GUARDIANS OF THE GALAXY in 3D

Poster Guardians Of The Galaxy

GUARDIANS OF THE GALAXY – Bun­des­start 28.08.2014

Mit GUARDIANS OF THE GALAXY muss Mar­vel bewei­sen, dass ihr Super­hel­den-Uni­ver­sum noch funk­tio­niert, und wei­ter funk­tio­nie­ren wird. Zehn Fil­me, die auf unter­schied­lichs­te Wei­se inein­an­der ver­wo­ben sind, wur­den bis­her ver­öf­fent­licht. Fünf­zehn wer­den es sein, wenn Pha­se 3 des Cine­ma­tic Uni­ver­se abge­schlos­sen wird, aber nicht mit AVENGERS 3, son­dern mit GUARDIANS 2. Das zeigt nicht nur Mar­vels Weit­blick, son­dern auch uner­schüt­ter­li­ches Ver­trau­en. Die Struk­tur stand, noch bevor Pha­se 2 mit IRON MAN 3 rich­tig ange­lau­fen war, und der ers­te GUAR­DI­ANS-Ein­satz noch in wei­ter Fer­ne lag. Jetzt sind die­se Fil­me nicht alle wirk­lich Fort­set­zun­gen, doch ein wacke­li­ges Gerüst kann es den­noch schnell wer­den. Der Zuschau­er bleibt eben ein unbe­re­chen­ba­res Objekt der Begier­de. Sieht man sich gera­de den Kino-Som­mer an, in dem sich GUARDIANS nun ent­fal­ten darf, hat das Ziel­pu­bli­kum eini­ge als sicher gel­ten­de Kas­sen­schla­ger ein­fach igno­riert. Nun haben sie sehr wohl Geld ein­ge­spielt, vie­le lagen dabei aller­dings weit unter den von den Stu­di­os anvi­sier­ten Höhen. Weit drun­ter. Und dann die Ret­ter der Kino-Gala­xy mit einem Start­wo­chen­en­de von 94 Mil­lio­nen Dol­lar. Damit liegt der Film zwar nur auf Platz 32 in der Rang­fol­ge der Eröff­nungs­wo­chen­en­den, doch die Bran­chen­blät­ter jubel­ten und zeig­ten sich gleich­zei­tig ver­blüfft. Ein ein­deu­ti­ges Zei­chen, dass die Indus­trie nicht wirk­lich mit einem Erfolg in die­ser Grö­ßen­ord­nung gerech­net hat­te. Nur Mar­vel, die eben bewie­sen haben, dass alles noch funktioniert.

Der Plün­de­rer und Heh­ler Peter Quill soll aus einer Rui­nen­stadt eine omi­nö­se Metall­ku­gel, Orb genannt, ber­gen. Ohne zu wis­sen, dass auch der wahn­sin­ni­ge Des­pot Ronan der Anklä­ger das Objekt in sei­nen Besitz brin­gen will. Die ers­te Begeg­nung mit Ron­ans Scher­gen ver­läuft für Peter noch glimpf­lich, doch dabei bringt er mit sei­ner unkon­ven­tio­nel­len, sehr sprung­haf­ten Art sei­nen Zieh­va­ter Yon­du gegen sich auf. Nun kämpft Peter schon gegen zwei Fron­ten. Doch nach aben­teu­er­li­chen Ein­la­gen und einem anschlie­ßen­den Gefäng­nis­auf­ent­halt, wer­den derer Pro­ble­me noch zuneh­men. Im Gefäng­nis lan­det auch die grün­häu­ti­ge Gamo­ra, die in Ron­ans Auf­trag Peter töten soll. Zudem ist da der min­der­be­mit­tel­te Drax der Zer­stö­rer, der in Peter die Chan­ce sieht, an Ronan her­an zu kom­men, um den Tod sei­ner Fami­lie zu rächen. Und dann sind da der Gen- und mit Implan­ta­ten mani­pu­lier­te Wasch­bär Rocket, mit sei­nem Kum­pel, dem pflanz­li­chen Huma­no­iden Groot. Die wol­len nur die dicke Koh­le und Peter die Metall­ku­gel Orb abspens­tig machen.

In der Rei­he von bis­her zehn kom­pa­ti­blen Mar­vel-Fil­men, ist GUARDIANS OF THE GALAXY der am wenigs­te kon­for­me Film im Gefü­ge. Aber genau das ist es, was den fri­schen Wind ins Ensem­ble bläst. Regis­seur und Autor Gunn, mit sei­ner Mit­strei­te­rin Nico­le Perl­man, haben die ers­te rich­ti­ge Komö­die in der Rei­he geschrie­ben und insze­niert. Und das sind nicht nur plum­pe Ein­zei­ler, son­dern rich­tig ein­ge­hen­de Situa­tio­nen, wel­che gegen den Pathos gebürs­tet sind. Man beach­te zum Bei­spiel Rockets Bemer­kun­gen, wenn die Grup­pe beschließt zusam­men­zu­ar­bei­ten. War Dow­neys Tony Stark durch sein über­heb­li­ches Geba­ren bis­her die wit­zigs­te Figur im Cine­ma­tic Uni­ver­se, über­neh­men nun die GUARDIANS im Hand­streich den Anspruch auf Komö­die im Gesam­ten. Und das auf Mar­vel-Manier, näm­lich gut durch­dacht, exzel­lent geschrie­ben, und vor allem uner­war­tet effektiv.

