Fantasy Filmfest 2015: MAGGIE

Poster Maggie

MAGGIE – Ab 28. August 2015 auf Blu Ray / DVD

Man stel­le sich vor, die Toten erhe­ben sich, und nichts pas­siert. Auf ein­mal bleibt die Apo­ka­lyp­se aus, die uns immer pro­phe­zeit wur­de. Die­ses Sze­na­rio fand sich in der 2011er Black­list nicht pro­du­zier­ter Fil­me, eine nach Umfra­gen zusam­men­ge­stell­te Lis­te belieb­tes­ter Dreh­bü­cher ohne Pro­du­zen­ten. Die Lis­te macht Pro­duk­ti­ons­ge­sell­schaf­ten immer wie­der auf even­tu­el­le Ver­säum­nis­se oder Mög­lich­kei­ten auf­merk­sam, und so fand John Scotts Dreh­buch­de­büt MAGGIE doch noch sei­nen Weg auf die Lein­wand. Im Regie­ses­sel Hen­ry Hob­son, eben­falls ein Spiel­film­de­bü­tant. Die Freu­de dürf­te bei den­je­ni­gen groß gewe­sen sein, die das Dreh­buch kann­ten, und dafür votier­ten. Aller­dings warf die Beset­zung eine gro­ße Fra­ge auf. Kam für Chloë Grace Moretz Abi­ga­il Bres­lin zum Pro­jekt, war das kein Pro­blem, aber dass Pad­dy Con­sidi­ne durch Arnold Schwar­zen­eg­ger ersetzt wer­den soll­te, mach­te stut­zig. Ist MAGGIE doch weit mehr psy­cho­lo­gi­sches Dra­ma als Zombie-Thriller.

Ein Virus ver­wan­delt Men­schen in einem schlei­chen­den Pro­zess in men­schen­fres­sen­de Zom­bies. Nach lan­ger Suche fin­det Wade Vogel sei­ne Toch­ter Mag­gie end­lich im Qua­ran­tä­ne­flü­gel eines Kran­ken­hau­ses. Nach unkom­pli­zier­tem Papier­kram darf Wade sei­ne Toch­ter unter der Bedin­gung mit nach Hau­se neh­men, sie zurück zu brin­gen, wenn ihre voll­stän­di­ge Wand­lung bevor­ste­hen soll­te. Mag­gies Rück­kehr weckt bei ihrer Stief­mut­ter Caro­li­ne wenig Begeis­te­rung. Zur Sicher­heit schickt sie die eige­nen zwei Söh­ne zu den Groß­el­tern. Die uner­schüt­ter­li­che Lie­be zu sei­ner Toch­ter, schweißt Wade und Mag­gie immer mehr zusam­men. All­mäh­lich begreift Wade, dass er für den fina­len Schritt gar nicht bereit sein wür­de. Die eine Alter­na­ti­ve wäre, Mag­gie tat­säch­lich zurück in Qua­ran­tä­ne zu brin­gen, aber Mag­gie ringt ihrem Vater das Ver­spre­chen ab, dass er sich bis zuletzt um alles küm­mern wird.

Natür­lich ist MAGGIE zu einem gewis­sen Grad auch Hor­ror­film. Doch in ers­ter Linie ist er ein Dra­ma, wel­ches nach und nach die psy­cho­lo­gi­schen Tie­fen sei­ner Figu­ren frei legt. Der Hin­ter­grund einer Zom­bie-Epi­de­mie tritt weit in den sel­bi­gen. Eher bei­läu­fig streut der Film Bil­der und kur­ze Sze­nen ein, wel­che die Situa­ti­on in Erin­ne­rung rufen. Aber es sind kei­ne groß­ar­ti­gen Show- oder Schock­ef­fek­te. Die ver­wüs­te­ten Stra­ßen der Klein­stadt, mit den quer­ste­hen­den, ver­las­se­nen Autos, wird als gege­ben hin­ge­nom­men. Über­haupt ist die Atmo­sphä­re weit von dem ent­fernt, was man bei einem Zom­bie-Film erwar­ten wür­de. Die Epi­de­mie und die dar­aus resul­tie­ren­den Pro­blem hat man in die­ser Welt schein­bar im Griff. Kei­ne Panik, man hat sich arran­giert. Das ist äußerst unge­wöhn­lich, aber eine der unmiss­ver­ständ­li­chen Stär­ken des Films. Die Far­ben sind stark ent­sät­tigt. Lukas Ett­lins Kame­ra setzt auf lan­ge Ein­stel­lun­gen, beob­ach­tet die Figu­ren erst von der Fer­ne, bevor er sich bis auf extre­me Nah­auf­nah­men annä­hert. Haut­säch­lich sind es die trau­ri­gen Augen, die in den Fokus rücken. Aber auch wie Wade, nur sei­ne Fin­ger im Bild, ver­un­si­chert über den Gewehr­kol­ben streicht. Ett­lin kann sehr viel erzäh­len, was Regis­seur Hob­son schon ein­mal nicht mehr in Dia­lo­ge fas­sen musste.

