Hotel »In der Straßen« und der »Arme Ritter«

Hotel "In der Straßen" - Außenansicht

Pre­miè­re auf Phan­ta­News – denn wenn ich mich nicht sehr täu­sche, habe ich hier noch nie über eine Gast­stät­te berich­tet. War­um das trotz­dem Sinn macht erfährt der geneig­te Besu­cher, wenn er weiterliest.

Bei mir direkt um die Ecke fin­det sich in Solin­gen das Schloß Burg, einer der ehe­ma­li­gen Sit­ze des Geschlech­tes von Berg, nach denen das Ber­gi­sche Land benannt ist. Ein altes, trut­zi­ges Gemäu­er, das heu­te ein Muse­um beher­bergt und auf des­sen Gelän­de regel­mä­ßig Akti­vi­tä­ten wie Hand­wer­ker- aber eben auch Mit­tel­al­ter­märk­te stattfinden.
In der Burg, um sie her­um und auch außer­halb fin­den sich zudem Gas­tro­no­mie­be­trie­be, die aller­dings alle­samt auf die Bedürf­nis­se von Tou­ris­ten und Burg­be­su­chern aus­ge­legt sind (und die zum Teil man­gels loka­ler Alter­na­ti­ven def­ti­ge Prei­se ansagen).

Über allem dräut die Burg

Vor dem Burg­tor fin­det man nach ca. 20 Metern berg­auf auf der rech­ten Stra­ßen­sei­te ein Gebäu­de, das sich bereits auf den ers­ten Blick durch sei­ne Grö­ße von den ande­ren Häu­sern hier unter­schei­det. An der Haus­wand liest man den Schrift­zug »Haus in der Stra­ßen«. Dem Ver­neh­men nach wur­de es in sei­ner Grund­form bereits im 17. Jahr­hun­dert erbaut, offen­bar dien­te es ursprüng­lich als Gesin­de­haus für die Burg. Seit den 1950er Jah­ren beher­berg­te es unter dem soeben genann­ten Namen ein Hotel und einen Gas­tro­no­mie­be­trieb, bis das Unter­neh­men vor ca. zwei Jah­ren in die Insol­venz ging, seit­dem stand es leer.

Doch die­sem Leer­stand wird nun ein Ende gesetzt, denn mit Unter­stüt­zung der Stadt­spar­kas­se Solin­gen, die auch im Vor­stand des Burg­ver­eins sitzt, konn­te Vol­ker Noll-Bau­es das Gebäu­de erwer­ben; am letz­ten Diens­tag (29.03.2011) fand die sym­bo­li­sche Schlüs­sel­über­ga­be statt, der ich freund­li­cher­wei­se bei­woh­nen durfte.

Bis hier­her wird sich der Leser immer noch fra­gen, war­um ich dar­über auf Phan­ta­News über­haupt berich­te? Die Ant­wort folgt auf dem Fuße:

"Schlüsselübergabe": Volker Noll-Baues (rechts) und ein Herr der Sparkasse

Vol­ker Noll-Bau­es hat Plä­ne für das Gebäu­de, die nicht nur zur Umge­bung mit der Burg pas­sen, son­dern auch für Freun­de des Mit­tel­al­ters und der Phan­tas­tik durch­aus attrak­tiv sein dürf­ten: beim Umbau und dem zukünf­ti­gen Betrieb des Betriebs liegt der Schwer­punkt ein­deu­tig auf »Mit­tel­al­ter«. Es wird ein ent­spre­chen­des Ambi­en­te in den Gast­räu­men geben, die Bedie­nun­gen sol­len dem Besu­cher sei­ne Spei­sen und Trän­ke gewan­det kredenzen.
Als ers­tes wird die Gast­stät­te neu eröff­net wer­den, das ist bereits für den ers­ten Mai geplant, schon dann soll sie unter dem neu­en Namen »Armer Rit­ter« ihre Pfor­ten für die Besu­cher auf­tun – spä­ter wird dann auch der Hotel­be­trieb wie­der auf­ge­nom­men werden.
Der Name ist Pro­gramm, denn ent­ge­gen den Gepflo­gen­hei­ten der Vor­be­sit­zer und ande­rer Gas­tro­no­men rund um die Burg möch­te der neue Betrei­ber den »Armen Rit­ter« und zukünf­tig auch das Hotel zu einer Stät­te der Erho­lung und Begeg­nung für jeder­mann machen – hier ist der Anzug­trä­ger eben­so will­kom­men, wie der Moun­tain­bi­ker mit Dreck an den Schu­hen. Gewan­de­te sind eben­so gern gese­hen wie Fami­li­en mit Kin­dern, für die kur­zen Rit­ter wird eine Spiel­ecke bereit gestellt. Auch die Prei­se sol­len sich kei­nes­falls auf dem Niveau von Ster­ne­gas­tro­no­mie bewe­gen, son­dern eher erschwing­lich daher kom­men, so dass nie­mand mit lee­ren Taschen von dan­nen zie­hen muss. Und selbst­ver­ständ­lich wird es auch Spe­zia­li­tä­ten wie bei­spiels­wei­se Met und Honig- oder Kirsch­bier geben.

