96 HOURS – TAK3N

Poster Taken 3

TAKEN 3 – Bun­des­start 08.01.2015

Wenn sich Luc Bes­son und Robert Mark Kamen zusam­men set­zen und ein Dreh­buch ver­fas­sen, dann kann man was erle­ben. Immer­hin war Kamen der Mann, dem die Welt KARATE KID zu ver­dan­ken hat, ja lei­der auch die Fort­set­zun­gen und das Remake, aber dann ent­schä­digt doch wie­der LETHAL WEAPON 3. Was Robert Mark Kamen in Kol­la­bo­ra­ti­on mit Bes­son zu Papier bringt, ist eine ganz ande­re Liga. Da gibt es die kom­plet­te TRANS­POR­TER-Rei­he, von der ein neu­er Film in Post-Pro­duk­ti­on ist, und zwei wei­te­re bereits ange­kün­digt sind. Die anfäng­lich anspre­chen­de Idee mit ihrer rasan­ten Umset­zung konn­te aller­dings kein biss­chen Auf­wer­tung in sei­ner Wei­ter­füh­rung erfah­ren, wenn man es so groß­zü­gig aus­drü­cken darf. Auch mit 96 HOURS – TAK3N über­zeug­ten sie anfäng­lich durch die kalt­blü­ti­ge Gerad­li­nig­keit der Hand­lung, die auf das Wesent­lichs­te redu­ziert, mit einem ver­bis­se­nen Liam Nee­son ver­dien­te Auf­merk­sam­keit erhielt. Was sich bereits mit dem zwei­ten Teil ver­flüch­tigt hat­te, wo sich Bes­son und Kamen bemü­ßigt sahen, eine haar­sträu­ben­de Hand­lung, als ernst­haft fil­mi­sches Kon­strukt ver­kau­fen zu wol­len. Viel­leicht bestand eine eher­ne Absicht, die kur­ze Rei­he wenigs­tens wür­de­voll zu Ende zu brin­gen. Groß prangt auf den Pla­ka­ten: »Alles endet hier«. Und das ist auch gut so.

Ex-Agent Bryan Mills und sei­ne ehe­ma­li­ge Frau schei­nen sich bes­ser und bes­ser zu ver­ste­hen. Die Bezie­hung zu sei­ner Toch­ter ist ein typi­sches Vater-Toch­ter-Ver­hält­nis. Eigent­lich könn­te es nicht bes­ser lau­fen in Bryan Mills´ Leben. Wäre da nicht unver­mit­telt ein Mord, wel­cher der pen­sio­nier­ten All­zweck­waf­fe zu Las­ten gelegt wird. Rasch ent­zieht sich Mills mit sei­nen beson­de­ren Fähig­kei­ten dem Zugriff der Poli­zei, um dann gleich von zwei Sei­ten gejagt zu wer­den. Der über­aus ein­fühl­sa­me und damit auch äußerst geris­se­ne Ermitt­ler Franck Dotz­ler ist Bryan immer nur einen Schritt hin­ter­her. Und dann mischt sich noch Gangs­ter­boss Mal­an­kov mit sei­nen Scher­gen unter die Jäger. Bryan Mills muss nicht nur sei­ne Unschuld bewei­sen, son­dern mit einem Mal das Leben sei­ner Toch­ter schüt­zen, ohne ihr direkt hel­fen zu kön­nen, damit er nicht geschnappt wer­den kann.

Wenn man an Teil 2 ein gutes Haar las­sen konn­te, dann war es Romain Lacour­bas’ beson­ne­ne Kame­ra­ar­beit, die mit gesetz­te­ren Ein­stel­lun­gen den Zuschau­er am Gesche­hen teil­neh­men ließ. In die­ser Hin­sicht ist TAKEN 3 eine opti­sche Kata­stro­phe. Selbst in ruhi­gen Momen­ten will die stets über­mo­ti­vier­te Kame­ra Dyna­mik ver­mit­teln; dies so auf die Spit­ze getrie­ben, dass ver­ein­zel­te Moti­ve über­haupt nicht erkenn­bar wer­den. Was mit dem unsäg­lich schnel­len Schnitt von Audrey Simo­naud und Nico­las Trem­ba­sie­wicz nur noch ver­schlim­mert wird. Nicht sel­ten bekommt der Zuschau­er dadurch das Gefühl, ent­we­der etwas ver­passt zu haben, oder dass die kon­ti­nu­ier­li­chen Anschlüs­se inner­halb einer Sequenz feh­len. Das wirft natür­lich die Fra­ge auf, war­um sich ein Film auf­wen­di­ge Action-Sze­nen und aus­ge­klü­gel­te Stunt-Cho­reo­gra­fien leis­tet, wenn ande­re Krea­tiv-Abtei­lun­gen die­se Leis­tun­gen voll­kom­men ver­schie­ßen dür­fen, und eben die­se Leis­tun­gen damit her­ab­wür­di­gen. Das mag einer moder­nen Seh­ge­wohn­heit geschul­det sein, aber dann muss man die­se auch ange­bracht zu nut­zen ver­ste­hen. TAKEN 3 ist dahin gehend schlicht­weg inakzeptabel.

