HERCULES

Poster Hercules

HERCULES – Bun­des­start 04.09.2014

Dway­ne John­son als Her­ku­les? Da muss man eigent­lich nicht lan­ge über­le­gen. Nach sei­nem ers­ten fil­mi­schen Auf­tritt in DIE MUMIE KEHRT ZURÜCK, hat es noch eine Wei­le gedau­ert, bis man sich der cha­ris­ma­ti­schen Wir­kung des Wrest­ling-Cham­pi­ons wirk­lich bewusst wur­de. Viel­leicht dau­ert es noch, bis man John­son in sei­ner ers­ten wirk­lich dra­ma­ti­schen Rol­le zu sehen bekommt, aber die Indus­trie hat sich zumin­dest dar­auf beson­nen, dass er grö­ße­re Rol­len in sei­nem Métier ohne wei­te­res allein stem­men kann. Spä­tes­tens seit FASTER vor vier Jah­ren hat Dway­ne John­son klar gemacht, dass sei­ne Action-Figu­ren durch­aus auch glaub­wür­di­ge Tie­fe zei­gen kön­nen. Für einen Typen wie Her­ku­les ist die­se Tie­fe im Cha­rak­ter dann doch eher neben­säch­lich, doch durch­aus erwünscht. Natür­lich hält sich auch die­se Adap­ti­on des mythi­schen Stof­fes nicht an die gestren­gen Auf­zeich­nun­gen. Aber sie hält an deren Eck­pfei­lern fest, um eine für sich ste­hen­de, soli­de Geschich­te zu erzählen.

In einem knap­pen Abriss wird in einer furio­sen Bild­fol­ge die Geburt und das Her­an­rei­fen von Zeus’ Sohn behan­delt. Mit drei Bei­spie­len wer­den sei­ne zwölf Auf­ga­ben beschrie­ben, die in der Erle­gung des Nemëi­schen Löwen gip­feln, des­sen unver­wund­ba­res Fell dem Halb­gott-Hel­den zukünf­tig als schüt­zen­de Rüs­tung die­nen wird. Als König Cotys Her­ku­les und sei­ne ihn treu erge­be­nen Freun­de um Hil­fe im Krieg gegen die Zen­tau­ren bit­tet, lockt natür­lich eher der Sold, als das Ehr­ge­wis­sen. In die­ser Erzäh­lung kommt die Unter­stüt­zung für Cotys inmit­ten der zwölf Auf­ga­ben, die Zeus’ Sohn für König Eury­stheus erfül­len muss. Denn bis zu die­sem Zeit­punkt ist Her­ku­les noch der Ansicht, dass er für die Ermor­dung sei­ner eige­nen Fami­lie ver­ant­wort­lich ist, was ihn für eine Wie­der­gut­ma­chung unter die Fuch­tel von Eury­stheus stell­te. Und wie das raf­fi­nier­te Dreh­buch von Ryan Con­dal und Evan Spi­li­o­to­pou­los den Mythos dreht und wen­det, um ihn in eine fil­mi­sche Dra­ma­tur­gie zu brin­gen, das ist schon bewun­derns­wert. Und vor allem span­nend zu beobachten.

