DAS HÖCHSTE MASS AN HINGABE – Michael A. Martin und Andy Mangels

Buch zwei aus der Rei­he der STAR TREK-Roma­ne, die Cross Cult freund­li­cher­wei­se zur Ver­fü­gung gestellt hat. Ging es beim letz­ten Mal um DS9 und des­sen Schnei­der Garak, dreht es sich dies­mal um Aben­teu­er der Besat­zung der NX-01 ENTERPRISE, also der etwas glück­lo­sen TREK-Serie, die im Jahr 2001 star­te­te und nach nur vier Staf­feln auf­grund man­geln­den Zuschau­er­inter­es­ses lei­der wie­der ein­ge­stellt wur­de.

ENTERPRISE hat kei­nen guten Ruf, weder bei Fans noch bei »nor­ma­len« Fern­seh­zu­schau­ern – ver­ste­hen kann ich das aller­dings nicht, mir hat die Serie aus­ge­spro­chen gut gefal­len. Mög­li­cher­wei­se war der Plan, bei einer STAR TREK-Serie einen eine gan­ze Staf­fel über­span­nen­den Hand­lungs­bo­gen zu ver­wen­den kein guter, obwohl so etwas bei DS9 ganz gut funk­tio­niert hat­te. In Sachen der Raum­sta­ti­on waren die Epi­so­den jedoch eher lose ver­knüpft, bei ENTERPRISE durf­te man im Prin­zip kei­ne ver­pas­sen – das konn­te man dem US-Publi­kum offen­bar 2003 in die­ser Form noch nicht geben.
Auf­grund mei­ner Sym­pa­thien für die Serie um die Aben­teu­er des frü­hen Raum­schiffs Enter­pri­se ging ich dann auch fro­hen Mutes an den Roman her­an, der der Beschrei­bung nach in der drit­ten Staf­fel spie­len soll­te. Doch auch mei­ne Sym­pa­thien konn­ten nicht dafür sor­gen, dass der Roman bes­ser wur­de.

Klap­pen­text:

Cap­tain Archer und die Crew der Enter­pri­se NX-01 sind zurück! Ohne War­nung oder Pro­vo­ka­ti­on erscheint eine Xin­di-Waf­fe über der Erde und ent­fes­selt eine Explo­si­on, die auf zwei Kon­ti­nen­ten Mil­lio­nen Lebe­we­sen tötet. Es ist nur die ers­te Waf­fe die­ser Art: Eine zwei­te wird noch gebaut, und die­ses Mal könn­te sie sogar den gesam­ten Pla­ne­ten zer­stö­ren. In einem ver­zwei­fel­ten Ver­such, die Erde und ihre Bewoh­ner zu ret­ten, muss die Ster­nen­flot­te inner­halb von kür­zes­ter Zeit ihre Mis­si­on ändern: aus fried­li­cher, wis­sen­schaft­li­cher Erfor­schung wird Mili­tär­dienst. Es gibt nur ein Schiff, dass schnell genug ist, um den Bau die­ser neu­en Waf­fe auf­zu­hal­ten: das Raum­schiff Enter­pri­se. Doch sei­ne Mann­schaft kann die­se Auf­ga­be nicht allein bewäl­ti­gen. Cap­tain Jona­than Archer wil­ligt ein, eine Trup­pe mili­tä­ri­scher Spe­zia­lis­ten mit an Bord zu neh­men: kampf­erprob­te Sol­da­ten, genannt MACOs. Die Ster­nen­flot­te und die MACOs sind zwei unter­schied­li­che Grup­pen, die nun ein gemein­sa­mes Ziel haben. Über die Metho­den, wie sie die­ses Ziel errei­chen kön­nen, sind sie sich aller­dings unei­nig. Zwei Kul­tu­ren pral­len auf­ein­an­der, doch die Män­ner und Frau­en an Bord der Enter­pri­se wis­sen, dass sie erfolg­reich zusam­men­ar­bei­ten müs­sen, denn andern­falls wer­den Unschul­di­ge des Preis für ihren Miss­erfolg bezah­len. Sie kön­nen es sich nicht leis­ten, zu ver­sa­gen.