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Zieht man einen Schnitt durch die von Bes­sons Euro­pa­Corp pro­du­zier­ten Fil­me, dann ist Logik kein Freund die­ser Fil­me. Über­haupt dürf­te man sogar behaup­ten, dass im über­zo­ge­nen Action-Kino der Logik grund­sätz­lich wenig Platz ein­ge­räumt wer­den soll­te. Haupt­sa­che es kracht. Aber es darf nicht stin­ken. Und TAKEN 3 ist ein gro­ßer, fau­ler Fisch. Wenn es in der Prä­mis­se heißt, das ein­zi­ge Ziel ist die Toch­ter zu schüt­zen, war­um bleibt die­se dann nicht ein­fach im Ver­steck, son­dern wird mit zum Show­down genom­men? Und wenn es nur das wäre, könn­te man Frie­den schlie­ßen. Doch was ist mit dem drei­fach abge­si­cher­ten Auf­zug, den es zu über­lis­ten gilt, den die Poli­zei spä­ter ohne jede Art von Frei­ga­be benut­zen kann? Und in die­sem Zusam­men­hang soll­te man viel­leicht auch ein­mal über ame­ri­ka­ni­sche Poli­zei­wa­gen reden, wo der hin­te­re Sitz­be­reich durch ein Git­ter vom Fahr­be­reich abge­grenzt ist. Grund­sätz­lich und aus­nahms­los. Und ein Mann wie Bryan Mills wür­de nie­mals und unter kei­nen Umstän­den in einem ande­ren Fahr­zeug trans­por­tiert wer­den. Klein­lich? Nicht, wenn es eine ent­schei­den­de und dra­ma­tur­gisch wich­ti­ge Sze­ne ist. Aber am ärger­lichs­ten ist dar­an, dass man die­se Auf­zäh­lung immer wei­ter füh­ren kann, immer zu, durch die kom­plet­te Hand­lung. Genia­li­tät wür­de bedeu­ten, dass uns Bes­son und Kamen zei­gen, wie Mills die Sicher­heits­vor­keh­run­gen bei einem Poli­zei­wa­gen umgeht.

Selbst durch die unsin­nigs­ten Plots konn­te sich der sech­zig­jäh­ri­ge Liam Nee­son in den letz­ten Jah­ren als einer der glaub­wür­digs­ten Action-Hel­den im Kino gegen eine Viel­zahl von jun­gen und schö­nen Publi­kums­lieb­lin­gen durch­set­zen. Mit einem klü­ge­ren Dreh­buch und einer ver­nünf­ti­ge­ren Regie wäre ihm das auch bei TAKEN 3 wie­der gelun­gen. Doch Oli­vi­er Mega­ton hat­te da wohl ganz ande­re Din­ge im Sinn, und die gin­gen ordent­lich dane­ben. Was Nee­son braucht, ist einen Typ wie Joe Car­na­han, mit dem er den außer­ge­wöhn­li­chen und über­ra­schen­den THE GREY gedreht hat­te. Fil­me, die sich durch ihre Ein­zig­ar­tig­keit aus­zeich­nen, und nicht einem voll­kom­men über­hol­ten Geschmack hin­ter­her hecheln. Und da kann auch ein genia­ler Forest Whita­ker nichts dar­an ändern, der sehr viel dazu bei­trägt, dass man nicht vor­zei­tig das Kino ver­lässt. So »endet alles hier«, aber man wünscht sich, es wäre auf ande­re Art geschehen.

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96 HOURS – TAKEN 3
Dar­stel­ler: Liam Nee­son, Mag­gie Grace, Fam­ke Jans­sen, Forest Whita­ker, John­ny West­on, Dou­gray Scott, Jon Gries u.a.
Regie: Oli­vi­er Megaton
Dreh­buch: Luc Bes­son, Robert Mark Kamen
Kame­ra: Eric Kress
Bild­schnitt: Audrey Simo­naud, Nico­las Trembasiewicz
Musik: Natha­ni­el Méchaly
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Sébas­ti­an Inizan
108 Minuten
Frank­reich 2015

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AutorIn: Bandit

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