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Tech­nisch ist der Film natür­lich tadel­los, was man für 170 Mil­lio­nen Dol­lar auch erwar­ten dürf­te. Die ein­zel­nen Hand­lungs­or­te sind abwechs­lungs­reich, aber nicht her­aus­ra­gend gestal­tet, wo sehr viel mit Licht- und Farb­stim­mun­gen gespielt wird. Wie der fried­li­che Pla­net Xan­dar, der eine hel­le, pas­tell­far­be­ne Atmo­sphä­re genießt, und mit Ankunft Ron­ans die­se Far­ben blass wer­den und an Hel­lig­keit ver­lie­ren. Um die ver­spiel­te Här­te der Guar­di­ans zu unter­strei­chen setzt man oft­mals auf unter­sich­ti­ges Licht oder setzt bei Kämp­fen har­te Licht­kan­ten von hin­ten. Das Kon­zept wird aller­dings nicht bru­tal über­zo­gen, son­dern setzt eher behut­sam unter­strei­chen­de Akzen­te. Ansons­ten lie­fert  Ben Davis’ Kame­ra eigent­lich sehr kon­ven­tio­nel­le Bil­der, die nur gele­gent­lich der nach­fol­gen­den 3D-Kon­ver­tie­rung ent­ge­gen kamen. Die Sets selbst sind über­zeu­gend und effek­tiv, doch fragt man sich ab und an, ob hier nicht ordent­lich gespart wur­de. Man­che Räum­lich­kei­ten wir­ken so beengt, dass man ver­mu­ten möch­te, der Kulis­sen­bau soll­te ver­schont blei­ben. Grö­ße­re Sets, wie die Hal­le der Rui­nen­stadt, könn­ten gleich­zei­tig das Inne­re von Ron­ans Raum­schiff sein. Grund­sätz­lich ist das ein ganz gewöhn­li­ches Ver­fah­ren bei Film­pro­duk­tio­nen. Was hier aller­dings auf­fällt, dass sich die unter­schied­li­chen Kulis­sen zu ähn­lich sind, und mit der Aus­stat­tung kaum stär­ker indi­vi­dua­li­sier­te Räu­me geschaf­fen wur­den. Was an die­ser Stel­le eben wie­der die Licht­kon­zep­ti­on aus­zu­glei­chen versucht.

Die Stär­ke von GUARDIANS liegt immer noch in der Dra­ma­tur­gie des Dreh­buchs, wel­ches gar nicht so ober­fläch­lich ist, wie es auf­grund der extrem gerad­li­ni­gen Hand­lung den Anschein hat. Dass Peter Quill am Anfang aus­ge­rech­net in dem Moment von einem Raum­schiff ent­führt wird, als sei­ne Mut­ter gestor­ben ist, ent­puppt sich als alles ande­re als ein Gen­re-Kli­schee. Vom Humor ganz abge­se­hen über­zeugt die Geschich­te durch ihre para­do­xe Struk­tur. Denn nur weil die sich spä­ter als Guar­di­ans bezeich­nen­den Kil­ler und Gangs­ter gegen­sei­tig an den Kra­gen wol­len, jeder dem ande­ren nicht im Gerings­ten ver­traut, macht es sie stark gegen die die bösen Mäch­te von außen. Man mag gegen­hal­ten, dass auch dies nichts Sel­te­nes in der Kino­welt ist, wie zum Bei­spiel Fil­me wie MIDNIGHT RUN erfolg­reich demons­trier­ten. Aller­dings sind es hier gleich meh­re­re Fron­ten, die gegen­ein­an­der ste­hen, aber gegen die äuße­ren Ein­flüs­se so weit zusam­men hal­ten müs­sen, dass die jewei­li­gen eige­nen Inter­es­sen gewahrt blei­ben. Das schafft Platz für sehr auf­re­gen­de, sehr unter­halt­sa­me Action-Sequen­zen, von denen es nicht weni­ge gibt bei GUARDIANS OF THE GALAXY. Immer unter­stützt von die­sem unauf­dring­li­chem Humor, der stim­mig zu der Insze­nie­rung steht.

