EX MACHINA

Poster Ex Machina

EX MACHINA – Bun­des­start 23.04.2015

In nur zwei Minu­ten hat der Regie-Debü­tant Alex Gar­land die Expo­si­ti­on erzählt, und sei­nen Prot­ago­nis­ten dort­hin gebracht, wo er die noch aus­ste­hen­de Lauf­zeit ver­brin­gen wird. Näm­lich im Kern der Geschich­te. Der offen­sicht­li­che Pro­gram­mie­rer Caleb hat schein­bar bei einer Lot­te­rie gewon­nen. Die raum­na­he arbei­ten­den Kol­le­gen gra­tu­lie­ren ihm begeis­tert. Es scheint ein fir­men­in­ter­nes Gewinn­spiel gewe­sen zu sein, und noch dazu ein gro­ßes Ding. Dann fliegt ein Hub­schrau­ber über gran­dio­se, unbe­rühr­te Land­schaf­ten. »Wann kom­men wir zu sei­nen Län­de­rei­en«, fragt Caleb. Der Pilot lächelt, »wir flie­gen schon seit zwei Stun­den dar­über«. Es ist der ers­te Dia­log in EX MACHINA. Was aus den ers­ten zwei Minu­ten nicht voll­kom­men schlüs­sig wur­de, wird spä­ter äußerst geschickt in den Dia­lo­gen auf­ge­fan­gen und erklärt. Alex Gar­land weiß also, wie man Geschich­ten erzählt, wie man eine Hand­lung struk­tu­riert. Span­nung ent­steht bei Gar­land nicht aus der Situa­ti­on, son­dern durch die Erzählform.

Caleb wird als einer von ganz weni­gen den Mul­ti-Mil­li­ar­där Nathan ken­nen­ler­nen. Der Mann, der Zucker­berg-gleich mit IT eine Welt­macht­stel­lung auf­bau­te, der aller­dings auf das maxi­mals­te zurück gezo­gen lebt. Caleb Gewinn ist es, eine Woche zusam­men mit Nathan zu ver­brin­gen. Doch der eigent­li­che Grund für einen Gast im Haus ist die Not­wen­dig­keit für einem Außen­ste­hen­den zur Durch­füh­rung eines unglaub­li­chen Tests. Nathan hat eine künst­li­che Intel­li­genz erschaf­fen. Als einer der fin­dungs­reichs­ten Pro­gram­mie­rer in der Fir­ma soll Caleb tes­ten, ob die künst­li­che Intel­li­genz tat­säch­lich ein eige­nes Bewusst­sein ent­wi­ckelt hat, oder doch nur pro­gram­mier­te Emo­tio­nen nutzt. Ava heißt der huma­no­ide Robo­ter mit dem ver­meint­lich eige­nen Bewusst­sein. Und Ava macht es Caleb nicht leicht, denn Nathan hat ihr nicht nur eine ein­neh­men­de Stim­me gege­ben, son­dern auch ein anspre­chen­des Gesicht.

Äußerst klar struk­tu­riert teilt Gar­land sei­ne Geschich­te klas­sisch in drei Tei­le: Im ers­ten Akt geht es um die Bewun­de­rung von Caleb gegen­über Nathan, und die Annä­he­rung an das Test­ob­jekt. Der zwei­te Akt ist eine strin­gen­te Abhand­lung von phi­lo­so­phi­schen Fra­gen und Über­le­gun­gen, bei denen ein zuneh­mend dem Alko­hol ver­fal­len­der Nathan sei­nen Gast Caleb unent­wegt her­aus­for­dert. Der drit­te Akt gehört ein­deu­tig der Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Kon­flikt, dem sich Caleb aus­ge­setzt sieht, weil ein Ver­ständ­nis gegen­über einer künst­li­chen Intel­li­genz mit eige­nem Bewusst­sein bis­her nie ein The­ma war. In den ers­ten zwei Drit­teln wird der Zuschau­er mit einer Viel­zahl von Mög­lich­kei­ten einer Auf­lö­sung kon­fron­tiert. Und es liegt in der Natur des Kinos, dass sich das Publi­kum für eine sehr offen­sicht­li­che Vari­an­te ent­schei­det. Doch gera­de im letz­ten Akt, wo man auf ein Ende hin­ar­bei­tet das unaus­weich­lich scheint, schlägt der Film immer wie­der uner­war­te­te Haken. Das Ende von EX MACHINA ist eine logi­sche Kon­se­quenz, aber in die­ser Form nicht wirk­lich vorhersehbar.