Abi­ga­il Bres­lin tut sich etwas schwer, ihrem titel­ge­ben­den Cha­rak­ter dif­fe­ren­zier­te­re Nuan­cen abzu­ge­win­nen. Dadurch ist es für den Zuschau­er nicht leicht, die ver­schie­de­nen Sta­di­en ihrer Krank­heit ein­zu­schät­zen. Doch ins­ge­samt ist Bres­lin kei­ne Fehl­be­set­zung, weil sie schon allein mit ihrer aus­strah­len­den Prä­senz sicht­bar macht, was ihren Vater an sie bin­det. Über Arnold Schwar­zen­eg­ger kann man nur sagen, dass MAGGIE zu den bes­ten Auf­trit­ten in sei­ner Kar­rie­re zählt. So ein­fühl­sam, tief­grün­dig, und alles in allem über­zeu­gend, hat man den ehe­ma­li­gen Öster­rei­cher noch nicht erlebt. Mit sei­nem unge­pfleg­ten Bart und der unprä­ten­tiö­sen Haar­tol­le ist Schwar­zen­eg­ger der per­fek­te Klein­stadt­mensch aus dem Hin­ter­land. Dazu hat er sei­nen sonst immer Nägel auf­rol­len­den Akzent so weit unter Kon­trol­le, dass man die­sen kaum noch wahr­nimmt. MAGGIE ist eben ein Film mit vie­len Überraschungen.

Der Film ist eine Her­aus­for­de­rung für Hor­ror-Fans, denn er ist trotz sei­nes Hin­ter­grun­des, nicht gera­de Hor­ror. Aber er ist ein über­aus anspruchs­vol­ler Ver­such, dem Gen­re ganz neue Sei­ten abzu­ge­win­nen. Die­ser Ver­such ist durch­aus gelun­gen. Und es ist eine Geschich­te, die sehr zu Her­zen geht. Wo bei ande­ren Fil­men die ein­zel­nen Bran­chen in Rück­sicht auf­ein­an­der ihre Kon­zep­te umset­zen, ist MAGGIE ein per­fek­tes Bei­spiel, wie alle Gewer­ke ihre Ener­gie bün­deln soll­ten. So kann ein Film eine noch ener­gi­sche­re Umset­zung sei­nes Anlie­gens bewir­ken. Ein Film wie MAGGIE.

maggie00

MAGGIE
Dar­stel­ler: Arnold Schwar­zen­eg­ger, Abi­ga­il Bres­lin, Joely Richard­son, Dou­glas M. Grif­fin, Rachel Whit­man Gro­ves, Jodie Moo­re u.a.
Regie: Hen­ry Hobson
Dreh­buch: John Scott 3
Kame­ra: Lukas Ettlin
Bild­schnitt: Jane Rizzo
Musik: David Wingo
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Gabor Norman
95 Minuten
Groß­bri­tan­ni­en 2015
Pro­mo­fo­tos Copy­right Sple­ndid Films

Views: 0

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies und von eingebundenen Skripten Dritter zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest (Navigation) oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst Du Dich damit einverstanden. Dann können auch Cookies von Drittanbietern wie Amazon, Youtube oder Google gesetzt werden. Wenn Du das nicht willst, solltest Du entweder nicht auf "Akzeptieren" klicken und die Seite nicht weiter nutzen, oder Deinen Browser im Inkognito-Modus betreiben, und/oder Anti-Tracking- und Scriptblocker-Plugins nutzen.

Mit einem Klick auf "Akzeptieren" werden zudem extern gehostete Javascripte freigeschaltet, die weitere Informationen, wie beispielsweise die IP-Adresse an Dritte weitergeben können. Welche Informationen das genau sind liegt nicht im Einflussbereich des Betreibers dieser Seite, das bitte bei den Anbietern (jQuery, Google, Youtube, Amazon, Twitter *) erfragen. Wer das nicht möchte, klickt nicht auf "akzeptieren" und verlässt die Seite.

Wer wer seine Identität im Web schützen will, nutzt Browser-Erweiterungen wie beispielsweise uBlock Origin oder ScriptBlock und kann dann Skripte und Tracking gezielt zulassen oder eben unterbinden.

* genauer: eingebettete Tweets, eingebundene jQuery-Bibliotheken, Amazon Artikel-Widgets, Youtube-Videos, Vimeo-Videos

Schließen