Es ist eine der vielversprechendsten Geschichten bei den Fantasy Filmfest Nights gewesen. Und die Erwartungshaltung entsprechend hoch. Denn ein im Horror‑, Fantasy- und Thriller-Genre bewandertes Publikum dürstet stets nach Neuem. Und wer könnte schon widerstehen zu sehen, wie ein Film über die Zombie-Apokalypse aussehen mag, der ohne die Zombie-Apokalypse auskommt. Wahrscheinlich war Autor Hatem Khraiche von der relativ unbekannten, französischen Serie LES REVENANTS von 2012 inspiriert, welche wiederum ein Remake des ebenfalls französischen Filmes von 2004 gleichen Titels war. Nichtsdestotrotz weckt die Thematik Begehrlichkeiten, weil ein neuer Blick auf alte Geschichten immer notwendiger wird. War Kanada im Produktionsbereich bisher mit mittelmäßig erfolgreichen Serien aufgefallen, ist es eigentlich Produktionsland Spanien, das sofort aufhören lässt. Unwillkürlich fallen da einem THE OTHERS ein, oder MAMA, und selbstverständlich Guillermo del Toros kleine, feine Meisterwerke wie CRONOS und DEVILS BACKBONE. Eine schwere Bürde, die THE RETURNED an Hoffnung mit aufgeladen bekommt. Und zu keinem Zeitpunkt wird der Film dieser Hoffnung gerecht.
Nach zwei Zombie-Ausbrüchen hat man ein Serum entwickeln können, welches sich »Return Protein« nennt, und ehemaligen, beißwütigen Untoten ein normales Leben beschert. Kate ist Ärztin und eine Koryphäe auf dem Gebiet der Zombie-Forschung. Alex ist Musiklehrer und führt mit Kate eine zufriedene Beziehung. Bis eines Tages die Gerüchte um sich greifen, das »Protein« würde langsam zur Neige gehen, was die jetzt normal scheinenden Zurückgekehrten wieder in gefährliche Bestien verwandeln würde. Ein Problem für Alex, weil er einer dieser ehemals Verstorbenen ist. Über ihre Beziehungen im Krankenhaus, kann Kate einige Protein-Ampullen auf Vorrat organisieren, die eigentlich auf eine tägliche Portion streng reglementiert sind. Somit verschafft sie ihrem Mann zwar einen mehrtägigen Aufschub gegenüber anderen Patienten, doch Alex´ Schicksal bleibt unausweichlich.
Nach einem Titelvorspann, der mit wackelnden Titeln, schmutzig verwaschenen Bildern und blitzenden Zwischenblenden seit SEVEN so beliebt ist, fällt THE RETURNED sofort in ein beliebiges Fahrwasser an Inszenierung. Was noch wie ein Film beginnt, der sein Publikum mit einem verstörenden Gefühl bei Laune halten möchte, belehrt dieses Publikum gleich in der ersten Szene eines besseren. Manuel Carballo scheint nie einen Horrorfilm im Sinn gehabt zu haben, als er RETURNED inszenierte. Vielmehr reduziert sich die Handlung oftmals auf ein kammerspielartiges Drama. Das kann in anderen Fällen durchaus funktionieren, nur geht es in diesem Fall überhaupt nicht mit der Zombie-Thematik zusammen. In einer Szene dringen bewaffnete Männer in das Krankenhaus ein, um die Patienten in der Station für Zurückgekehrte zu töten. Anstatt das emotionale Potential in seiner wirklichen Grausamkeit auszuschöpfen, verharrt die Kamera auf dem in Schach gehaltenen Gesicht von Kate. Dass manchmal die Vorstellung grausamer ist, als die Tat selbst zu erleben, funktioniert hier überhaupt nicht. Carballo kann weder seine Szenenfolgen spannend gestalten, noch seinen Darstellern eine der Situation angemessene Intensität abringen.
Es gibt vereinzelt Szenen, die auf der Straße das große Ganze zeigen möchten, was die eingedämmte Zombie-Problematik mit sich bringt, wenn die Menschen trotz allem in Angst vor dieser unnatürlichen Situation leben. Diese Sequenzen fügen sich überhaupt nicht in den eigentlichen Verlauf ein, obwohl sie gerade die intimere Struktur der Charakter-Szenen aufbrechen müssten, um die Emotionen der Figuren verstärken zu können. Doch auch hier hakt es bei THE RETURNED, weil Emily Hampshire und Kris Holden-Ried keine wirklich einnehmende Präsenz besitzen. Zweifellos sind es gute Schauspieler, haben aber bei weitem nicht das charismatische Potential, einen Film wie diesen zu tragen. Vor allem einen Film zu tragen, der durch seine inkonsequente Inszenierung sowieso immer wieder auseinanderbricht. Den Showdown der unausweichlichen Konsequenz hat Manuel Carballo dann auch noch über fast fünfzehn Minuten hinweg gestreckt, was jede Bindung zu den Figuren endgültig auflöst. Eine überraschend gemeinte Wendung am Ende entlarvt auch Autor Hatem Khraiches Unsicherheit gegenüber seinem eigenen Stoff.
So sieht also ein Film über die Zombie-Apokalypse aus, der ohne Zombie-Apokalypse auszukommen versucht, und lieber Drama als Thriller sein möchte. Wenn man bedenkt, wie unblutig WORLD WAR Z überzeugte, oder NIGHT OF THE LIVING DEAD als Kammerspiel inszeniert war, dann ist immer noch Raum für allerlei Variationen in diesem Sub-Genre. THE RETURNED allerdings konnte die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Im Gegenteil, er enttäuscht, weil er das Potential der vielen kleinen Komponenten, nicht stimmig zusammen bringen konnte. Das ist Javier Salmones langweiligen Bildern genauso geschuldet, wie Hatem Khraiches uninspiriertem Drehbuch, mit dessen Prämisse es sich Regisseur Manuel Carballo nur allzu leicht gemacht hat.
THE RETURNED
Darsteller: Emily Hampshire, Kris Holden-Ried, Shawn Doyle, Claudia Bassols, Melina Matthews, Barry Flatman, Paulino Nunes u.a.
Regie: Manuel Carballo
Drehbuch: Hatem Khraiche
Kamera: Javier Salmones
Bildschnitt: Guillermo De La Cal
Musik: Jonathan Goldsmith
Produktionsdesign: Gavin Mitchell
zirka 98 Minuten
Spanien – Kanada 2013
Promofotos Copyright Uncork’d Entertainment / TAJI Media
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