Fantasy Film Fest 2014: THE NOVEMBER MAN

Poster November Man

THE NOVEMBER MAN – Kei­ne bekann­ten Veröffentlichungstermine

Es ist eini­ge Jah­re her, da woll­te sich Regis­seur Roger Donald­son als einer der füh­ren­den Spie­ler in der Hol­ly­wood-Liga aus­zeich­nen. Nach einem eher belä­chel­ten DIE BOUNTY wur­de mit NO WAY OUT Donald­sons Kar­rie­re erst rich­tig wahr genom­men. Den­noch zog sich sei­ne Vita nur leid­lich dahin, wo er sich aller­dings mit SPECIES oder THIRTEEN DAYS immer wie­der in Erin­ne­rung rufen konn­te. MIT HERZ UND HAND – THE WORLDS FASTEST INDIAN kehr­te er ein­mal dem fff2014

Thril­ler den Rücken, bewies aber auch im Dra­ma sei­ne Hand für Insze­nie­rung und Cha­rak­te­re. Nach glück­lo­sen Jason Stat­ham- und Nicho­las Cage-Fil­men, soll­te Pier­ce Bros­nan Donald­sons Ruf für hand­fes­te Thril­ler erneu­ern. Für einen pen­sio­nier­ten CIA-Agen­ten ist Bros­nan ein­fach eine genia­le Wahl, der lan­ge nicht im Action-Fach tätig sein konnte.
Vor fünf Jah­ren lei­te­te Peter Devereaux eine Mis­si­on, zur Ver­ei­te­lung eines Atten­ta­tes. Sein gera­de erst ein­ge­ar­bei­te­ter Schütz­ling David Mason glaubt sich aller­dings Herr der Lage, was fata­le Fol­gen nach sich zog. Für Devereaux ein ange­mes­se­ner Grund, end­lich dem Geheim­dienst den Rücken zu kehren.

Die stän­dig in Bewe­gung befind­li­che Kame­ra von Romain Lacour­bas bringt eine ein­neh­men­de Dyna­mik in den Film, ver­zich­tet dabei sogar weit­ge­hend auf holp­ri­ge Hand­ka­me­ra. Lacour­bas´ Bil­der, ähn­lich wie in TAKEN 2 und COLOMBIANA, geben den Film einen ste­ten Thrill, auch wenn der Thril­ler gera­de mal durch seich­te­re Gewäs­ser muss. Wie die Ein­gangs­se­quenz in der Schweiz, wo Peter von sei­nem alten Boss Besuch erhält. Natür­lich will man Devereaux für einen soge­nann­ten end­gül­tig letz­ten Auf­trag rekru­tie­ren. Auch nicht sehr über­ra­schend im Gen­re des Agen­ten-Thril­ler, aber wirk­lich her­aus­ra­gend insze­niert, ist der erneu­te Fehl­schlag der Mis­si­on. Und unver­mit­telt trifft Peter Dever­aux auf sei­nen ehe­ma­li­gen Lehr­ling David Mason. Durch eine Rei­he von Intri­gen ste­hen sich die bei­den nun als Fein­de gegen­über. Dabei treibt Devereaux eine ganz spe­zi­el­le Moti­va­ti­on, und er zeigt Mason, dass Erfah­rung im Feld über jede noch so aus­ge­feil­te Über­macht erha­ben ist.

NOVEMBER MAN ist wahr­lich nicht die Neu­erfin­dung des Agen­ten-Thril­lers, aber er ist mit so viel Fines­se und Inten­si­tät umge­setzt, dass er abso­lut unter­hal­tend funk­tio­niert. Wie das ers­te Auf­ein­an­der­tref­fen der ehe­ma­li­gen Part­ner, das wirk­lich sei­ne Ener­gie auf den Zuschau­er über­tra­gen kann. Pier­ce Bros­nan hat nicht nur den Charme, son­dern auch die phy­si­sche Prä­senz, um einen Mann im fort­ge­schrit­te­nen Alter als gna­den­los tak­ti­sche  Kampf­ma­schi­ne zu ver­kör­pern. Ähn­lich wie es McG mit Kevin Cos­t­ner in 3 DAYS TO KILL gemacht hat. Nur der weni­ger bekann­te Luke Bracey steht da etwas dage­gen, der den Anschein erweckt weni­ger wegen sei­ne Talen­tes, son­dern auf Grund sei­ner phy­si­ka­li­schen  Mischung von den Hems­worth-Brü­dern und Char­lie Hun­nam ein­ge­kauft wor­den zu sein. Man darf sei­ne Leis­tung nicht all zu sehr schmä­lern, dafür hält er sich zu wacker gegen das Urge­stein Bros­nan. Aber die bei­den machen den zen­tra­len Punkt in der Hand­lung aus, kon­zen­triert dem­nach noch ver­stärkt den Fokus auf Bros­nan und Bracey. Dies ver­schiebt schließ­lich Dar­stel­ler wie Kurylen­ko, Smit­ro­vich oder Pat­ton, in die Peri­phe­rie. Trotz ihrer tadel­lo­sen Leis­tun­gen, die sich natür­lich ihren weni­ger tief gezeich­ne­ten Figu­ren unter­wer­fen müssen.

