te­ri, Paul Bet­ta­ny u.a.
Regie & Dreh­buch: Bri­an Hel­ge­land
Kame­ra: Dick Pope
Bild­schnitt: Peter McNul­ty
Musik: Car­ter Bur­well
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Tom Con­roy
132 Minu­ten
Groß­bri­tan­ni­en – Frank­reich /​ 2015
Pro­mo­fo­tos Copy­right Stu­dio­Ca­nal

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