Selbstverständlich gibt´s auch einen Geist!

Geplant ist für die Zukunft viel: es wer­den monat­li­che Aktio­nen ver­an­stal­tet, bei­spiels­wei­se Mit­tel­al­ter­märk­te, Fami­li­en­fes­te, aber auch Kon­zer­te mit Mit­tel­al­ter­grup­pen – oder mit loka­len Bands. Zudem will man im gro­ßen Saal auch Rit­t­er­mah­le (inklu­si­ve Leih­ge­wan­dun­gen) oder Krimi­din­ner anbie­ten – letz­te­re auch in vik­to­ria­ni­schem Ambi­en­te, was den Steam­punks unter uns gefal­len dürf­te. Wei­ter ange­dacht sind Whis­key-Menus mit dem Rem­schei­der Brick­house oder Weinverkostungen.
Alle Aktio­nen sind in Ergän­zung und als Erwei­te­rung der­je­ni­gen auf Schloß Burg geplant und stel­len somit eine wei­te­re Berei­che­rung des Gelän­des dar. Vol­ker Noll-Bau­es weiß hier, wor­um es geht und was zu tun ist, denn immer­hin ist er seit vie­len Jah­ren selbst in der Mit­tel­al­ter­sze­ne aktiv und kann auch mit einem Schau­kampf­schwert umgehen…

Kamin mit Brunnen

Das Gebäu­de macht bereits in sei­nem der­zei­ti­gen leicht reno­vie­rungs­be­dürf­ti­gen Zustand eine Men­ge her, innen ist im Haupt­haus alles vol­ler Gebälk, Schnit­ze­rei­en und stim­mi­gen Klei­nig­kei­ten – von den drei Kami­nen, den alten Türen und dem noch funk­ti­ons­fä­hi­gen Brun­nen, der bis ins Grund­was­ser reicht mal ganz abge­se­hen. Schon von der gesam­ten Art her eig­net sich das Gebäu­de für ambi­en­te­haf­ti­ge Ver­an­stal­tun­gen bes­tens, wenn dann noch Bedie­nun­gen in Gewan­dung dar­in her­um wuseln, wird es sicher­lich per­fekt werden.

Ich fin­de die­ses Kon­zept sehr erfreu­lich und höchst span­nend und wer­de selbst­ver­ständ­lich wei­ter dar­über berich­ten. Nicht nur, weil man den »Armen Rit­ter« als Con­lo­kal oder für Ver­eins­stamm­ti­sche und ähn­li­che Aktio­nen treff­lich wird nut­zen kön­nen, son­dern weil ich von dem Kon­zept per­sön­lich sehr ange­tan bin – und weil es der ansons­ten an Attrak­tio­nen (ins­be­son­de­re für Phan­tas­tik- und Mit­tel­al­ter­freun­de) eher armen Gegend ein ech­tes High­light verschafft.

Zum Pro­jekt gibt es eine offe­ne Grup­pe auf Face­book.

Zum Abschluß noch ein paar Impressionen:

[nggal­le­ry id=8]

Text & Fotos Copy­right Ste­fan Holzhauer

Creative Commons License

AutorIn: Stefan Holzhauer

Meist harm­lo­ser Nerd mit natür­li­cher Affi­ni­tät zu Pixeln, Bytes, Buch­sta­ben und Zahn­rä­dern. Kon­su­miert zuviel SF und Fan­ta­sy und schreibt seit 1999 online darüber.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.