Um es vorweg zu nehmen: Am letzten Wochenende sind in München Trudering keine Aliens gelandet. Auch wenn einige Mitglieder des SFCD – nachfolgend »la Famiglia« genannt – sich nicht darüber einig waren, ob der Begriff »Aliens« als Subjekt oder Akkusativobjekt gemeint war. Ich kann bezeugen: Es handelte sich um harmlose Strichzeichnungen im Rahmen des MucCon-Programms. Am Sonntag bot Multitalent Gabi Behrend neben einem Schreibworkshop ein Zeichenworkshop an, eben unter jenem Motto »Aliens zeichnen«.
Aber ich greife vor.
Angesichts der umfangreichen Vorbereitungen angefangen mit der wunderschönen Illustration von Lothar Bauer über das liebevoll gemachte Programmheft bis hin zum vielseitigen Programm versprach der MucCon 2012 eine erfolgreiche Veranstaltung zu werden. Auch die Location – das Kulturzentrum Trudering – war im Vergleich zu 2011 eine deutliche Steigerung. Woran hat es also gelegen, dass so wenige Besucher kamen? Vielleicht daran, dass Trudering nicht der Nabel der Welt ist, dass im Vorfeld zu wenig Werbung gemacht wurde oder dass zeitgleich der Dreieich-Con und die Münchner Bücherschau stattfanden? Ich kann da nur spekulieren. Fakt ist: Es war dieses Jahr etwas zu familiär. Und dennoch – oder vielleicht gerade deswegen – hatte ich eine Menge Spaß! Dafür sorgten unter anderem Ecki Marwitz und Matthew Kunkel mit ihrem Confact, die Plaudereien mit meinem Autorenkollegen Carsten Zehm sowie das heimelige Geräusch klirrender Weißbiergläser.
Von Korbbrillen und Zahnrädern
Mein persönliches Highlight war der Auftritt von Christian Hanreich, dem Sprecher meiner Hörbuchreihe ISAR 2066, der trotz schwerer Erkältung eine klasse Performance hinlegte. Ein weiteres Highlight war der einstündige Vortrag von Jürgen Lautner zum Thema Steampunk. Er gewährte uns nicht nur einen humorvollen Einblick in das Genre samt Untergenres, sondern auch in die viktorianische Zeit mit all ihren Facetten. Zur Sprache kamen Technik, Mode, Geschichte, Sexualität (ja, auch die) und natürlich die Steampunk-Literatur. Es hat mich besonders gefreut, dass sowohl Stefan Holzhauers »Steampunk Chroniken« als auch Lucas Edels »Clockwork Venedig« und Carsten Steenbergens »Steamtown« Erwähnung fanden. Auf die Frage von la Famiglia, was er unter seinem Steampunk-Röckchen getragen habe, antwortete Jürgen einen Tag später: »Ich hatte Stiefel an.« Wir dürfen also weiter Mutmaßungen anstellen …
Klare Rollenverteilung
Beim sonntäglichen Schokoladen- und Bonbon-Werfen waren die Rollen klar verteilt: Torsten Low fragte, Simone Edelberg warf und das Auditorium antwortete unisono. Kein Wunder bei Fragen im Stil von „Wie heißen die Bewohner des Waldmondes von Endor?“ Die Luft war vom Surren harter Geschosse erfüllt und es galt, den Kopf rechtzeitig einzuziehen. Keine wirkliche Herausforderung also, aber ein Mordsspaß! Was gibt es sonst noch zu erwähnen? Ach ja, dass am Sonntag der Hauptsaal weitgehend dunkel blieb, weil alle vergeblich nach dem Lichtschalter suchten. Wie von Zauberhand ging um 16:15 Uhr dann das Licht an – und fünfzehn Minuten später der MucCon zu Ende.
An dieser Stelle möchte ich mich bei Ralf Bodemann, Simone Edelberg, Tina und Torsten Low sowie allen anderen bedanken, die den diesjährigen MucCon möglich gemacht haben. Noch ist er ein entzückendes, wenn auch etwas tolpatschiges Baby, doch sobald die Kinderkrankheiten überstanden sind, wird aus ihm etwas ganz Großes. Da bin ich sicher. Für 2013 jedenfalls wurden bereits erste Pläne geschmiedet. Jemand soll bis dato lernen, mit Bällen zu jonglieren, um auf diese Weise das Planetensystem zu demonstrieren. Ich glaube mich zu erinnern, dass sich Michael Haitel freiwillig gemeldet hat. Oder verwechsle ich da was? Wie auch immer. Ganz gleich, wer jonglieren wird, sollte es zu einem Missgeschick kommen, kann er immer noch sagen: »Mir ist der Mars heruntergefallen.«*
Ich freue mich schon darauf.
Miriam Pharo
* Originalzitat von Jürgen Lautner
Bilder:
Poster MucCon von Lothar Bauer
Bilder vom MucCon Copyright Miriam Pharo