LION – Der lange Weg nach Hause

LION – Bun­des­start 23.02.2017

In Indi­en leben elf Mil­lio­nen Kin­der auf der Stra­ße. Und wie wenig das eine Kul­tur inter­es­sie­ren kann, schafft LION in sei­nen ers­ten 30 Minu­ten sehr ein­drucks­voll, aber auch bedrü­ckend zu zei­gen. In Indi­en wer­den jähr­lich 80.000 Kin­der als ver­misst gemel­det. Was mit ihnen alles gesche­hen könn­te, scheut sich der Film auch nicht anzu­deu­ten. Regis­seur Garth Davies muss dabei nicht expli­zit wer­den, weil dazu auch nicht viel Vor­stel­lungs­kraft gehört. Dem fünf­jäh­ri­gen Saroo bleibt so man­ches Schick­sal erspart, aber mit sei­nen Augen lernt der Zuschau­er eine Welt ken­nen, die so fremd und auch bizarr anmu­tet, dass es schmerzt. Selbst­ver­ständ­lich gibt es Scheuß­lich­kei­ten und Gleich­gül­tig­keit gegen­über Kin­dern auch bei uns, in der viel­ge­prie­se­nen west­li­chen Welt. Aber die Natür­lich­keit in wel­cher LION dies auf­zeigt, hat etwas Erschreckendes.

Mit fünf Jah­ren wird Saroo aus Ver­se­hen von sei­ner Fami­lie getrennt Aber Saroo hat sehr viel mehr Glück im Unglück. Doch erge­ben sich erst Jahr­zehn­te spä­ter die Mög­lich­kei­ten, sei­ne Fami­lie even­tu­ell wie­der sehen zu kön­nen. Es ver­steht sich fast schon als selbst­ver­ständ­lich, dass die­se Geschich­te auf wah­ren Bege­ben­hei­ten beruht, die Saroo Brier­ley selbst als Auto­bio­gra­fie ver­fasst hat. Die fak­ti­schen Abwei­chun­gen schei­nen sich dabei in Gren­zen zu hal­ten, möch­te man ver­schie­de­nen Berich­ten Glau­ben schen­ken. Wobei es bekannt­lich bei fil­mi­schen Adap­tio­nen nie­mals ohne Ver­än­de­rung für dra­ma­ti­sche Zwe­cke funk­tio­nie­ren kann.

Das man Vol­ker Ber­tel­manns und Dus­tin O’Hallorans Sound­track kaum wahr nimmt, kann Fluch und Segen zugleich sein, und ist schwer zu beur­tei­len. Auf­fal­lend ist jeden­falls, dass sie den Film unter­stüt­zen, aber nicht mit den Gefüh­len des Zuschau­ers jon­glie­ren. Also viel­leicht doch eher Segen. Hin­ge­gen ist Greig Frasers Kame­ra­ar­beit etwas unstet, die zwi­schen Schul­ter­ka­me­ra, ele­gi­schen Schwenks, har­ten Kon­tras­ten und wei­chen Far­ben kei­nen eige­nen Cha­rak­ter zeigt. Aber auch das tut dem Film kei­nen Abbruch.

Wor­an LION krankt, ist sei­ne bewusst gewähl­te epi­sche Län­ge. Garth Davis hät­te als Regis­seur die Zügel ruhig straf­fer in die Hän­de neh­men kön­nen. Es ist nicht so, dass die Geschich­te mit vie­len Über­ra­schun­gen für den Zuschau­er auf­war­ten wür­de. So ent­fal­tet sich die Hand­lung viel zu lang­sam, und auch etwas zäh. Letzt­end­lich weiß das Publi­kum, was gesche­hen wird. Bei aller Län­ge bleibt LION ein gelun­ge­ner Film, der sehr emo­tio­nal zu erzäh­len ver­steht, ohne die­se Emo­tio­nen künst­lich ver­stär­ken zu wol­len. Eine gewis­se Boden­haf­tung bleibt erhal­ten. Und auch das ist in die­ser Art von Film eher ungewöhnlich.

LION – DER LANGE WEG NACH HAUSE
Dar­stel­ler: Sun­ny Pawar, Dev Patel, Nico­le Kid­man, David Wen­ham, Roo­ney Mara, Pri­y­an­ka Bose, Abhis­hek Bhar­ta u.a.
Regie: Garth Davis
Dreh­buch: Luke Davies, nach der Bio­gra­fie von Saroo Brierley
Kame­ra: Greig Fraser
Bild­schnitt: Alex­and­re de Franceschi
Musik: Vol­ker Ber­tel­man, Dus­tin O’Halloran
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Chris Kennedy
118 Minuten
Aus­tra­li­en – USA – UK 2017

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