Das Theater der Vampire

»Ver­ges­sen Sie das, was man immer wie­der über uns liest oder sogar nach­ahmt in soge­nann­ten Rol­len­spie­len, amü­sie­ren Sie sich über Clans mit put­zi­gen Namen und wun­der­li­chen Fähig­kei­ten, die WIR tat­säch­lich nicht besit­zen. Dies alles ist nur Fik­ti­on, nur Erfin­dung, nur ein Spiel. WIR aber – WIR SIND und WIR sind REAL.«

Camil­la Dubrac, Vam­pi­rin
Pro­log: Vor­wort an die Leser­schaft

Das Thea­ter der Vam­pi­re hat sei­ne Wur­zeln in im tra­di­tio­nel­len Vam­pi­re-Live­r­ol­len­spiel. Es legt den Fokus weni­ger auf Kampf son­dern auf Atmo­sphä­re und dar­stel­le­ri­sche Inten­si­tät und grenzt sich damit vom klas­si­schen LARP, also Live-Action-Role­play­ing-Game, ab.

Ent­wi­ckelt wur­de das Kon­zept im Jah­re 2003, die ers­ten Geh­ver­su­che fan­den mit der Betei­li­gung von damals etwa 30 Stamm­spie­lern statt. Die Spie­ler-Com­mu­ni­ty wuchs über die Jah­re ste­tig an, das Kon­zept wur­de kon­ti­nu­ier­lich aus­ge­baut und ver­fei­nert. Jeder neue Spie­ler trug zur Wei­ter­ent­wick­lung bei und im Lau­fe der Zeit ent­stand auf die­se Wei­se ein kom­ple­xes Bezie­hungs­ge­flecht der Figu­ren und Par­tei­en unter­ein­an­der. Die Struk­tu­ren der vam­pi­ri­schen Fami­li­en (Häu­ser) wur­den immer viel­fäl­ti­ger.

Das Thea­ter der Vam­pi­re hat sich als Rol­len­spiel­kon­zept von den übli­chen punk­te­ori­en­tier­ten Erfolgs­sys­te­men los­ge­sagt und bekennt sich klar und deut­lich zum atmo­sphä­ri­schen Spiel. Das bedingt natür­lich, dass die Ele­men­te, die zur Schaf­fung die­ser Atmo­sphä­re uner­läss­lich sind, mit beson­de­rer Lie­be zum Detail bedacht wer­den. Die Vor­be­rei­tun­gen von Events sind daher sehr auf­wen­dig und die Ansprü­che an Spiel­ort und Deko hoch, das Thea­ter der Vam­pi­re setzt aus die­sem Grund auf Qua­li­tät statt Quan­ti­tät.

Das ist eine ganz ein­fa­che Glei­chung. Der Vam­pir ist ein Wesen der Dun­kel­heit, der Ver­gan­gen­heit. Ich aber bin ein Wesen des Lichts und der Gegen­wart. Er braucht mich um eine Ver­bin­dung zum Leben und zu die­ser Zeit auf­recht­zu­er­hal­ten, da nur ich das Talent habe, durch den Schlei­er zu bli­cken. Ohne mich wäre er nichts, nicht mal eine Erin­ne­rung. Erst in mir fin­det er den Beweis sei­ner Exis­tenz. Zusam­men bil­den wir ein Gan­zes. Glau­ben Sie, das wüß­te er nicht?

(Chris, sterb­li­cher Freund und Weg­ge­fähr­te von

Alex­an­der, einem Vam­pir des Hau­ses der Fächer)

Kon­zep­tio­nell ist das Thea­ter der Vam­pi­re tat­säch­lich in der Welt des Thea­ters ver­an­kert. Die Spie­ler erschaf­fen kei­ne Cha­rak­te­re son­dern Rol­len, das eigent­li­che Spiel­ge­sche­hen fin­det »ons­ta­ge« statt und das klas­si­sche »out­ti­me« wird zu »offs­ta­ge«. Allein die Begriff­lich­keit zeigt also, wie stark der Fokus auf das schau­spie­le­ri­sche Dar­stel­len gelegt ist. Jedoch ist im Unter­schied zum »ech­ten« Thea­ter, jeder Teil­neh­mer auch Mit­spie­ler. Jeder ist Teils des Spiels – Dar­stel­ler und Publi­kum in einem. Im Rah­men der Events wer­den in der Regel Work­shops ange­bo­ten, in denen die Mit­wir­ken­den die zum Spiel not­wen­di­gen Tech­ni­ken erler­nen. Sowohl Anfän­ger als auch erfah­re­ne Spie­ler fin­den hier neue Anre­gun­gen, die sie »ons­ta­ge« umset­zen kön­nen.

