Über lange Zeit hat Evan seiner Mutter beim Sterben zugesehen. Mit stoischer Ruhe und tiefer Liebe ist er seiner Verantwortung nachgekommen. Und als es vorüber ist, verliert er ein wenig den Halt. Bei einer Auseinandersetzung in der Bar wo er als Koch arbeitet, schlägt er seinen Kontrahenten zusammen. Seinen Job kann er jetzt vergessen, und es kann nicht lange dauern, bis die Polizei vor seiner Tür stehen wird. Kurzerhand nimmt Evan den ersten verfügbaren Flug irgendwohin nach Europa, und es verschlägt ihn nach Italien. In Pompeij begegnet er der einheimischen Louise, die ihm ein eindeutiges Angebot macht.
Doch das verstört Evan, der tatsächlich erst einmal ein Date bevorzugen würde, damit aber abblitzt. Die beiden laufen sich allerdings immer wieder über den Weg, was schließlich zu einer herzlichen Romanze führt. Währenddessen hat Evan Arbeit bei einem gealterten Olivenbauern gefunden, der eine väterliche Rolle für ihn übernimmt. Wo Evan mit Oliven und Pilzbefall beschäftigt ist, hat Louise mit schwerwiegenderen Problemen zu kämpfen. Was immer sie in Wirklichkeit sein mag, sie will es Evan ersparen. Und als dieser doch hinter ihr Geheimnis kommt, kann nur die Liebe beiden Seelen helfen.
SPRING ist ein äußerst außergewöhnlicher Film. Justin Benson hat sich eine Geschichte ausgedacht, die sich sehr mutig an das Horror-Genre annähert. Doch mit Co-Regisseur Aaron Moorhead ist es ihm tatsächlich gelungen, einen sehr einnehmenden Film zu inszenieren, der eine unheimliche Spannung hält, obwohl er sich in eine ganz andere Richtung entwickelt, als der Genre-Freund vermuten möchte. Eigentlich hat SPRING sehr wenig mit Horror oder Spannungskino zu tun, und doch baut er mit seinem Hintergrund darauf auf. SPRING ist eine verwegene Romanze, die mit ihren fantastischen Momenten funktioniert, weil Nadia Hilker und Lou Taylor Pucci eine fast schon unheimliche Chemie verbindet. Mit ihrem losgelösten, äußerst natürlichen Spiel nehmen sie den Zuschauer für sich gefangen. Sie sind das Paar, welches zusammen gehört. Und damit steht und fällt ein Film, der in erster Linie eine Liebesgeschichte erzählen will, die aber nur über die Fantastik erzählt werden kann.
Moorhead und Benson gelingt es immer wieder, Spannung aufzubauen und zu halten, auch wenn der romantische Teil im Vordergrund steht. Sie verflechten sehr geschickt diese Ebenen, weil sie den eigentlichen Horror-Anteil nicht überstrapazieren. Dennoch zeigt der Film auch ziemlich gruselige Szenen, allerdings auf einem sehr geschmackvoll und kurz gehaltenen Niveau. Es geht niemals um den Schockeffekt, sondern um die Erkenntnis, auf was sich Evan in dieser Beziehung einlässt. Und damit wird SPRING ganz und gar nicht zu dem Film, den man eigentlich erwarten würde, wenn es um genetische Mutationen geht. Zudem hat Justin Benson selbst die Geschichte in so traumhafte Bilder eingebettet, dass man sich seiner Faszination kaum erwehren kann. Letztendlich ist SPRING ein Film der eigentlich viel zu sehr gegen das Genre gebürstet ist, als dass er ein größeres Publikum erreichen würde. Dass er allerdings auf den großen Märkten überhaupt keine Verleiher fand, ist trotz allem extrem unverständlich. Allein schon wegen Nadia Hilker und Lou Taylor Pucci, die so natürlich agieren, dass dies allein schon genug Freude bereitet, ihnen einfach nur zuschauen zu dürfen. Natürlich will der Freund des gepflegten Horror auch hinlänglich mit Horror bedient werden. Dafür steht SPRING dann als gutes Beispiel für den oft zitierten Blick über den Tellerrand.
SPRING
Darsteller: Lou Taylor Pucci, Nadia Hilker, Vanessa Bednar, Shane Brady, Francesco Carnelutti, Holly Hawkins u.a.
Regie: Justin Benson, Aaron Moorhead
Drehbuch & Kamera: Justin Benson
Bildschnitt: Justin Benson, Michael Felker, Aaron Moorhead
Musik: Jimmy Lavalle
Produktionsdesign: Fabrizio D’Arpino, Melissa Lyon
USA / 2014
109 Minuten
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