DAS HÖCHSTE MASS AN HINGABE beleuch­tet die Suche nach den Xin­di, einer Mul­ti-Spe­zi­es-Gemein­schaft die die Erde mit einer Mas­sen­ver­nich­tungs­waf­fe ange­grif­fen und dabei meh­re­re Mil­lio­nen Men­schen getö­tet hat­ten. Die ENTERPRISE dringt in ein Raum­ge­biet vor, in dem der Xin­di-Hei­mat­pla­net sich befin­den soll. Es soll ver­hin­dert wer­den, dass nach dem Pro­to­ty­pen die eigent­li­che Waf­fe zum Ein­satz kommt, denn das Ziel der Fremd­ras­se ist ein­deu­tig: die Ver­nich­tung der Erde.

Um das Ziel der Mis­si­on zu errei­chen wur­den der Ster­nen­flot­ten-Besat­zung des Schiffs unter Cap­tain Archer soge­nann­te MACOs (Mili­ta­ry Assault Com­mand Ope­ra­ti­ons) zur Sei­te gestellt, es han­delt sich hier­bei um Eli­te­sol­da­ten, ähn­lich den Mari­nes unse­rer Zeit. Auf­grund der völ­lig unter­schied­li­chen Her­ans­ge­hens­wei­sen an Pro­blem­lö­sun­gen (For­schung und Diplo­ma­tie gegen­über Han­deln und Gewalt), auf­grund des bei wei­tem nicht aus­rei­chen­den Plat­zes an Bord des Expe­ri­men­tal­raum­schiffs und letzt­end­lich auch wegen erheb­lich unter­schied­li­cher Auf­fas­sun­gen kommt es bald zu Span­nun­gen zwi­schen den »Zier­fi­schen« (wie die MACOs die Star­fleet-Leu­te bezeich­nen) und den »Hai­en«.

Im Roman ver­folgt man dann eine Spur, die zur Kon­struk­ti­ons­stät­te der flug­fä­hi­gen Xin­di-Waf­fe füh­ren soll, dort will man ver­su­chen, die­se Werft zu ver­nich­ten.

Im Zuge der Ein­sät­ze gehen zwei Teams in den Außen­ein­satz, eins mit Cap­tain Archer, Lieu­ten­ant Reed, dem Chef der MACOs, Colo­nes Hayes, und ein paar Mari­nes auf einem Frei­han­dels­pla­ne­ten. Das ande­re in einem Shut­tle mit Ensign May­wea­ther und meh­re­ren MACOS.

Wie oben geschrie­ben, habe ich mich bemüht, dem Buch eine Chan­ce zu geben, aber lei­der kann ich an die­ser Stel­le nichts beschö­ni­gen. Die Hand­lung ist unin­spi­riert und bar jeg­li­cher Höhe­punk­te oder Aha-Effek­te. Gera­de letz­te machen die diver­sen Inkar­na­tio­nen des STAR TREK-Uni­ver­sums ja beson­ders aus. Hier ist nichts davon zu spü­ren, all­zu line­ar und vor­her­seh­bar kommt die Hand­lung daher, und lei­der sind auch die Cha­rak­te­re äußerst scha­blo­nen­haft und unglaub­wür­dig dar­ge­stellt, die Beschrei­bung ihrer Gedan­ken und Beweg­grün­de bleibt all­zu oft nicht nach­voll­zieh­bar oder schlicht platt und unglaub­wür­dig.

Cap­tain Archer lässt sich dazu hin­rei­ßen, einen zwie­lich­ti­gen Gefan­ge­nen durch einen MACO fol­tern zu las­sen, was Reed nicht gut heißt. Die Dar­stel­lung des Cap­ta­ins ist an die­ser Stel­le nicht kon­sis­tent zur Serie, wo Ähn­li­ches eben­falls geschieht, aller­dings erst deut­lich spä­ter, als die Lage immer aus­sichts­lo­ser wird und die Zer­stö­rung der Erde droht. Was in der Serie geschickt und behut­sam ein­ge­setzt wur­de, um das Dilem­ma Archers zu zei­gen, der sei­ne eige­nen hohen ethi­schen Vor­ga­ben ver­let­zen muss und dem das über­haupt nicht gefällt, ist hier nur ein Vehi­kel, um Reed die Mög­lich­keit zur Kri­tik zu geben. An die­ser Stel­le im Hand­lungs­bo­gen ist das Ver­hal­ten des Cap­ta­ins aller­dings weder ange­bracht noch glaub­wür­dig.

