Mit ungefähr eintausend Besuchern war die Tactica gut besucht und hat im Vergleich zum letzten Jahr deutlich zugelegt. Schöne große Verkaufsstände bieten Waren an, die man nicht unbedingt ohne Versandhandel bekommt, dazu viele Neuheiten und Schnäppchen. Es tummelten sich sowohl lokale Händler als auch solche aus dem Rest Deutschlands, und auch aus England waren bekannte Namen angereist. Kataloge in – zum Beispiel – polnischer Sprache lassen vermuten, dass auch andere Länder vertreten waren.
Im Sortiment fanden sich all die Dinge, die man so braucht: Miniaturen in allen Größen und Materialien von namhaften und unbekannteren Herstellern, Geländeteile, Hecken, Bäume, Häuser in allen Varianten, Detailzubehör für Dioramen wie Blätter (ja, richtig gelesen, einzelne Miniaturblätter), Grasbüschel, Tassen und Teller, sogar Teile für einen variablen Dungeon in exzellenter Qualität – inklusive Geheimtüren! – waren zu bestaunen. Daneben natürlich Pinsel, Farben, Kleber, Lacke, Würfel und Basen ließen keinerlei Wünsche offen – außer dem Wunsch nach einer besser gefüllten Brieftasche vielleicht.Daneben waren allerlei Spieltische zu sehen, an denen der interessierte Besucher auch die verschiedenen Angebote austesten durfte. Fantasy, Antike, Mittelalter, Neuzeit, zweiter Weltkrieg, Science Fiction, Western, Steampunk oder ein recht amüsantes Scenario mit Vampiren (»Vampire glitzern nicht in der Sonne, sie verbrennen!«, ein Horrorszenario nach SONGS OF FEAR & FAITH), es war für jeden etwas dabei. In entspannter Atmosphäre wurden so neue Erfahrungen gemacht oder alte Ressentiments über Bord geworfen. Auch die dreidimensionale Variante des Brettspielklassikers TALISMAN verdient Erwähnung.
Generell war einfach viel zu viel zu sehen, um alles aufzählen zu können, darum möchte ich nur ein paar meiner persönlichen Highlights herausstellen. Das bedeutet jedoch nicht, das mir nur das gefallen hat, ganz im Gegenteil. Für mich war die Tactica 2012 einer der Höhepunkte dieses Jahres und ich freue mich jetzt schon auf die Veranstaltung im nächsten Jahr.
Ich bin voreingenommen, ich gestehe es. Aber die DYSTOPIAN WARS-Platte war in meinen Augen das, woran ich mich wohl am besten erinnern werde. Hatte schon der Baubericht mich neugierig gemacht, so war die fertige Platte noch einmal ein Erlebnis für sich. Detailreich, schön gemacht und etwas, nach dem ich von nun an selbst streben kann. Meine Pläne, die Platte ungesehen in mein Auto zu schaffen und dann ungeschoren zu entkommen habe ich jedenfalls ganz schnell aufgegeben, selbst wenn ich den Erbauern hätte entgehen können, so hätten mich viele andere bestimmt zur Strecke gebracht, in deren verträumten Gesichtsausdrücken ich ähnliche Pläne vermuten konnte.
ABENTEUER IN BRUEGELBURG – AUF DER JAGD NACH DEM MONDMANN war auch eine Extra-Erwähnung wert. Das war eher ein Rollenspiel-ähnliches Szenario vor der folgenden Hintergrundgeschichte:
»Die Dreharbeiten für einen neuen Fantasyfilm stehen kurz vor dem Beginn. Außenaufnahmen werden in einem fantastisch ausgestatteten Set in der Nähe des echten Städtchens Bruegelburg nahe der Holländischen Grenze gedreht. Alle Beteiligten, sowie die Produktionsfirma sind begeistert vom Detailreichtum und der Authentizität des Sets, erste Bilder gab es bereits im Internet im sogenannten ‘Lead Adventure Forum’ zu sehen.
Einer der Hauptdarsteller, Mel Gibson, wurde aus der Produktion entlassen, nachdem er wiederholt durch unflätiges Verhalten aufgefallen ist, wir gehen hier nicht weiter auf Details ein…
An seiner Stelle hat die Produktionsfirma einen russischen Darsteller, Vladimir Nobukov, Bruder einer gewissen Oksana, engagiert.
Die Stellproben der Komparsen vor Drehbeginn wurden wiederholt durch eine mysteriöse Gestalt, die man nur als ‘Mondmann’ bezeichnet, gestört.
Mel Gibson versucht sich wieder in die Produktion zu drängen, indem er wiederholt , als Magd verkleidet, mit seinem Assistenten am Set auftaucht. Er schäumt vor Wut als er erfährt, das man sehr schnell kompetenten Ersatz gefunden hat…
Ein Spieler spielt Mel Gibson und seinen Assistenten Mike, ein Spieler spielt den bekannten russischen Schauspieler Vladimir Nobukov und dessen Assistenten Iwan. Beide versuchen den Mondmann zu fangen.«
Ein tolles und kleinteilreiches Gelände, eine extrem witzige Idee und Spieler, denen man den Spaß ansah. So soll es sein.
Der WIKINGERANGRIFF AUF DIE HAMMABURG war ebenfalls sehr schön gemacht. Eine große Platte voller Details, hervorragend umgesetzter Schiffe und liebevoll bemalter Figuren. Die Tigerente in dem kleinen Teich war nur ein kleiner Humor-Akzent, der mir sehr gefallen hatte. Last but not least war da diese imperiale Burg. Beeindruckend, mit viel Liebe zum Detail, aber im Endeffekt hat meine Tochter dafür gesorgt, dass die Burg hier auftaucht. Mitten drin war eine »Statue« eines Pferdes aufgestellt worden. Als Kern dieser Statue diente eines dieser sammelbaren FILLY UNICORNS, was meine Tochter natürlich sofort begeisterte. Mich zwar eher die Verarbeitung und die Ideen, die dort hinein gewandert waren, aber es muss ja nicht immer um mich gehen.Auch eine schöne Überraschung gab es dann auf der Tactica noch: die exzellenten, etwas weiter vorn erwähnten Dungeonteile der Firma »Dwarven Forge« sind nun auch hierzulande einfacher zu bekommen. Die Qualität und die vielen kleinen, verspielten Details wie Geheimtüren hinter Bücherregalen sind einfach umwerfend und immer einen Blick wert.
Ebenfalls erwähnenswert ist das eher aus Großbritannien bekannte »Bring & Buy«. Hier kann der mit Überschuss geplagte Besucher Dinge abgeben, die er verkaufen möchte, die Veranstalter haben eine Kasse aufgestellt und am Schluss erhält man dann den Erlös abzüglich 10%. Stressfrei und bequem.
Fazit: Eine äußerst empfehlenswerte Veranstaltung, die ich auch beim nächsten Mal ganz bestimmt wieder besuchen werde.
Abschließend noch ein paar weitere Impressionen von einem rundherum gelungenen Wochenende.
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Bildnachweis: Logo Tactica Copyright Hamburger Tactica e.V., alle Fotos Copyright Bernd Meyer