NEED FOR SPEED 3D

Poster NFS 3D

NEED FOR SPEED – Bun­des­start 20.03.2014

Dies ist ein Film, wie ihn Hal Need­ham gemacht hät­te. Zu dumm, Need­ham hat die­se Fil­me ja gemacht. Aber irgend­wie anders. Denn Hal Need­hams Fil­me waren unter­halt­sam, nah­men sich nicht ernst, und beschränk­ten sich auf das Wesentliche.
Einen Film nach einem Video­spiel zu pro­du­zie­ren war schon immer hei­kel, wegen einer gewis­sen Inhalts­lee­re des Ursprungs­ma­te­ri­als. Geor­ge und John Gatins hat­ten es da wohl sehr gut gemeint, und viel Klim­bim um die ille­ga­len Ren­nen her­um geschrie­ben. Von da an wäre noch eini­ges zu ret­ten gewe­sen, aber Regis­seur Scott Waugh hat tap­fer am Buch fest­ge­hal­ten. Und das ist geschmückt mit grau­en­haf­ten Ste­reo­ty­pen, abge­fah­re­nen Kli­schees, und schreck­li­chen Dia­lo­gen. Natür­lich geht es hier weder um über­ra­schen­de Figu­ren, noch außer­ge­wöhn­li­che Hand­lungs­strän­ge, oder gar Preis ver­däch­ti­ge Kon­ver­sa­tio­nen. Aber wenn jemand so tro­cken und tod­ernst eine eigent­lich hane­bü­che­ne Geschich­te ver­filmt, wie Scott Waugh es mit NEED FOR SPEED getan hat, dann passt das alles nicht zusam­men. Schon hier schei­tert der Vor­wurf eines FAST & FURIOUS Abklat­sches ganz gewaltig.

Wes­we­gen NEED FOR SPEED aller­dings auf­fällt, sind sei­ne erst­klas­sig cho­reo­gra­phier­ten und bild­lich umge­setz­ten Ren­nen, und die dar­aus resul­tie­ren­den Stunt­auf­nah­men. Die Macher ver­zich­te­ten auf Com­pu­ter-unter­stütz­te Sze­nen, was man nicht nur als Auto-Narr zu schät­zen lernt, son­dern einen Action-Lieb­ha­ber über­haupt in hel­le Freu­de ver­setzt. Lan­ce Gil­bert hat als Stunt-Coör­di­na­tor einen wah­ren Augen­schmaus an Karam­bo­la­gen, Explo­sio­nen, Über­schlä­gen und Sprün­gen auf die Lein­wand gebracht. Nach har­ten Trai­nings­wo­chen waren die Dar­stel­ler ange­hal­ten, den größ­ten Teil der Fahr- und Stunt­auf­nah­men auch wirk­lich selbst zu bestrei­ten. Mit Shane Hur­l­buts exzel­len­ter Kame­ra­füh­rung, sowie Paul Rubell und Scott Waughs Schnitt­tech­nik sind die Aut­o­sze­nen ein­fach über­wäl­ti­gend, und tat­säch­lich ganz in dem Sin­ne, wie Hal Need­ham es ger­ne gemacht hät­te. Doch bleibt immer noch ein wesent­li­cher Rest von Film, der ein­fach nicht funk­tio­nie­ren will.

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Da sind zum einen die Dar­stel­ler. War Aaron Paul eine genia­le Ergän­zung zu Bryan Crans­ton in BREAKING BAD, zeigt er hier ledig­lich, dass er allei­ne kei­nen Film tra­gen kann, zumin­dest noch nicht. Genau­so ver­hält es sich mit Domi­nic Coo­per als Gegen­spie­ler, der sich, obschon aus der zwei­ten Rei­he,  nicht als Fah­nen­trä­ger erweist. Aller­dings muss man zuguns­ten der Dar­stel­ler sagen, das der Regis­seur sie nicht zu insze­nie­ren wuss­te, und sie zudem mit Text zu arbei­ten hat­ten, der höchst unfrei­wil­lig komisch vom Publi­kum auf­ge­nom­men wird. Ein Klas­si­ker könn­te wer­den: »Wir been­den das hin­ter dem Steu­er.« Doch da gibt es zum ande­ren noch Fra­gen der Logik. Wenn dem Mus­tang nur 45 Stun­den blei­ben, um mit Voll­gas die USA zu durch­que­ren, wie kann es dann sein, dass der wesent­lich behä­bi­ge­re Werk­statt­wa­gen »The Beast« immer gleich­auf ist? Ein­zeln gese­hen könn­te man das als Erb­sen­zäh­le­rei abtun. Aber der Film nimmt sich selbst durch­weg so ernst, dass sol­che Ein­zel­hei­ten, noch dazu in so mas­si­ver Form, umso schwe­rer ins Gewicht fallen.

Man kann davon aus­ge­hen, dass Nathan Furst sei­nen Sound­track in bes­ten Absich­ten kom­po­niert hat, und der sich eigent­lich auch gut anhört. Doch gera­de zum Show­down ist die Aus­wahl sei­ner Instru­men­tal­stü­cke eigent­lich untrag­bar. In den letz­ten Zügen des Show­down wird mit die­ser musi­ka­li­schen Unter­ma­lung ein Kri­mi­nel­ler in einer Wei­se heroi­siert, wie es nicht zu ver­ant­wor­ten ist. Bei einem der­art gela­ger­ten Film ist Moral bestimmt kei­ne Dis­kus­si­ons­grund­la­ge, doch hat es mit Ver­ant­wor­tungs­ge­fühl zu tun. An die­ser Stel­le muss die Musik die Situa­ti­on weit über­stei­gern, oder die Bad-Ass-Manie des gan­zen Fil­mes kari­kie­ren, aber gewiss nicht das Hero­en­lied für den Geset­ze bre­chen­den Anar­chis­ten anstim­men. Nicht nur dass das Gespür für die eigent­li­che Situa­ti­on kippt, son­dern es stellt end­gül­tig 120 Minu­ten vor­an­ge­gan­ge­ne Film­mi­nu­ten in Frage.

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NEED FOR SPEED 3D
Dar­stel­ler: Aaron Paul, Domi­nic Coo­per, Imo­gen Poots, Scott Mse­cu­di, Rami Malek, Ramon Rodri­guez, Har­ri­son Gil­bert­son  u.a.
Regie: Scott Waugh
Dreh­buch: Geor­ge Gatins, John Gatins
Kame­ra: Shane Hurlbut
Bild­schnitt: Scott Waugh, Paul Rubell
Musik: Nathan Furst
Stunt-Coör­di­na­tor:. Lan­ce Gilbert
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Jon Hutman
zir­ka 132 Minuten
USA 2014

Pro­mo­fo­tos Copy­right Walt Dis­ney Stu­di­os Moti­on Pic­tures / Con­stan­tin Film

AutorIn: Bandit

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