So bleibt DAS HÖCHSTE MASS AN HINGABE lei­der bes­ten­falls unter­durch­schnitt­lich, als TV-Epi­so­de hät­te man sie eben­falls schnell wie­der ver­ges­sen, da High­lights feh­len und die Hand­lung belie­big und stel­len­wei­se unlo­gisch bleibt. Das ist sehr scha­de, denn gera­de im Xin­di-Hand­lungs­ab­schnitt könn­te man über­aus span­nen­de und mit­rei­ßen­de Geschich­ten erzäh­len. Ich habe die Lek­tü­re des Romans zwi­schen­durch mehr­fach unter­bro­chen, um mich mit was ande­rem abzu­len­ken, und dann eher wider­stre­bend wei­ter gele­sen, immer­hin war eine Rezen­si­on zu ver­fas­sen…

Auch Pro- und Epi­log hel­fen nicht, der kur­ze Auf­tritt der Fami­lie Kirk inklu­si­ve James T. als Kind am Ende des Epi­logs wir­ken nur fehl am Platz und der in Vor- und Nach­wort beschrie­be­ne Cha­rak­ter (ohne zuviel vor­weg zu neh­men) kommt im Buch nur am Ran­de vor. Was soll das?

An der Über­set­zung von Bernd Perp­li­es ist im Gro­ßen und Gan­zen wenig aus­zu­set­zen, es erfeut, dass im Gegen­satz zu frü­he­ren Über­set­zun­gen in TV und Buch der Ensign jetzt Ensign heißt und nicht mehr Fähn­rich. Ich habe nie ver­stan­den, war­um bis­her meis­tens alle Rän­ge im eng­li­schen Ori­gi­nal belas­sen wur­den, der Ensign dann aber zum Fähn­rich gemacht wur­de.
Eine For­mu­lie­rung fiel mir aller­dings auf: an einer Stel­le ist die Rede davon »den Warp­kern zu belüf­ten«… Im Ori­gi­nal steht da »ven­ting the warp­co­re«, gemeint ist, wür­de man es voll­stän­dig umschrei­ben, »ven­ting the warp plas­ma«. Das bedeu­tet »das Plas­ma ablas­sen« und nicht »den Warp­kern belüf­ten«. Kor­rekt wäre gewe­sen »das Warp­p­las­ma ablas­sen«. Da das der ein­zi­ge gro­be Pat­zer war, der mir auf­ge­fal­len ist, will ich dem Über­set­zer dar­aus aber kei­nen Strick dre­hen, außer­dem hat­te er es mit der Vor­la­ge ohne­hin schon nicht ganz leicht…

Abschlie­ßend kann man DAS HÖCHSTE MASS AN HINGABE bedau­er­li­cher­wei­se nur Hard­core-ENTER­PRI­SE-Fans emp­feh­len, die unbe­dingt etwas Neu­es über die Besat­zung des Raum­schiffs lesen wol­len – und selbst die soll­ten sich auf Unter­durch­schnitt­li­ches ein­stel­len.

Lei­der…

STAR TREK ENTERPRISE
DAS HÖCHSTE MASS AN HINGABE
Micha­el A. Mar­tin und Andy Man­gels
Über­set­zung: Bernd Perp­li­es
Taschen­buch, bro­schiert
332 Sei­ten
EUR 12,80 (als Taschen­buch)
EUR 4,99 (als Kind­le-eBook oder epub)
April 2011
Cross Cult

Ori­gi­nal:
STAR TREK ENTERPRISE
LAST FULL MEASURE
Micha­el A. Mar­tin und Andy Man­gels
Taschen­buch
352 Sei­ten
als Buch nur noch anti­qua­risch lie­fer­bar
Kind­le-Edi­ti­on: EUR 6,33
April 2006
Pocket Books

 

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Cover­ab­bil­dung  Copy­right 2011 Cross Cult

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