Im Gegen­satz zu vie­len gän­gi­gen Kon­zep­ten der Vam­pi­re-Live-Sze­ne lehnt sich das Thea­ter der Vam­pi­re an die Vam­pir­chro­ni­ken von Anne Rice an. Die Stim­mung der Roma­ne und das von Anne Rice ent­wi­ckel­te Bild des Vam­pirs ent­spra­chen zu Beginn der Kon­zept­ent­wick­lung genau dem, was spie­le­risch umge­setzt wer­den soll­te. Als offe­nes Sys­tem, das auf

die Vor­stel­lun­gen der Mit­wir­ken­den beson­ders ein­ge­hen und ihrer Fan­ta­sie Raum geben möch­te, lässt das Thea­ter der Vam­pi­re jedoch auch neue Ein­flüs­se und Vam­pir­kon­zep­te zu.

»Der Vam­pir« bie­tet – nicht nur für das Thea­ter der Vam­pi­re – die Pro­jek­ti­ons­flä­che für per­sön­li­che und per­so­ni­fi­zier­te Ängs­te und dunk­le Sehn­süch­te. Er besitzt eine Art »Mas­ken­funk­ti­on«, darf mora­li­sche Tabus bre­chen und reprä­sen­tiert wie kaum ein ande­res Wesen die Fas­zi­na­ti­on, das Cha­ris­ma und das Ver­füh­rungs­po­ten­ti­al des Bösen. Er berührt uns so unmit­tel­bar, dass wir uns trotz oder gera­de wegen der Tra­gik, die ihm inne­wohnt, mit ihm iden­ti­fi­zie­ren kön­nen.

Den­noch gibt es beim Thea­ter der Vam­pi­re auch Sterb­li­che – ihnen kommt sogar eine beson­de­re spie­le­ri­sche Bedeu­tung zu. Sie sind das Spie­gel­bild, das Gegen­stück zum Vam­pir, kön­nen Gefähr­ten, Beglei­ter oder Gelieb­te sein. Unter den Sterb­li­chen gibt es »Gepräg­te«, die durch ihre mys­ti­sche Bega­bung Vam­pi­re als das erken­nen kön­nen, was sie sind. Sie sind poten­ti­ell dazu befä­higt, von einem Vam­pir erwählt zu wer­den. »Erwähl­te« ermög­li­chen den Vam­pi­ren den Kon­takt zur heu­ti­gen Zeit, sind qua­si ihre Augen und Ohren.

Es ist das Blut, was uns zu näh­ren scheint und zuwei­len gelingt es uns, nur soviel zu neh­men, wie wir brau­chen und das Opfer leben zu las­sen. Sei es aus Mit­leid, Sym­pa­thie, Reue. Aber das ver­geht mit der Zeit. Irgend­wann kannst Du es nicht mehr leug­nen, dass es nicht das Blut ist, wonach Du Dich ver­zehrst. Nein, wenn erst­mal das Opfer in Dei­nen Armen liegt, dann willst Du vor allem eins. Sein Leben. Die Lebens­kraft, die wir nicht mehr haben, in uns auf­zu­neh­men und sich für einen Moment leben­dig zu füh­len.
Zu füh­len, wie das kal­te Fleisch von Leben und Wär­me durch­strömt wird.
Des­we­gen töten wir.

(Alex­an­der, Vam­pir des Hau­ses der Fächer)

Die Spiel­lei­tung – in Anleh­nung an das Thea­ter »die Regie« – besitzt anders als bei ande­ren Live­r­ol­len­spiel­kon­zep­ten ein Alter Ego in der Spiel­welt: den Orden des Schick­sals. Bei jedem Event sind ein oder meh­re­re Gesand­te die­ses Ordens anwe­send, sie fun­gie­ren als hilf­rei­che Boten, Mode­ra­to­ren, Schlich­ter oder Bera­ter. Die Ordens­mit­glie­der sind an ihren mar­kan­ten Roben leicht zu erken­nen und jeder­zeit im Spiel ansprech­bar.

Dar­über hin­aus ist die Haupt­funk­ti­on der Regie, die Büh­ne für die Spie­ler zu berei­ten. Das umfasst pri­mär orga­ni­sa­to­ri­sche Auf­ga­ben wie das Anmie­ten von Loca­ti­ons, Vor­be­rei­tung der Events, Pfle­gen der Web­sei­te und des Regel­werks und natür­lich die Betreu­ung der Spie­ler und Neu­spie­ler.

Ein wei­te­rer wesent­li­cher Unter­schied zum LARP oder Vam­pi­re Live ist der Ver­zicht auf das Kon­zept des »Plots«, also eines vor­her fest­ge­leg­ten Hand­lungs­rah­mens. Die Regie gibt kei­ne Hand­lungs­strän­ge oder Ereig­nis­se vor, die­se erwach­sen aus den Hand­lun­gen und der Dyna­mik der Teil­neh­mer.

Die Regie ver­steht sich als »Dienst­leis­ter«, sie berei­tet die Büh­ne. Das Spiel aber kommt von den Spie­lern und durch deren dar­stel­le­ri­sche Ener­gie und Fan­ta­sie. Das Thea­ter der Vam­pi­re ist damit ein stän­dig wach­sen­des und sich wan­deln­des Netz von Geschich­ten der Mit­wir­ken­den.

