VERONICA MARS

Poster Veronica Mars

VERONICA MARS – Bun­des­start 13.03.2014

Dies ist defi­ni­tiv ein Film, der mehr durch sei­ne Ent­ste­hungs­ge­schich­te auf­fällt, als durch sei­ne fil­mi­sche Umset­zung. Nach neun Jah­ren muss das ehe­ma­li­ge Schnüff­ler-Genie Vero­ni­ca Mars zurück in ihre Hei­mat­stadt Nep­tun. Eigent­lich ist sie nach erfolg­rei­chem Jura-Stu­di­um kurz davor, eine Stel­le bei einer ange­se­he­nen Kanz­lei anzu­tre­ten. Doch der Anruf ihres ehe­ma­li­gen Freun­des Logan, schiebt das Vor­ha­ben erst ein­mal zur Sei­te. Logan steht ihm Ver­dacht, sei­ne Freun­din, die Sän­ge­rin Car­rie Bishop, umge­bracht zu haben. Da sich vie­le Anwäl­te um den Fall rei­sen, bit­tet Logan Vero­ni­ca für ihn die bes­te Wahl zu tref­fen. Natür­lich kommt es, wie es kom­men muss. Vero­ni­ca zieht bald mit Kame­ra und neu­gie­ri­gem Blick durch Nep­tun, und beginnt am Fall her­um­zu­schnüf­feln. Und so wie sich die Mör­der-Hatz ent­wi­ckelt, könn­te die Geschich­te sogar mit den Ereig­nis­sen zusam­men­hän­gen, mit dem die Detek­ti­vin der­einst ihre Lei­den­schaft fürs Ermit­teln begann.

Das Pro­blem mit VERONICA MARS ist nicht, dass der Film kei­nen Spaß machen wür­de. Im Gegen­teil, er ist selbst für ein unvor­ein­ge­nom­me­nes Publi­kum erstaun­lich unter­halt­sam. Bis zu einem gewis­sen Grad. Denn das Pro­blem mit VERONICA MARS ist, dass er all­zu offen­sicht­lich für eine ein­ge­schwo­re­ne Fan-Gemein­de pro­du­ziert wur­de, und es zudem nicht schafft, den Charme einer Fern­seh­se­rie abzu­le­gen. Ein Film, der durch Crowd­fun­ding finan­ziert wur­de, hat natür­lich eine ganz ande­re Ver­pflich­tung. Immer­hin waren über 91.ooo Men­schen an der Kick­star­ter-Finan­zie­rung betei­ligt. Und gera­de wegen der Fans ist es beson­ders hei­kel, mit Stil­brü­chen oder Cha­rak­ter-Ver­än­de­run­gen zu expe­ri­men­tie­ren. Aber die Fil­me­ma­cher soll­ten auch nicht ver­ges­sen, dass der Groß­teil des zah­len­den Publi­kums aus unvor­be­las­te­ten Zuschau­ern besteht. Doch Seri­en­be­grün­der Rob Tho­mas und Mit­au­torin Dia­ne Rug­gie­ro haben gera­de die­sen Fakt ganz hin­ten anste­hen las­sen. Und anstel­le einer fürs Kino ange­mes­se­nen Hand­lung haben sie ein Schau­lau­fen an Cha­rak­te­re und einen über­mä­ßi­gen Zita­ten­schatz an Quer­ver­wei­sen insze­niert. Es über­for­dert den Zuschau­er nicht, und kann stre­cken­wei­se wirk­lich unter­hal­ten, aber man hat stän­dig das Gefühl, etwas ver­säumt zu haben. Genau­so wie man beim Auf­marsch der unzäh­li­gen Figu­ren unun­ter­bro­chen den Ein­druck bekommt, einen höhe­ren Unter­hal­tungs­fak­tor haben zu kön­nen, hät­te man die­se Cha­rak­te­re schon im Vor­feld gekannt.

