Fantasy Film Fest 2014 – NURSE 3D

Poster Nurse 3D

In einem Film mit dem Hin­ter­grund von NURSE bedarf es unbe­dingt einer Dar­stel­le­rin wie Paz de la Huer­ta, die kei­ner­lei Pro­ble­me damit hat, sich stän­dig nackt durchs Bild zu räkeln. Seit sie das ers­te Mal einem wei­te­ren Publi­kum auf­ge­fal­len war, hat man eher das Gefühl, sie hät­te ein Pro­blem, sich nicht aus­zie­hen zu dür­fen. Doch der Ansatz von NURSE ist eine bit­ter­bö­se Sati­re. Und auch eine bit­ter­bö­se Sati­re braucht etwas wie eine Leit­fi­gur. Und eine Leit­fi­gur muss einen aus­ge­präg­ten Cha­rak­ter haben. Nun ist es so, dass Huer­ta wohl eine nicht zu ver­ach­ten­de Figur hat, die bei den einen Neid und bei den ande­ren Erek­tio­nen her­vor zu rufen ver­steht. Das ist bei einer Sati­re, wo es um betrü­gen­de Män­ner und Sex-Fan­ta­sien geht, ein sehr unter­stüt­zen­des Mit­tel. Aber Huer­ta hat nicht das Gesicht, nicht das Cha­ris­ma, und auch nicht das Talent, eine Sati­re funk­tio­nie­ren zu las­sen. Schön­heit liegt im Auge des Betrach­ters, des­we­gen muss man sich hier vor­sich­tig aus­drü­cken. Ihre viel zu schma­le und fal­ti­ge Augen­par­tie, die schma­le Nase, der über­pro­por­tio­nier­te Mund. Es macht fff2014sie ein­fach nicht attrak­tiv. Wobei man strikt zwi­schen Schön­heit und Attrak­ti­vi­tät unter­schei­den muss. Jetzt kann man dage­gen hal­ten, dass gera­de die­ser Umstand die Sati­re erhöht, weil die Män­ner ledig­lich Huer­tas Kör­per wahr­neh­men. Das wäre ein schö­ner Gedan­ke. Aller­dings ist sie auch kei­ne Schau­spie­le­rin. Wenn sie ver­sucht mit ver­füh­re­ri­schem Ton­fall zu über­zeu­gen, ihrer Wut frei­en Lauf lässt, oder Ver­zweif­lung zei­gen möch­te. Paz de la Huer­ta macht aus der schrä­gen Prä­mis­se  des Films ein Par­cours, bei dem man nur schnell zum nächs­ten Schau­wert kom­men möchte.

Die Kran­ken­pfle­ge­rin Abby hat eine Mis­si­on. Sie möch­te die Welt von all den Betrü­gern und Per­ver­sen befrei­en, wel­che in der Frau­en­welt nur für Ärger sor­gen. Dass sie sich selbst als Objekt der Begier­de ein­setzt, um den männ­li­chen Jagd­trieb anzu­sto­ßen, soll der wit­zi­ge Wider­spruch in der Geschich­te sein. Bes­tens mit medi­zi­ni­schen Kennt­nis­sen ver­traut, weiß Abby, wie man wel­che Gerät­schaf­ten und Arz­nei­mit­tel am wir­kungs­volls­ten ein­setzt. Und dann tritt plötz­lich die jun­ge Dan­ni in Abbys Leben, eine uner­fah­re­ne, naiv wir­ken­de Pfle­ge­rin, die unbe­dingt Unter­stüt­zung durch Lebens­er­fah­rung benö­tigt. So sieht es jeden­falls Abby, die sich so neben­her auch noch ein klein wenig in ihre neue Kol­le­gin ver­guckt hat. Als her­vor­ra­gen­de Tak­ti­ke­rin hät­te die Psy­cho­path­in bald alles unter ihrer Kon­trol­le, doch Dan­ni zeigt sich dann doch nicht so naiv, wie vermutet.

Eine über­spitz­te Sati­re, das ist immer noch der Aus­gangs­punkt. Allein die Uni­for­men der Kran­ken­pfle­ge­rin­nen las­sen dar­an kei­nen Zwei­fel. Alles beginnt viel­ver­spre­chend, lus­tig wird gemeu­chelt, mun­ter Intri­gen gespon­nen. Anfangs funk­tio­niert die eigent­li­che Absicht ganz gut. Doch mehr und mehr in den Film hin­ein, wird aus dem über­dreh­ten Trei­ben, ein mehr und mehr gewöhn­li­cher Thril­ler. Irgend­wo in der Hälf­te schwenkt Dou­glas Aar­ni­o­koskis Insze­nie­rung zu alt­be­kann­ten Ver­satz­stü­cken des Span­nungs­ki­nos und ver­liert das eigent­li­che Ziel voll­kom­men aus den Augen. Zum Ende hin  dreht er das gan­ze noch ein­mal in einen rei­nen Slas­her-Modus, der nett anzu­se­hen ist, aber jede Art von Humor oder hin­ter­grün­di­gen Ansät­zen ver­mis­sen lässt. Und hier offen­bart sich neben der Fehl­be­set­zung von Paz de la Huer­ta die zwei­te gro­ße Schwä­che in dem Film, der soviel ver­spro­chen hat: Es geht um den rei­nen Blut­ge­halt. So gibt es eini­ge für den Splat­ter-Fan sehr ansehn­li­che Momen­te, aber die­se sind weit gerin­ger gesät als es dem Tenor des Films geschul­det ist. Zudem sind die Splat­ter-Sze­nen dann ohne wirk­li­che Über­ra­schun­gen inszeniert.

Man kann über Gewalt im Kino phi­lo­so­phie­ren, wie und was man will, aber ein geneig­tes Publi­kum ist nicht im Gerings­ten am Phi­lo­so­phie­ren inter­es­siert. Es will auf per­fi­de Wei­se unter­hal­ten und über­rascht wer­den. Es möch­te am liebs­ten alle paar Minu­ten laut in den Saal rufen: »WTF?«. Es ist in Ansät­zen zu erken­nen, dass Dou­glas Aar­ni­o­koski mit NURSE genau die­ses Ziel errei­chen woll­te. Aber aus Ansät­zen allein ergibt sich kein wirk­lich gelun­ge­ner Film. Und dann wird selbst aus der Frei­zü­gig­keit der Haupt­dar­stel­le­rin ein sinn­lo­ses Unter­fan­gen. Anstatt auf die­se Attri­bu­te zu ach­ten, hät­te Aar­ni­o­koski mehr auf Cha­ris­ma in der Beset­zung ach­ten müs­sen. Eigent­lich ist alles vor­han­den, doch so wirk­lich funk­tio­nie­ren will es nicht.

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NURSE 3D
Dar­stel­ler: Paz de la Huer­ta, Kat­ri­na Bow­den, Cor­bin Bleu, Mar­tin Dono­van, Judd Nel­son, Kath­le­en Tur­ner u.v.a.
Regie: Dou­glas Aarniokoski
Dreh­buch: Dou­glas Arni­o­koski, David Loughery
Kame­ra: Boris Mojsovski
Bild­schnitt: Andrew Coutts
Musik: Anton Sanko
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Ali­cia Keywan
84 Minuten
USA 2013
Pro­mo­fo­tos Copy­right Squa­re One Entertainment

AutorIn: Stefan Holzhauer

Meist harm­lo­ser Nerd mit natür­li­cher Affi­ni­tät zu Pixeln, Bytes, Buch­sta­ben und Zahn­rä­dern. Kon­su­miert zuviel SF und Fan­ta­sy und schreibt seit 1999 online darüber.

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