Über Dway­ne John­son muss man wirk­lich nicht viel Wor­te ver­lie­ren, der sei­ne Hel­den­rol­le aus­füllt, als wäre er dafür gebo­ren und trai­niert. In einer Rei­he von erst­klas­si­gen Neben­rol­len, sticht vor allem Ian McSha­ne her­aus, des­sen Rol­le für den humo­ri­gen Ablauf ver­ant­wort­lich ist. Als Ora­kel Amphiar­aus hat er sei­nen eige­nen Tod vor­aus­ge­se­hen, wel­cher in den pas­sen­den Momen­ten aller­dings nie ein­tritt. Mit Ingrid Bolsø Berdal kommt eine wirk­li­che Über­ra­schung ins Ensem­ble. Die Nor­we­ge­rin ist bis­her einem brei­te­ren Publi­kum in Euro­pa ver­bor­gen geblie­ben, aber kann hier mit einer ste­reo­ty­pen Rol­le zei­gen, wie wich­tig die Che­mie zwi­schen Dar­stel­ler und Zuschau­er ist, um durch­aus glaub­wür­dig zu blei­ben. Ingrid Bolsø Berdal ist es auch, die eine direk­te Brü­cke zum Gen­re-Groß­meis­ter HERR DER RINGE schafft, indem sie unver­hoh­len die Bogen-Küns­te von Lego­las imi­tiert. Das mag sich zuerst bil­lig und unin­spi­riert anma­ßen, berei­tet aber dann im Film doch viel mehr Freu­de als Ärger­nis. Da über­rascht es wenig, dass natür­lich auch HERCULES nicht um die monu­men­ta­len Land­schafts­über­flü­ge ver­le­gen ist, die Peter Jack­son für sei­ne GEFÄHRTEN unbe­wusst zu einem Sta­tus­sym­bol des Fan­ta­sy-Films gemacht hat.

Ganz klar muss man akzep­tie­ren, dass HERCULES ein sehr klas­sisch insze­nier­ter San­da­len-Film ist. Schnör­kel­los und ohne fil­mi­sche Extra­va­gan­zen. Regis­seur Brett Rat­ner hat natür­lich auf diver­se Stil­mit­tel des moder­nen Kinos zurück­ge­grif­fen. Da fal­len zum Bei­spiel immer wie­der die extrem ent­schleu­nig­ten Sequen­zen auf, um die Bedeu­tung eines Hand­lungs­ab­lau­fes zu unter­strei­chen. Dafür ver­zich­tet der Film auf die mitt­ler­wei­le schon ermü­den­den, vom Com­pu­ter ani­mier­ten Blut­sprit­zer, wel­che in Rich­tung Kame­ra das Schlacht­ge­tüm­mel dra­ma­ti­sie­ren sol­len. Klas­sisch heißt im Fal­le von HERCULES auch, dass der Film einer sehr strin­gen­ten Erzähl­struk­tur folgt. Letzt­end­lich gibt es in sei­ner tech­ni­schen Umset­zung und der eigent­li­chen Erzäh­lung kei­ne wirk­li­chen Über­ra­schun­gen. Klas­sisch heißt für HERCULES, dass er auch tat­säch­lich von A nach B geht, ohne dar­aus künst­le­ri­sche Eska­pa­den zu ent­wi­ckeln. Aber genau das ist auch so wich­tig. Brett Rat­ner hat einen Fan­ta­sy-Film insze­niert, der zu kei­nem Zeit­punkt schlau­er, oder auf­re­gen­der sein will, als sei­ne Vor­gän­ger. Gera­de weil HERCULES sich so zurück­nimmt, läuft er zu Höchst­form auf. Genau das liegt in der Bedeu­tung des klas­si­schen Kino. Ein­fach mal zu dem ste­hen, was man macht. Und nicht ver­su­chen, das Gemach­te in einen unver­dient höhe­ren Kon­text set­zen zu wollen.

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HERCULES
Dar­stel­ler: Dway­ne John­son, Ian McSha­ne, John Hurt, Rufus Sewell, Aksel Hen­nie, Ingrid Bolsø Berdal, Reece Rit­chie, Joseph Fien­nes, Tobi­as San­tel­mann u.v.a.
Regie: Brett Ratner
Dreh­buch: Ryan J. Con­dal, Evan Spiliotopoulos
Kame­ra: Dan­te Spinotti
Bild­schnitt: Mark Helf­rich, Julia Wong
Musik: Fer­nan­do Velàzquez
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Jean-Vin­cent Puzos
USA / 2014
98 Minuten

Pro­mo­fo­tos Copy­right Para­mount Pictures

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