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Sehr viel Spiel­freu­de zeich­net den Film aus. Beson­ders die Bezie­hung zwi­schen Vero­ni­ca und ihrem Vater Keith hat gro­ßen Unter­hal­tungs­wert. Die Dia­lo­ge sind sau­ber aus­ge­ar­bei­tet und mit etli­chen pop­kul­tu­rel­len Zita­ten geschmückt. Die gute Lau­ne hört dann aber bei der eigent­li­chen Hand­lung auf, weil über­haupt nicht klar wird, was Vero­ni­ca in jün­ge­ren Jah­ren zu so einer beson­de­ren Schnüff­le­rin mach­te. Hier in der Film­fas­sung, schei­nen die Hin­wei­se und Spu­ren eher offen­sicht­lich zu sein, so das Vero­ni­ca sie ohne jede Mühe nur zusam­men tra­gen kann. Span­nend ist das weni­ger, und hin­ter­lässt immer wie­der nur den Ein­druck, als wol­le man ledig­lich der Serie als sol­cher und ihren Figu­ren hul­di­gen. Und obwohl im Bild­for­mat von 2,35:1 gedreht, hat Ben Kut­chins Kame­ra­füh­rung alles ande­re als einen cine­ma­to­gra­phi­schen Anspruch. Soweit zum atmo­sphä­ri­schen Charme einer Fern­seh­se­rie. Sicher­lich hat VERONICA MARS der Finan­zie­rung für eine Pro­duk­ti­on einen ganz neu­en Anstrich ver­lie­hen. Auch wenn es nicht der ers­te Kick­star­ter-Film war, so zumin­dest der erfolg­reichs­te in sei­nen zeit­li­chen und finan­zi­el­len Dimen­sio­nen. So hat die­ser Film – mit Unter­hal­tungs­wert aber leid­li­cher Umset­zung – wenigs­tens Vorbildcharakter.

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VERONICA MARS
Dar­stel­ler: Kris­ten Bell, Jason Dohr­ing, Krys­ten Rit­ter, Ryan Han­sen, Fran­cis Capra, Per­cy Daggs III, Gaby Hoff­mann, Chris Lowell, Tina Majo­ri­no, Jer­ry O’Connell, Jamie Lee Cur­tis u.a.
Regie: Rob Thomas
Dreh­buch: Rob Tho­mas, Dia­ne Ruggiero
Kame­ra: Ben Kutchins
Bild­schnitt: Dani­el Gabbe
Musik: Josh Kramon
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Jeff Schoen
zir­ka 107 Minuten
USA 2014

Pro­mo­fo­tos Copy­right War­ner Bros.

2 Kommentare zu „VERONICA MARS“

  1. Ich sehe das was die Umset­zung angeht deut­lich anders als Ban­dit. Der Film ist durch eine Crowd­fun­ding-Kam­pa­gne ent­stan­den. Die Fans haben ihn finan­ziert. Des­we­gen haben die Macher eine Ver­pflich­tung gegen­über den Fans, das zu lie­fern, was die­se aus der Serie ken­nen, alles ande­re wäre Fandom-Selbstmord.

    Letzt­end­lich dürf­te ein sol­cher Film für das »nor­ma­le« Publi­kum gar nicht gemacht sein, das ist ins­be­son­de­re bei einer Finan­zie­rung durch die Crowd auch gar nicht die Zielgruppe.

    Dass eine Men­ge unbe­kann­te Figu­ren auf­tre­ten und man viel­leicht Man­ches nicht ver­steht, wenn man die zugrun­de lie­gen­de TV-Serie nicht gese­hen hat, fin­de ich völ­lig nor­mal. Der ers­te X‑Files-Film war ohne Wis­sen über den Seri­en­hin­ter­grund eben­falls nicht verständlich.

    Ich habe mir auf­grund des gro­ßen Erfolgs des Crowd­fun­ding die ers­te Staf­fel der Serie bestellt, weil ich dach­te »da muss ja was dran sein«. Ich wer­de mir die bei Gele­gen­heit anse­hen. Wenn mir das gefällt, schaue ich den Rest und erst danach den Film. Für mich macht das nur so Sinn.

  2. Das ist das Pro­blem. Dei­ne Argu­men­te sind durch­weg ange­bracht, und auch rich­tig. Wenn ich mir eine LP kau­fe, möch­te ich kei­ne CD aus dem Cover ziehen. 

    Aber ein Film wird nicht auf den Markt gewor­fen, nur um Fans und Crowd zu errei­chen. Ich ken­ne kei­ne genau­en Zah­len, aber weit mehr als die Hälf­te aller Besu­cher sind bei einem Film ledig­lich über Schau­spie­ler, oder Gen­re infor­miert. Kann ich da als Fil­me­ma­cher nicht ver­su­chen, etwas mehr an die­ses Publi­kum hin zu insze­nie­ren? Wenn man wirk­lich ein krea­ti­ver Kopf ist, muss man dabei die Fan­ge­mein­de nicht unbe­dingt vor den Kopf stoßen. 

    Es ist nicht so, dass ich etwas bei dem Film nicht ver­stan­den hät­te, son­dern ich immer unter­schwel­lig das Gefühl hat­te, etwas mehr zu wis­sen müs­sen. Genau das macht mei­ne Bespre­chung ja so nach­denk­lich, weil der Film an sich im Grun­de wirk­lich Spaß gemacht hat. Weit davon ent­fernt, ein gro­ßer Wurf zu sein, aber es gibt weit schlim­me­re Angebote. 

    Und was ich VERONICA MARS vor­wer­fe, gilt selbst­ver­ständ­lich auch für ande­re Adap­tio­nen, soweit zutreffend.

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