Bandit bespricht – DUNGEONS & DRAGONS: Ehre unter Dieben

DUNGEONS & DRAGONS: HONOR AMONG THIEVES
Bun­des­start 16.03.2023
Pre­view 24.03.2023 Metro­plex, Fürth

Seit 1974 spielt die Welt DUNGEONS & DRAGONS, sei­ner­zeit tat­säch­lich noch mit Papier und Stift. Die Geschich­te hat­ten Gary Gygax und Jeff Per­ren 1971 mit dem Spiel CHAINMAIL begon­nen, dar­aus D&D ent­wi­ckelt, und damit das Pen-and-Paper-Rol­len­spiel ins Leben geru­fen. Dar­aus hat sich eine regel­rech­te Indus­trie ent­wi­ckelt, aber die Mut­ter aller Pen-and-Papers über­dau­er­te nicht ein­fach die Zeit, son­dern blieb immer Num­mer Eins. Mitt­ler­wei­le ist die Fir­ma Wizards of the Coast Rech­te­inha­ber, stellt das Spiel her und ver­treibt es, und hütet ihr Kind, wie es über­vor­sich­ti­ge Müt­ter tun. Das garan­tiert eine sorg­sa­me, regel­kon­for­me und dem Spiel ange­mes­se­ne Adap­ti­on, weil gute Men­schen von Wizards of the Coast nicht ein­fach nur bera­tend zur Sei­te stan­den, son­dern die Geschich­te und Cha­rak­te­re mit aus­ar­bei­te­ten. Aber nicht nur des­we­gen ist DUNGEONS & DRAGONS: EHRE UNTER DIEBEN einer der bes­ten Fil­me unter den vie­len Adap­tio­nen von Gesell­schafts- und Computerspielen.

Chris Pine ist Edgin, guter Bar­de und guter Dieb. Michel­le Rodri­guez ist Hol­ga, unbe­zwing­ba­re Bar­ba­rin und kei­ne schlech­te Die­bin. Jus­ti­ce Smith ist Simon, schlech­ter Zau­be­rer und bes­se­rer Dieb. Sophia Lil­lis ist Doric, eine von Elfen auf­ge­nom­me­ne Drui­din und ehren­wert. Chloe Cole­man ist Kira, Toch­ter und fil­mi­sche Zwangs­ver­ord­nung für eine ehr­ba­res Ziel des Bar­den. Hugh Grant ist For­ge, das betrü­ge­ri­sche Arsch­loch. Thember­chaud ist der Dra­che, bös­ar­tig und fett­lei­big. Thember­chaud ist der Dia­mant von den vie­len anein­an­der­ge­reih­ten Edel­stei­nen die DUNGEONS & DRAGONS: EHER UNTER DIEBEN zum Leben erwecken.

Es gibt vie­le Ver­lie­se und Höh­len in die­sem Film, er wird dahin­ge­hend sei­nem Titel und dem Anspruch gerecht. Aber es gibt nicht vie­le Dra­chen in die­sem Film, gegen Thember­chaud haben sie ohne­hin kaum Bestand. Der Gegen­ent­wurf zu allen Fan­ta­sy-Bies­tern soll­te aber nicht unter­schätzt wer­den, er bleibt gemein und gefähr­lich. Regis­seur und Pro­du­zent haben unter den gestren­gen Augen der Leu­te von Wizards of the Coast dar­auf geach­tet, dass die iko­ni­sche Spie­le-Figur die Spie­ler und Fans des Spie­les nicht ent­täu­schen wird. Und auch unbe­fleck­tes Publi­kum wird in dem kur­zen, dem Ton des Films ent­spre­chen­den Auf­tritt, span­nungs­rei­che Freu­de empfinden.

Wei­ter auf die Hand­lung ein­zu­ge­hen wäre eher Zeit­ver­schwen­dung. Sie ist, mil­de aus­ge­drückt, weni­ger von Bedeu­tung. Das Regie-Duo John Fran­cis Daley und Jona­than Gold­stein hat zuvor mit GAME NIGHT einen abso­lut ver­kann­ten Lecker­bis­sen an brül­lend komi­schen Who­d­u­nit Mys­te­rie-Kri­mi insze­niert. Aber mit Dreh­bü­chern unter ande­rem für SPIDER-MAN: HOMECOMING oder HORRIBLE BOSSES haben sie als Duo auch wesent­lich bekann­te­re Visi­ten­kar­ten vor­zu­wei­sen. Die­se bei­den sind per­fekt für einen Film, der wegen eines gna­den­lo­sen Fan­doms sen­si­bel behan­delt wer­den muss, sich aber selbst auch nicht zu ernst neh­men darf.

Einen Film so zu schrei­ben und insze­nie­ren, dass er wie ein Spiel funk­tio­niert, wo jede Hand­lung und Cha­rak­ter­zug durch Wür­fel ent­schie­den wird, ist eine Her­aus­for­de­rung, der Daley und Gold­stein gewach­sen sind. Manch­mal gelingt den Figu­ren etwas, manch­mal nicht. Unver­mit­telt tun sich Fal­len oder ver­schlos­se­ne Türen auf, oder ste­hen Hor­den wil­der Krie­ger vor den Hel­den. Gera­de so, als ob jemand inmit­ten des Hand­lungs­ver­laufs die Stär­ke der Figu­ren oder die Gefähr­lich­keit der Umge­bung erwür­feln wür­de. Das hört sich erst ein­mal furcht­bar will­kür­lich an. Ist es auch. Und jetzt kommt das ganz gro­ße »Aber«.