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Es gibt eini­ge sehr ele­gan­te Wen­dun­gen, wie es sich für einen ordent­li­chen Agen­ten-Thril­ler gehört. Und es gibt eini­ge sehr straff insze­nier­te und wirk­lich über­zeu­gen­de Span­nungs­mo­men­te. Schließ­lich möch­te Devereaux ja auch, von Mason gejagt und gefun­den zu wer­den. Ein gesun­de Mischung, die bei Lau­ne hält, wenn sich Gut und Böse het­zen, bis sich mit einem Mal die Schwarz­weiß-Fär­be­rei ver­schiebt. War­um die­se Jagd aller­dings nie­mand ver­mark­ten möch­te, bleibt ein Rät­sel. Im euro­päi­schen Raum gibt es nur weni­ge Län­dern, die NOVEMBER MAN im Kino eine Chan­ce geben wol­len. Aber in Deutsch­land bleibt die Lein­wand dun­kel – und wie es aus­sieht auch die Bild­schir­me. Eine Ankün­di­gung auf DVD oder Blu­Ray ist weder in Euro­pa noch Ame­ri­ka zu fin­den. Zen­tral geht es in NOVEMBER MAN um einen mög­li­chen zukünf­ti­gen Prä­si­den­ten Russ­lands, dem mit bestehen­den Bewei­sen, umge­hend die Kar­rie­re been­det wer­den könn­te, und die­ser das natür­lich mit allen Mit­teln ver­hin­dern möch­te. In Hin­blick auf die augen­blick­lich poli­ti­sche Situa­ti­on in Russ­land, ein gar nicht so abwe­gi­ges Sze­na­rio, wel­ches aller­dings unvor­her­ge­se­hen über NOVEMBER MAN her­ein brach, und zu einem frü­he­ren Zeit­punkt viel­leicht noch einen sehr aktu­el­len Thril­ler erge­ben hätte.

Es gibt eini­ge Für und Wider, die NOVEMBER MAN auf der einen Sei­te zu einem sehens­wer­ten, weil sehr unter­halt­sa­men Film machen. Der auf der ande­ren Sei­te aber mit sehr viel ver­meid­ba­ren Kli­schees arbei­tet, die immer wie­der einen »hab-ich-schon-gesehen«-Effekt her­vor­ru­fen. Mit einem lako­ni­schen Schul­ter­zu­cken könn­te man nun sagen, dass sich in Deutsch­land sowie­so kein Ver­lei­her gefun­den hat. Aber wirk­lich ver­dient hat NOVEMBER MAN das in die­ser Form auch nicht.

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NOVEMBER MAN
Dar­stel­ler: Pier­ce Bros­nan, Luke Bracey, Olga Kurylen­ko, Bill Smit­ro­vich, Ami­la Ter­zi­mehic, Eli­za Tay­lor, Cate­ri­na Scor­so­ne u.v.a.
Regie: Roger Donaldson
Dreh­buch: Micha­el Finch, Karl Gaj­du­sek, nach der Roman­rei­he von Bill Granger
Kame­ra: Romain Lacourbas
Bild­schnitt: John Gilbert
Musik: Mar­co Beltrami
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Kevin Kavanaugh
108 Minuten
USA 2014
Pro­mo­fo­tos Copy­right Rela­ti­vi­ty Media / Wild Bunch

AutorIn: Stefan Holzhauer

Meist harm­lo­ser Nerd mit natür­li­cher Affi­ni­tät zu Pixeln, Bytes, Buch­sta­ben und Zahn­rä­dern. Kon­su­miert zuviel SF und Fan­ta­sy und schreibt seit 1999 online darüber.

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