Bandit bespricht: UNCHARTED

UNCHARTED – Bun­des­start 17.02.2022

Es sagt eini­ges, wenn die Wer­bung für den neu­en Hyun­dai im Cross-Pro­mo mit UNCHARTED wit­zi­ger und unter­halt­sa­mer ist, als die 120 Mil­lio­nen Dol­lar-Pro­duk­ti­on selbst. Noch ist die­se Adap­ti­on nicht nach einem der acht bereits erschie­nen Kon­so­len­spie­le von Naugh­ty Dog umge­setzt, son­dern ver­steht sich als eta­blie­ren­der Vor­läu­fer. Das gibt den Fil­me­ma­chern eine gute Gele­gen­heit ver­schie­de­ne Din­ge aus­zu­pro­bie­ren und, im Fal­le einer fort­füh­ren­den Rei­he, even­tu­el­le Scha­dens­be­gren­zung zu pfle­gen. Denn vie­le Hin­wei­se las­sen kaum Zwei­fel dar­an, dass ein zwei­ter Teil schließ­lich eine direk­te Umset­zung des ers­ten Spiels UNCHARTED: DRAKE’S FORTUNE sein wird. Und Spie­le-Nerds unter­schie­den sich in ihrer Pin­ge­lig­keit kaum von STAR TREK-Fans, oder dem BTS-Fan­dom. Wäh­rend all­zu frei­zü­gi­ger Umgang mit dem Ursprungs­ma­te­ri­al oft klein­li­chen wir­ken­den Pro­test immer noch recht­fer­tigt, fol­gen aber Film­ad­ap­tio­nen immer noch ganz ande­ren Geset­zen. Bei Games noch viel schwie­ri­ger umzu­set­zen, als bei Buchvorlagen.

Schon als Jugend­li­che sind Nathan und Sam Dra­ke begeis­ter­te Schatz­jä­ger, wenn­gleich mehr in Büchern und Muse­en unter­wegs. Dann tren­nen sich aller­dings ihre Wege auf mys­te­riö­se Wei­se und Nathan wächst allei­ne zu einem statt­li­chen Taschen­dieb und Trick­be­trü­ger her­an. Bis der alt­ge­dien­te Glücks­jä­ger Vic­tor Sul­li­van in Nathans Leben platzt, der mit ihm den Gold­schatz des See­fah­rers Fer­nan­do Magel­lan fin­den will, wel­cher seit 500 Jah­ren ver­schol­len sein soll. Nathan begibt sich aber nur mit Sul­li­van auf die aben­teu­er­lich rasan­te Suche, weil er glaubt, auch sei­nen Bru­der Sam wie­der zu finden.

Das Pro­blem ist nicht, dass die Hand­lung ent­spre­chend dünn ist. Und erst recht nicht eine feh­len­de Ähn­lich­keit von der Vor­la­ge zu den Figu­ren, oder dem Auf­bau der Set­tings im Film. Da schließt sich der Kreis zum 120 Mil­lio­nen Dol­lar-Bud­get, weil das für die heu­ti­gen Ver­hält­nis­se im Tent­po­le-Sek­tor rela­tiv beschei­den ist, der Film aber rein optisch nach wesent­lich mehr aus­sieht. Und nie­mand kann behaup­ten, dass Tom Hol­land und Mark Wahl­berg nicht die rich­ti­gen Typen für die­se Art von Spek­ta­kel wären.

Aber Ruben Flei­scher bekommt nichts davon in eine schlüs­si­ge und anspre­chen­de Form. Das ist immer­hin der Mann der ZOMBIELAND, 30 MINUTES AND LESS, oder auch VENOM insze­niert hat, aber auch GANGSTER SQUAD und ZOMBIELAND: DOUBLE TAP. Bei kei­ner Sze­ne in UNCHARTED schafft es Flei­scher, ein beson­de­res Flair zu ent­wi­ckeln oder eine eigen­stän­di­ge Atmo­sphä­re zu kre­ieren. Jedes Set­ting ist nach dem Stan­dard längst eta­blier­ter Schatz­su­che-Aben­teu­er umge­setzt. Nur über­zeu­gen JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES oder DIE GOONIES durch Ori­gi­na­li­tät und Zunei­gung zum eige­nen Projekt.

Jetzt könn­te man behaup­ten, dass die stren­ge Gerad­li­nig­keit und die inhalt­li­che Reduk­ti­on einem Com­pu­ter­spiel am nächs­ten kommt. Soll­ten Games wirk­lich so sein, kann der Autor die­ser Zei­len auch wei­ter­hin auf die­sen Frei­zeit­ge­nuss ver­zich­ten, und müss­te gleich­zei­tig den Erfolg der Spiel­rei­he in Fra­ge stel­len. UNCHARTED als Film, bleibt von Sze­ne zu Sze­ne merk­wür­dig leb­los. Beim Spiel mit der Kon­so­le liegt der Grad der Unter­hal­tung im Geschick des Spie­lers. Bei die­sem Film wünscht man sich als Zuschau­er immer wie­der einen Con­trol­ler in der Hand.

