ENTERPRISE hat keinen guten Ruf, weder bei Fans noch bei »normalen« Fernsehzuschauern – verstehen kann ich das allerdings nicht, mir hat die Serie ausgesprochen gut gefallen. Möglicherweise war der Plan, bei einer STAR TREK-Serie einen eine ganze Staffel überspannenden Handlungsbogen zu verwenden kein guter, obwohl so etwas bei DS9 ganz gut funktioniert hatte. In Sachen der Raumstation waren die Episoden jedoch eher lose verknüpft, bei ENTERPRISE durfte man im Prinzip keine verpassen – das konnte man dem US-Publikum offenbar 2003 in dieser Form noch nicht geben.
Aufgrund meiner Sympathien für die Serie um die Abenteuer des frühen Raumschiffs Enterprise ging ich dann auch frohen Mutes an den Roman heran, der der Beschreibung nach in der dritten Staffel spielen sollte. Doch auch meine Sympathien konnten nicht dafür sorgen, dass der Roman besser wurde.
Klappentext:
Captain Archer und die Crew der Enterprise NX-01 sind zurück! Ohne Warnung oder Provokation erscheint eine Xindi-Waffe über der Erde und entfesselt eine Explosion, die auf zwei Kontinenten Millionen Lebewesen tötet. Es ist nur die erste Waffe dieser Art: Eine zweite wird noch gebaut, und dieses Mal könnte sie sogar den gesamten Planeten zerstören. In einem verzweifelten Versuch, die Erde und ihre Bewohner zu retten, muss die Sternenflotte innerhalb von kürzester Zeit ihre Mission ändern: aus friedlicher, wissenschaftlicher Erforschung wird Militärdienst. Es gibt nur ein Schiff, dass schnell genug ist, um den Bau dieser neuen Waffe aufzuhalten: das Raumschiff Enterprise. Doch seine Mannschaft kann diese Aufgabe nicht allein bewältigen. Captain Jonathan Archer willigt ein, eine Truppe militärischer Spezialisten mit an Bord zu nehmen: kampferprobte Soldaten, genannt MACOs. Die Sternenflotte und die MACOs sind zwei unterschiedliche Gruppen, die nun ein gemeinsames Ziel haben. Über die Methoden, wie sie dieses Ziel erreichen können, sind sie sich allerdings uneinig. Zwei Kulturen prallen aufeinander, doch die Männer und Frauen an Bord der Enterprise wissen, dass sie erfolgreich zusammenarbeiten müssen, denn andernfalls werden Unschuldige des Preis für ihren Misserfolg bezahlen. Sie können es sich nicht leisten, zu versagen.
DAS HÖCHSTE MASS AN HINGABE beleuchtet die Suche nach den Xindi, einer Multi-Spezies-Gemeinschaft die die Erde mit einer Massenvernichtungswaffe angegriffen und dabei mehrere Millionen Menschen getötet hatten. Die ENTERPRISE dringt in ein Raumgebiet vor, in dem der Xindi-Heimatplanet sich befinden soll. Es soll verhindert werden, dass nach dem Prototypen die eigentliche Waffe zum Einsatz kommt, denn das Ziel der Fremdrasse ist eindeutig: die Vernichtung der Erde.
Um das Ziel der Mission zu erreichen wurden der Sternenflotten-Besatzung des Schiffs unter Captain Archer sogenannte MACOs (Military Assault Command Operations) zur Seite gestellt, es handelt sich hierbei um Elitesoldaten, ähnlich den Marines unserer Zeit. Aufgrund der völlig unterschiedlichen Heransgehensweisen an Problemlösungen (Forschung und Diplomatie gegenüber Handeln und Gewalt), aufgrund des bei weitem nicht ausreichenden Platzes an Bord des Experimentalraumschiffs und letztendlich auch wegen erheblich unterschiedlicher Auffassungen kommt es bald zu Spannungen zwischen den »Zierfischen« (wie die MACOs die Starfleet-Leute bezeichnen) und den »Haien«.
Im Roman verfolgt man dann eine Spur, die zur Konstruktionsstätte der flugfähigen Xindi-Waffe führen soll, dort will man versuchen, diese Werft zu vernichten.
Im Zuge der Einsätze gehen zwei Teams in den Außeneinsatz, eins mit Captain Archer, Lieutenant Reed, dem Chef der MACOs, Colones Hayes, und ein paar Marines auf einem Freihandelsplaneten. Das andere in einem Shuttle mit Ensign Mayweather und mehreren MACOS.
