Vor kurzem erschien bei Egmont Ehapa der 41. Band der langlebigen und beliebten Reihe um das gallische Dorf, das den Römern Widerstand leistet, und natürlich um dessen Bewohner. In erster Linie der kleine Krieger Asterix und sein … ähem … nicht dicker Freund Obelix. Bei ASTERIX dürfte es sich um eine der bekanntesten und beliebtesten frankobelgischen Comicreihen überhaupt handeln. Aber ASTERIX existiert bereits seit den 1960er Jahren, mit dem Ableben der ursprünglichen Schöpfer Rene Goscinny und Albert Uderzo mussten also Möglichkeiten gefunden werden, die Reihe um die unbeugsamen Gallier fortzuführen. Das geschah zuerst mit dem Texter Jean-Yves Ferri und dem Zeichner Didier Conrad. Ab der letzten Ausgabe, DIE WEISSE IRIS, übernahm dann Fabcaro als Szenarist – und diese Ausgabe fand ich ziemlich überzeugend.
ASTERIX IN LUSITANIEN ist ein klassisch zu nennendes Reiseabenteuer, diesmal verschlägt es die beiden Freunde in das Land aus dem Titel, heute als Portugal bekannt.
Und man muss sagen, dass sich dieser neue Band in keinster Weise hinter den Klassikern verstecken muss. Die offizielle Zusammenfassung liest sich wie folgt:
An einem schönen Frühlingsmorgen taucht ein Fremder namens Schnurres im Dorf auf. Er kommt aus Lusitanien, dem sonnenverwöhnten Land westlich von Hispanien, das ebenfalls unter der Herrschaft Roms steht. Schnurres bittet die unbeugsamen Gallier um Hilfe, da er die mächtige Wirkung des Zaubertranks kennt. Sein Freund Schãoprozes wird verdächtigt, Cäsar vergiften zu wollen! Dahinter steckt ein Komplott, das Asterix und Obelix aufdecken müssen. Sie reisen ins heutige Portugal, bekannt für seine Gastfreundschaft sowie Fado, Fliesen und Fischgerichte. Eine Herausforderung für Obelix, denn mit Kabeljau kann er so gar nichts anfangen …
Damit sind die Rahmenbedingungen umrissen. Fabcaro und Conrad nahmen diese Zutaten und starten daraus ein Feuerwerk an Gags und liefern eine erfreulich kohärente Reise durch Lusitanien, mit den aus der Reihe bekannten skurrilen Figuren, humoristischer Annäherung an portugiesische Eigenarten (aber immer augenzwinkernd und oberhalb der Gürtellinie, wie es sich für die Reihe gehört) und zahllosen Seitenhieben auf moderne Zeiten. Sei es der Zenturio Pistorius, der im französischen Original sicherlich anders hieß, seien es nörgelnde Rentner in Wohnmobilen, oder seien es Seitenhiebe auf Passwortanforderungen, Fabcaro schafft es erneut, die Anspielungen auf aktuelle Eigen- und Begebenheiten in die Geschichte einzuweben, wie man es »von früher« kennt. Für mich hätte davon gern noch ein wenig mehr drin sein dürfen, aber das geht so schon in Ordnung, ich kann nachvollziehen, dass man niemanden mit zu viel Erinnerung ans Tagesgeschehen überfordern oder vergrätzen möchte.
Ein Highlight war für mich die lusitanische Verkleidung der beiden Helden Asterix und Obelix, so hat man die beiden noch nie gesehen.
Es gibt aber auch ein Wiedersehen mit dem phönizischen Händler Epidemais, auf dessen Schiff jetzt keine Gesellschafter mehr rudern, sondern Kunden, die immer verpassen ihr Abo zu kündigen. Auch die Beschriftungen auf den Häusern in Lusitanien – »Kacheln und Kabeljau« – dürften Erinnerungen wecken. Solche Referenzen sind natürlich immer gern gesehen – und selbstverständlich hat auch der alte Julius Cäsar einen Auftritt.
Insbesondere hat mir gefallen, dass Obelix eine Menge der Oneliner raushauen darf, für die er bekannt ist.
Möglicherweise mag sich der oder die ein oder andere darüber mokieren, dass Baba, der schwarze Ausguck vom Piratenschiff behutsam ent-klischee-isiert wurde, aber das war ohnehin überfällig und ist eigentlich nur eine Randbemerkung. Personen, die sich darüber aufregen sollten einfach mal im Heute ankommen.
Überhaupt habe ich den Eindruck, dass auch die Zeichnungen, selbst wenn sie selbstverständlich im bekannten Stil daher kommen, subtil modernisiert wurden. Didier Conrad hat hier eine grandiose Arbeit abgeliefert, die jeden ASTERIX-Freund erfreuen muss. ich will damit die Arbeit der ursprünglichen Schöpfer nicht schmälern, ganz im Gegenteil, hier sind zwei, die das schwere Erbe definitiv antreten können.
Und auch die Übersetzung erscheint mir äußert gelungen, auch hier hat man sich offensichtlich bemüht, das Ganz sehr behutsam zu modernisieren, aber dem Geiste früherer Ausgaben treu zu bleiben, es dürfte nicht ganz einfach sein, Gags und Wortspiele aus dem Französischen ins Deutsche zu übertragen.
Meiner Ansicht nach ist ASTERIX IN LUSITANIEN der bisher beste Band seit der Neuerfindung mit neuen Textern und neuem Zeichner (und DIE WEISSE IRIS war schon grandios). Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Coup des Teams Fabcaro/Conrad.
Leseempfehlung, insbesondere für langjährige Anhänger°Innen.
ASTERIX IN LUSITANIEN ist in Deutschland bei Egmont Ehapa erschienen und seit dem 23. Oktober 2025 im Handel erhältlich. Die Softcoverausgabe kostet 7,99 Sesterzen, Entschuldigung, Euro, für das Hardcover (ISBN 978–3770424412) muss man 13,50 Euro berappen.
Coverabbildung: ASTERIX®- OBELIX®- IDEFIX® / © 2020 LES EDITIONS ALBERT RENE / GOSCINNY – UDERZO