Obwohl sich Hol­land und Wahl­berg nach einer siche­ren Wet­te anhö­ren, wer­den sie nicht nach ihren Fähig­kei­ten gefor­dert. Ihnen sind aus­schließ­lich unori­gi­nel­le Kalau­er zuge­schrie­ben, die unzeit­ge­mäß ver­fasst sind und wirk­lich kei­ne Lacher pro­vo­zie­ren. Das wird auch noch so aus­ge­spielt, als woll­ten die Dar­stel­ler auf Teu­fel komm raus locker wir­ken und Stim­mung erzeu­gen, die aber schlecht impro­vi­siert aus­sieht. Dabei ist nicht fest­zu­stel­len, ob gera­de Wahl­berg und Hol­land wegen chro­ni­scher Unlust so unin­spi­riert agie­ren, oder Ruben Flei­scher sei­ne Schau­spie­ler ein­fach nicht rich­tig geführt hat.

Es sind Rol­len, die soll­te die­ses Ensem­ble am Mor­gen noch vor dem ers­ten Kaf­fee abfei­ern kön­nen. Viel­leicht war aber Rubin Flei­scher auch zu sehr damit beschäf­tigt, Form in das Dreh­buch zu brin­gen. Gleich drei Autoren (Jud­kins, Mar­cum und Hol­lo­way) haben ohne Gespür für auch nur ein Min­dest­maß an Logik, holp­rig eine Geschich­te zusam­men gestol­pert, die tat­säch­lich die Anmu­tung eines schlich­ten Com­pu­ter­spiels hat. Laut Bekun­dun­gen von Drit­ten, schei­nen aber die UNCHAR­TED-Games nicht dazu zu gehören.

Da hört sich dann Ramin Dja­wa­dis wie immer bom­bas­ti­sche und ein­gän­gi­ge Musik­un­ter­ma­lung an den meis­ten Stel­len nicht so recht ange­mes­sen an. Da wird man als Zuschau­er dazu genö­tigt dar­über nach­zu­den­ken, war­um die Hel­den mit vie­len Rät­sel durch eine Kir­che geführt wer­den, eini­ge Geheim­tü­ren kna­cken müs­sen, durch ver­bor­ge­ne unter­ir­di­sche Gän­ge krie­chen, um am Ende in einem moder­nen Rave-Club zu lan­den. Oder war­um gibt es auf einem frei zugäng­li­chen Platz im heu­ti­gen Bar­ce­lo­na einen offen­sicht­lich moder­nen Gul­ly gibt, durch den man in eine seit Jahr­hun­der­ten ver­bor­ge­ne Kam­mer bli­cken kann. Und wo sich die getrenn­ten Prot­ago­nis­ten noch gut ver­stän­di­gen können.

Flei­scher kann sol­che mar­kan­ten Unzu­läng­lich­kei­ten auch nicht kaschie­ren, weil ihm die raf­fi­nier­ten Regie­ein­fäl­le dazu feh­len. Zudem sind sei­ne bei­den Haupt­dar­stel­ler wie aus einem Guss und kei­ne gegen­sätz­li­chen Pole, die Riggs und Mur­taugh in ihrer Kon­stel­la­ti­on so beliebt mach­ten. Oder durch die SOLO FÜR O.N.C.E.L. erst funk­tio­nier­te. Der Alters­un­ter­schied von 25 Jah­ren kommt über­haupt nicht zur Gel­tung, weil Hol­land schon viel gereif­ter wirkt und Wahl­berg sich ein­fach zu gut gehal­ten hat.

Jeder für sich ist immer wie­der Gold wert, aber hier will die Paa­rung nicht anspre­chend genug grei­fen. Und das, obwohl im Ver­lauf sehr gut kennt­lich wird, was die bei­den mit dem rich­ti­gen Buch und einer ein­fühl­sa­me­ren Regie mög­lich machen könn­ten. Und dann müss­ten sie sich auch nicht hin­ter Eddie Mur­phy und Nick Nol­te ver­ste­cken. Grund­sätz­lich lässt bei allen Figu­ren in UNCHARTED die Cha­rak­ter­zeich­nung schwer zu wün­schen übrig, wo es nicht den Anflug einer Über­ra­schung gibt und alle weit vor­ab durch­schau­bar bleiben.

Natür­lich wird es genü­gend Zuschau­er geben, die sich mit dem zufrie­den geben, was gebo­ten wird. Der Unter­hal­tungs­wert ist ja auch nicht kom­plett von der Kar­te radiert. Aber war­um soll­te man sich damit zufrie­den geben? War­um soll­te das für einen ver­gnüg­li­chen Kino­abend aus­rei­chend sein, wenn soviel mehr mög­lich gewe­sen wäre? Dafür spre­chen UNCHARTED als Spiel­vor­la­ge, Tom Hol­land, Mark Wahl­berg, ein gewis­ses Bud­get, und die Absicht eine gan­ze Film­rei­he zu etablieren.

 

UNCHARTED
Dar­stel­ler: Tom Hol­land, Mark Wahl­berg, Anto­nio Ban­de­ras, Sophia Ali, Tati Gabri­el­le, Ste­ven Wad­ding­ton, Tier­nan Jones, Rudy Pan­kow u.a.
Regie: Rubin Fleischer
Dreh­buch: Rafe Jud­kins, Art Mar­cum, Matt Holloway
Kame­ra: Chung-hoon Chung
Bild­schnitt: Chris Leben­zon, Richard Pearson
Musik: Ramin Djawadi
Pro­duk­ti­ons­de­sign: She­perd Frankel
116 Minuten
USA 2022

Bild­rech­te: SONY PICTURES ENTERTAINMENT

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