Wie oben geschrieben, habe ich mich bemüht, dem Buch eine Chance zu geben, aber leider kann ich an dieser Stelle nichts beschönigen. Die Handlung ist uninspiriert und bar jeglicher Höhepunkte oder Aha-Effekte. Gerade letzte machen die diversen Inkarnationen des STAR TREK-Universums ja besonders aus. Hier ist nichts davon zu spüren, allzu linear und vorhersehbar kommt die Handlung daher, und leider sind auch die Charaktere äußerst schablonenhaft und unglaubwürdig dargestellt, die Beschreibung ihrer Gedanken und Beweggründe bleibt allzu oft nicht nachvollziehbar oder schlicht platt und unglaubwürdig.
Captain Archer lässt sich dazu hinreißen, einen zwielichtigen Gefangenen durch einen MACO foltern zu lassen, was Reed nicht gut heißt. Die Darstellung des Captains ist an dieser Stelle nicht konsistent zur Serie, wo Ähnliches ebenfalls geschieht, allerdings erst deutlich später, als die Lage immer aussichtsloser wird und die Zerstörung der Erde droht. Was in der Serie geschickt und behutsam eingesetzt wurde, um das Dilemma Archers zu zeigen, der seine eigenen hohen ethischen Vorgaben verletzen muss und dem das überhaupt nicht gefällt, ist hier nur ein Vehikel, um Reed die Möglichkeit zur Kritik zu geben. An dieser Stelle im Handlungsbogen ist das Verhalten des Captains allerdings weder angebracht noch glaubwürdig.
So bleibt DAS HÖCHSTE MASS AN HINGABE leider bestenfalls unterdurchschnittlich, als TV-Episode hätte man sie ebenfalls schnell wieder vergessen, da Highlights fehlen und die Handlung beliebig und stellenweise unlogisch bleibt. Das ist sehr schade, denn gerade im Xindi-Handlungsabschnitt könnte man überaus spannende und mitreißende Geschichten erzählen. Ich habe die Lektüre des Romans zwischendurch mehrfach unterbrochen, um mich mit was anderem abzulenken, und dann eher widerstrebend weiter gelesen, immerhin war eine Rezension zu verfassen…
Auch Pro- und Epilog helfen nicht, der kurze Auftritt der Familie Kirk inklusive James T. als Kind am Ende des Epilogs wirken nur fehl am Platz und der in Vor- und Nachwort beschriebene Charakter (ohne zuviel vorweg zu nehmen) kommt im Buch nur am Rande vor. Was soll das?
An der Übersetzung von Bernd Perplies ist im Großen und Ganzen wenig auszusetzen, es erfeut, dass im Gegensatz zu früheren Übersetzungen in TV und Buch der Ensign jetzt Ensign heißt und nicht mehr Fähnrich. Ich habe nie verstanden, warum bisher meistens alle Ränge im englischen Original belassen wurden, der Ensign dann aber zum Fähnrich gemacht wurde.
Eine Formulierung fiel mir allerdings auf: an einer Stelle ist die Rede davon »den Warpkern zu belüften«… Im Original steht da »venting the warpcore«, gemeint ist, würde man es vollständig umschreiben, »venting the warp plasma«. Das bedeutet »das Plasma ablassen« und nicht »den Warpkern belüften«. Korrekt wäre gewesen »das Warpplasma ablassen«. Da das der einzige grobe Patzer war, der mir aufgefallen ist, will ich dem Übersetzer daraus aber keinen Strick drehen, außerdem hatte er es mit der Vorlage ohnehin schon nicht ganz leicht…
Abschließend kann man DAS HÖCHSTE MASS AN HINGABE bedauerlicherweise nur Hardcore-ENTERPRISE-Fans empfehlen, die unbedingt etwas Neues über die Besatzung des Raumschiffs lesen wollen – und selbst die sollten sich auf Unterdurchschnittliches einstellen.
Leider…
STAR TREK ENTERPRISE
DAS HÖCHSTE MASS AN HINGABE
Michael A. Martin und Andy Mangels
Übersetzung: Bernd Perplies
Taschenbuch, broschiert
332 Seiten
EUR 12,80 (als Taschenbuch)
EUR 4,99 (als Kindle-eBook oder epub)
April 2011
Cross Cult
Original:
STAR TREK ENTERPRISE
LAST FULL MEASURE
Michael A. Martin und Andy Mangels
Taschenbuch
352 Seiten
als Buch nur noch antiquarisch lieferbar
Kindle-Edition: EUR 6,33
April 2006
Pocket Books
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