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Immer wie­der schafft Alex Gar­land Ansät­ze, um die eigent­lich drei for­mal getrenn­ten Akte, zu einem stim­mi­gen Gan­zen zusam­men zu brin­gen. Da ist zum einen Nathans unge­zü­gel­ter Alko­hol­kon­sum, aber auch die immer wie­der, förm­lich schrei­en­de Fra­ge, wer in die­sem Stück eigent­lich wen mani­pu­liert. Ist es Ava, die Caleb gegen Nathan auf­brin­gen will? Ist es am Ende Nathan, der Caleb glau­ben las­sen will, Ava soll Caleb gegen ihn auf­brin­gen? Oder ist Caleb am Ende gar nicht er selbst, für den er sich als selbst­ver­ständ­lich gehal­ten hat. Durch­weg gibt das Dreh­buch den Prot­ago­nis­ten sehr intel­li­gen­te Dia­lo­ge zum spie­len. Es wird phi­lo­so­phiert, und schwa­dro­niert. Und immer wie­der wirft eine beant­wor­te­te Fra­ge, ein wei­te­res, unge­lös­tes huma­nis­ti­sches Dilem­ma auf.

EX MACHINA ist zwei­fel­los ein Kam­mer­spiel. Und sol­che funk­tio­nie­ren nur über ein exzel­len­tes Ensem­ble. Doch Alex Gar­land hat ein exzel­len­tes Ensem­ble zusam­men gebracht. Die undurch­sich­ti­ge Sen­sua­li­tät von Ali­cia Vikan­der ist ein­fach umwer­fend. Die ver­stör­te Unsi­cher­heit von Glee­son hät­te nie­mand ande­rer so ein­neh­mend ver­mit­teln kön­nen. Und Oscar Isaacs extro­ver­tier­ter Erfin­der könn­te gar nicht bes­ser die gebo­te­ne Para­noia auf den Zuschau­er über­tra­gen. Dazu gesellt sich natür­lich ein sehr fein­sin­ni­ges Set-Design von Denis Schnegg, wel­ches aus­schwei­fen­de Lebens­stan­dards mit funk­tio­na­len Räum­lich­kei­ten ver­bin­det. Das alles bin­det die Geschich­te in eine nicht von der The­ma­tik ablen­ken­den Umge­bung ein, wel­che das Zukunfts­sze­na­rio unter­streicht, aber kei­ne eigen­stän­di­ge Aus­ein­an­der­set­zung herausfordert.

Um größt­mög­lich krea­ti­ven Spiel­raum zu bekom­men, woll­te Alex Gar­land das Bud­get auch so gering wie mög­lich hal­ten. Mit lächer­li­chen 13 Mil­lio­nen Dol­lar pro­du­ziert, gelingt es der Geschich­te in Form die­ser Insze­nie­rung das Bud­get voll­kom­men irrele­vant erschei­nen zu las­sen. Eine Ver­triebs­fir­ma wie Uni­ver­sal Pic­tures ver­steht in Sachen Kos­ten-Nut­zen-Fak­tor schließ­lich kei­nen Spaß. Und das war im Sin­ne der Macher auch eine sehr gute Ent­schei­dung. EX MACHINA ist eine sehr intel­li­gen­te, aber auch durch­weg gelun­ge­ne Aus­ein­an­der­set­zung mit den bis jetzt eigent­lich unbe­ant­wor­te­ten Fra­gen, was eine künst­li­che Intel­li­genz nicht nur defi­niert, son­dern wie die­se in unse­re mensch­li­chen Bewusst­sein ein­zu­ord­nen wäre. Alex Gar­land hat vor die­sem Regie-Debüt die Dreh­bü­cher unter ande­rem zu SUNSHINE, 28 DAYS LATER, oder NEVER LET ME GO ver­fasst. Das sind sei­ne Visi­ten­kar­ten, die einen sehr genau­en Anhalts­punkt geben, wie man EX MACHINA als phi­lo­so­phi­sches Gedan­ken­spiel ein­ord­nen kann.

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EX MACHINA
Dar­stel­ler: Domhnall Glee­son, Oscar Isaac, Ali­cia Vikan­der, Sono­ya Mizu­no u.a.
Dreh­buch & Regie: Alex Garland
Kame­ra: Rob Hardy
Bild­schnitt: Mark Day
Musik: Geoff Bar­row, Ben Salisbury
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Mark Digby
Groß­bri­tan­ni­en / 2015
108 Minuten

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