Das Duo nutzt jedes Kli­schee aus dem Fan­ta­sy-Gen­re, stellt aber nicht alles ein­fach auf den Kopf, wie es Per­si­fla­gen unter dem Deck­man­tel von Hom­mage ger­ne tun, um dann ein­fach nur albern zu sein. Die­ser Film will weder das Gen­re an sich, noch sei­ne fest­ge­leg­ten Figu­ren bloß­stel­len. Mit fes­seln­der Ener­gie trei­ben Daley und Gold­stein ihre Erzäh­lung vor­an, aber sie wis­sen eben­so, wo die rich­ti­gen Momen­te sind, um den Figu­ren ange­mes­sen Zeit zu geben, oder das Publi­kum durch­at­men zu las­sen. EHRE UNTER DIEBEN ist ein rund­her­um lus­ti­ger Film, auf jedem Humor­le­vel. Mit sehr weni­gen Aus­nah­men hält er ein anspruchs­vol­les Niveau.

Die Sequenz am Fried­hof und den Gesprä­chen mit den Toten ist ein ech­ter Brül­ler. Und auch das bes­te Bei­spiel, dass die Regis­seu­re ihre atem­be­rau­ben­de Dyna­mik errei­chen, indem Dia­log, Dar­stel­ler, Schnitt und Ein­stel­lungs­wech­sel nicht anein­an­der­ge­reiht, son­dern zu einem punkt­ge­nau­en Gan­zen ver­schmol­zen wer­den – mit der Sah­ne­kir­sche, das Publi­kum mit dem Tem­po nicht zu über­for­dern, aber auch die Gags wegen der Begriffs­stut­zi­gen nicht end­los aus­zu­spie­len. Der Ein­bruch, in die fah­ren­de(!) Kut­sche ist ein wah­rer Lecker­bis­sen, wo Action, Fan­ta­sy und Aben­teu­er geschickt zu ver­edel­ter Film­kunst erho­ben werden.

Am Ende darf Drui­din und Gestal­ten­wand­le­rin Doric als wüten­der Schnee-Eulen­bär nicht ver­ges­sen wer­den, die ein­mal zu viel gereizt wur­de. Doch es gibt auch sehr berüh­ren­de Momen­te, wenn Hol­ga zum Bei­spiel auf ihren ehe­ma­li­gen Freund trifft. Die­se emo­tio­na­len Momen­te funk­tio­nie­ren selbst zwi­schen all den humor­ge­tränk­ten Dia­lo­gen und der tem­po­rei­chen Action. Denn Daley und Gold­stein über­rei­zen die­se Sze­nen nicht, son­dern fin­den sofort wie­der zurück in den ent­spann­ten Insze­nie­rungs­ton – und in die­sem dul­den die Regis­seu­re kei­ner­lei Leerlauf.

Die locke­ren, manch­mal hin­ter­sin­ni­gen Tex­te, sowie immer­zu wit­zi­gen Ein­zei­ler oder Wort­ge­fech­te wer­den von den Dar­stel­lern nicht ein­fach auf­ge­sagt und abge­fei­ert. Sie spie­len ihre Dia­lo­ge, es hat einen natür­li­chen Fluss, wie sie spre­chen, agie­ren und inter­agie­ren. Weder Wort noch Gag ver­kommt zum wit­zi­gen Selbst­zweck, son­dern ist immer stim­mig zu den Figu­ren. Die im Übri­gen von einem exzel­lent besetz­ten Ensem­ble gespielt wer­den, bei dem sich aber Chris Pine doch ein klei­nes biss­chen abhebt. Den­noch ist inso­fern Vor­sicht gebo­ten, dass EHRE UNTER DIEBEN hand­fes­te Fan­ta­sy ist. Wegen sei­nem extrem aus­ge­präg­ten Charme ver­steht sich der Film dem all­ge­mei­nen Publi­kum anzu­nä­hern. Aber in ers­ter Linie bleibt der Film sei­nem Gen­re treu, und hat es auch nicht nötig sich in ande­re Rich­tun­gen anbie­dern zu müs­sen, oder zu wollen.

DUNGEONS & DRAGONS: HONOR AMONG THIEVES
Dar­stel­ler: Chris Pine, Michel­le Rodri­guez, Regé-Jean Page, Jus­ti­ce Smith, Sophia Lil­lis, Hugh Grant, Chloe Cole­man u.a.
Regie: John Fran­cis Daley, Jona­than Goldstein
Dreh­buch: John Fran­cis Daley, Jona­than Gold­stein, Micha­el Gilio
Kame­ra: Bar­ry Peterson
Bild­schnitt: Dan Lebental
Musik: Lor­ne Balfe
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Ray Chan
USA 2023
134 Minuten

Bild­rech­te: PARAMOUNT PICTURES

AutorIn: Bandit

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