Manch­mal kann die Wer­bung auch hal­ten, was sie ver­spricht. Als der ers­te Trai­ler auf den Markt kam, unter­legt mit Blue Swe­des »Hoo­ked On A Fee­ling«, da sah das wirk­lich spa­ßig und sehr ori­gi­nell aus. Obwohl Fan­girls und ‑boys nicht so sehr dar­an glau­ben woll­ten, blieb es dann doch dabei, und hier liegt die wah­re Stär­ke von GUARDIANS, der Musik­aus­wahl. Eine Cas­set­te mit einem Musik-Mix von zwölf 70er-Jah­re-Hits, ist alles was Peter Quill noch von sei­ner ver­stor­be­nen Mut­ter hat. Die Musik zu Peters Leben wird zur Beglei­tung für den Zuschau­er durch den Film, womit er zwei­fel­los sein größ­tes Poten­ti­al aus­spielt. Die rei­ne Sci­ence Fic­tion-Welt wird durch die­se Musik nicht etwa kon­ter­ka­riert, son­dern schafft eine voll­kom­men eige­ne, aber wir­kungs­vol­le Atmo­sphä­re. Da tum­meln sich 10CC, The Raspber­ries, aber auch David Bowie, oder Elvin Bishop. Und jeder Song scheint exakt für die jewei­li­ge Sze­ne geschrie­ben zu sein.

Wäh­rend John C. Reil­ly und Glenn Clo­se lei­der gegen ihre eigent­li­chen Mög­lich­kei­ten ein­ge­setzt wur­den, ist der Rest des Ensem­bles wun­der­bar besetzt. In einen Film, wel­cher bis­her der ris­kan­tes­te in Mar­vels Rei­he war, das bis­her sel­ten auf­ge­fal­le­ne Gesicht von Chris Pratt zu set­zen, ist erstaun­lich. Hat sich aller­dings aus­ge­zahlt. Tief im Her­zen hat Pratt die­sen abso­lut über­heb­li­chen, aber auch oft ver­lie­ren­den Gau­ner ver­in­ner­licht, der mit einem ver­schmitz­ten Lächeln auch das letz­te biss­chen Ehr­ge­fühl über Bord zu schmei­ßen ver­steht.  Zoe Sald­a­na ist ja im Action-Kino kei­ne Unbe­kann­te mehr. Beden­ken, sie könn­te neben Scar­lett Johann­son nun zur über­be­an­spruch­ten Action-Iko­ne aus­ge­nutzt wer­den, kann man getrost bei Sei­te wischen. Als Gamo­ra ist sie stets der har­te Kil­ler, aber immer mit die­ser leich­ten Unsi­cher­heit, ohne dass sich Abnut­zungs­er­schei­nun­gen in ihrem Spiel zei­gen. Sald­a­na hat aber auch ein Wesen, wel­ches von der Kame­ra geliebt wird, und ihre Aus­strah­lung wei­ter ver­stärkt. Nur Dave Bau­tis­ta braucht eini­ge Zeit, was auch sei­nem naiv dümm­li­chen Cha­rak­ter geschul­det ist, bis er beim Publi­kum ange­kom­men ist. Dass der Wrest­ling-Star in ers­ter Linie wegen sei­nes Köper­baus besetzt wur­de, ist offen­sicht­lich. Und dann sind da natür­lich Rocket und Groot, ganz aus­ge­zeich­net ent­wi­ckel­te Figu­ren, die sich ani­miert so homo­gen in die Sze­ne­rie ein­fü­gen, dass jeder Zwei­fel an Authen­ti­zi­tät sofort ver­schwin­det. Dass es die FFS GmbH in Ber­lin nicht zustan­de brach­te, wenigs­tens die regu­lä­ren Syn­chron­spre­cher von Brad­ley Coo­per und Vin Die­sel für Rocket und Groot zu arran­gie­ren, zeugt von gro­ßer Ignoranz.

Vie­le klei­ne Schwä­chen, vie­le gro­ße Lacher. GUARDIANS OF THE GALAXY wirkt in sei­nem Umfang und der Insze­nie­rung wie der klei­ne dre­cki­ge Bru­der von THE AVENGERS, auch wenn man bei­de Fil­me nicht direkt ver­glei­chen kann. Mar­vels ris­kan­te Rech­nung ging gegen jede Erwar­tung auf. Auch die­se Super­hel­den-Grup­pe wird den Zuschau­ern zuneh­mend ans Herz wach­sen, gera­de weil sie einen ganz ande­ren Schwung in die­ses Uni­ver­sum ein­flie­ßen las­sen. Da hat sich Peter Quill sei­nen durch den gan­zen Film erwünsch­ten, aber igno­rier­ten Namen Star-Lord red­lich verdient.

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GUARDIANS OF THE GALAXY
Dar­stel­ler: Chris Pratt, Zoe Sald­a­na, Dave Bau­tis­ta, Lee Pace, Micha­el Roo­ker, Karen Gil­lan, John C. Reil­ly, Glenn Clo­se, Beni­cio Del Toro, und die Stim­men von Brad­ley Coo­per / Fah­ri Yar­dim und Vin Diesel
Regie: James Gunn
Dreh­buch: James Gunn, Nico­le Perlman
Kame­ra: Ben Davis
Bild­schnitt: Fred Ras­kin, Hug­hes Win­bor­ne, Craig Wood
Musik: Tyler Bates
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Charles Wood
121 Minuten
USA 2014
Pro­mo­fo­tos Copy­right Walt Dis­ney Stu­di­os Moti­on Pictures

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