Die nächs­te Ver­an­stal­tung des Thea­ters der Vam­pi­re, der »Tanz der Schat­ten« fin­det am 28.10. und 29.10.2011 in Mün­chen statt. Es han­delt sich um einen gro­ßen Fest­ball am Sams­tag, der von einem einem zusätz­li­chen Spiel am Frei­tag (»Die Jagd nach dem grü­nen Fächer«) beglei­tet wird. Außer­dem wer­den an die­sem Wochen­en­de eini­ge Work­shops (zum Bei­spiel zum The­ma Schau­spiel und Dar­stel­lung, sowie ein Tanz­work­shop) ange­bo­ten.

Da das Thea­ter der Vam­pi­re beson­ders dar­auf ange­legt wur­de, ein­steig­er­freund­lich zu sein, sind neue Mit­spie­le­rin­nen und Mit­spie­ler herz­lichst will­kom­men!

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen fin­det man unter: www​.thea​ter​-der​-vam​pi​re​.de

Als Betrei­ber von Phan­ta­News möch­te ich mich an die­ser Stel­le bei Mir­ko Schroe­der recht herz­lich für die­sen Ein­blick in das fas­zi­nie­ren­de Thea­ter der Vam­pi­re bedan­ken!

 

Bild­nach­weis:
Logo TdV Copy­right Mir­ko Schroe­der
Bild eins, Bild zwei, Bild vier, Bild fünf, Bild sie­ben: Mir­ko Schroe­der
Bild drei, Bild sechs: Ange­li­ka Peters
Bild acht: Andrea Hedin­ger

(von Ste­fan Holz­hau­er nach­be­ar­bei­tet)

2 Kommentare zu „Das Theater der Vampire“

  1. Cyrus Mobaseri

    Hal­lo Leu­te,
    Ich bin Dozent an der Uni Bay­reuth für Com­pu­ter­spie­le.
    Aber in mei­ner Frei­zeit möch­te ich den Stu­den­ten alle Kate­go­rien von Spiel näher brin­gen, nicht nur Com­pu­ter­spie­le, wes­we­gen ich auch Brett­spie­le ver­an­stal­te.
    Im nächs­ten Semes­ter möch­te ich spe­zi­ell mit Blick auf die Stu­den­ten der Stu­di­en­gän­ge Medi­en­wis­sen­schaft und Medi­en­pra­xis, Thea­ter und Medi­en, und Musik­thea­ter ein Live­r­ol­len­spiel als Ange­bot schaf­fen.
    Weil wir es mit Stu­den­ten haben, die erst mal rein­schnup­pern sol­len, will ich die Anfangs­hür­den so gering wie mög­lich hal­ten, und erst mal auf teu­re Kos­tü­mie­rung ver­zich­ten, in dem ich sie auch Vam­pi­re spie­len las­se die mit Klei­dung aus der Gegen­wart auf­tau­chen kön­nen.
    Da ich bis­her nur Vam­pi­re the Mas­quer­a­de Live gespielt hab, bin ich um jede Hil­fe dank­bar, wie man so ein Spiel mit lau­ter Anfän­gern in Gang bringt, wenn kei­ner Erfah­rung hat. Ger­ne wür­de ich euch auch ein­la­den, mal nach Bay­reuth zu kom­men und mit uns zu spie­len. Wir wol­len an der Ere­mi­ta­ge im frei­en Spie­len.
    Hät­tet ihr Inter­es­se uns zu hel­fen.
    Vie­le Grü­ße
    Cyrus Mobas­he­ri

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies und von eingebundenen Skripten Dritter zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest (Navigation) oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst Du Dich damit einverstanden. Dann können auch Cookies von Drittanbietern wie Amazon, Youtube oder Google gesetzt werden. Wenn Du das nicht willst, solltest Du entweder nicht auf "Akzeptieren" klicken und die Seite nicht weiter nutzen, oder Deinen Browser im Inkognito-Modus betreiben, und/oder Anti-Tracking- und Scriptblocker-Plugins nutzen.

Mit einem Klick auf "Akzeptieren" werden zudem extern gehostete Javascripte freigeschaltet, die weitere Informationen, wie beispielsweise die IP-Adresse an Dritte weitergeben können. Welche Informationen das genau sind liegt nicht im Einflussbereich des Betreibers dieser Seite, das bitte bei den Anbietern (jQuery, Google, Youtube, Amazon, Twitter *) erfragen. Wer das nicht möchte, klickt nicht auf "akzeptieren" und verlässt die Seite.

Wer wer seine Identität im Web schützen will, nutzt Browser-Erweiterungen wie beispielsweise uBlock Origin oder ScriptBlock und kann dann Skripte und Tracking gezielt zulassen oder eben unterbinden.

* genauer: eingebettete Tweets, eingebundene jQuery-Bibliotheken, Amazon Artikel-Widgets, Youtube-Videos, Vimeo-Videos

Schließen