Liste von Verlagen die auf DRM verzichten

Womit die Musik­in­dus­trie übelst aufs Maul gefal­len ist, stellt in Sachen eBooks lei­der nach wie vor den Regel­fall dar: Bücher, die mit har­ten DRM-Maß­nah­men »geschützt« wur­den. Man könn­te auch »ver­seucht« sagen. Was in Sachen Musik auf die har­te Tour ein­deu­tig klar wur­de, näm­lich dass kopier­ge­schüt­ze Lie­der, die nur mit Klimm­zü­gen, höchst uner­go­no­misch und nicht auf allen End­ge­rä­ten genutzt wer­den kön­nen, vom Kun­den nicht ange­nom­men wer­den, ist bei elek­tro­ni­schen Büchern lei­der immer noch die Regel. War­um die Ver­la­ge nicht imstan­de sind, aus den Feh­lern der Musik­in­dus­trie zu ler­nen und die­se unbe­dingt – und gegen jeg­li­che Ver­nunft – wie­der­ho­len wol­len, erschließt sich mir ehr­lich gesagt nicht. Ver­mut­lich han­delt es sich um Evolutionsresistenz.

Immer­hin gibt es auch Anbie­ter, die expli­zit auf har­te oder sogar auf jeg­li­che kun­den­feind­li­che Kopier­schutz­maß­nah­men ver­zich­ten, was ich im höchs­ten Maße löb­lich fin­de. Eine »Wei­ße Lis­te« die­ser Ver­la­ge haben die Nut­zer des eRea­der-Forums zusam­men­ge­stellt und Johan­nes Haupt prä­sen­tiert die­se heu­te in einem Bei­trag auf lesen.net. Also nichts wie hin und nach­se­hen, wel­che Ver­la­ge man unter­stüt­zen sollte.

Beach­ten muss man bei die­ser Lis­te mei­ner Ansicht nach aller­dings, dass man je nach Ver­triebs­ka­nal mög­li­cher­wei­se dann doch DRM-ver­seuch­te eBooks bekom­men kann, weil man­che Anbie­ter dies erzwin­gen. Also bit­te auch immer genau dar­auf ach­ten, wo man kauft, will man Ware ohne har­ten Kopier­schutz erwerben.

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Logo »Rea­ders Against DRM« von Nina Paley, readersbillofrights.info, CC BY-SA

Umdenken bei eBooks: Tor Books verzichtet auf Kopierschutz

Das wird die DRM-Ver­fech­ter in der deut­schen Ver­lags­bran­che hart tref­fen – wenn sie es denn über­haupt wahr­neh­men (denn mit dem Inter­net haben es vie­le dar­in bekannt­lich nicht so): wie der Spie­gel heu­te berich­tet, will der auf Sci­ence Fic­tion und Fan­ta­sy spe­zia­li­sier­te Ver­lag Tor Books bei sei­nen eBook-Publi­ka­tio­nen auf jeg­li­che har­te DRM-Maß­nah­men verzichten.

Im ver­lags­ei­ge­nen Blog schreibt Tor-Chef Tom Doh­erty (Über­set­zung von mir):

Unse­re Autoren und Leser haben bereits lan­ge Zeit danach gefragt. Sie sind ein tech­nisch ziem­lich auf­ge­klär­ter Hau­fen und DRM ist für sie ein stän­di­ges Ärger­nis. Es hin­dert sie dar­an, ehr­lich erwor­be­ne eBooks auf völ­lig lega­le Arten zu nut­zen, bei­spiels­wei­se sie auf ver­schie­de­nen Rea­dern lesen zu können.

Our aut­hors and rea­ders have been asking for this for a long time. They’re a tech­ni­cal­ly sophisti­ca­ted bunch, and DRM is a con­stant annoyan­ce to them. It pre­vents them from using legi­ti­mate­ly-purcha­sed e‑books in per­fect­ly legal ways, like moving them from one kind of e‑reader to another.

Laut der Mit­tei­lung im Blog sol­len ab Juli 2012 alle eBooks ohne DRM erhält­lich sein, also sowohl bereits erhält­li­che wie auch neue. Der bri­ti­sche Able­ger Tor UK kün­dig­te dies heu­te eben­falls an. Die eBooks sol­len bei allen bis­lang bekann­ten Ver­käu­fern ohne Kopier­schutz zu bekom­men sein, zudem wird man die Bücher auch über Platt­for­men ver­trei­ben, die ohne­hin bereits Wert dar­auf legen, nur DRM-freie eBooks anzu­bie­ten und bei denen man die Publi­ka­tio­nen des Ver­lags bis­lang nicht bekam.

Groß­ar­tig! Es bleibt abzu­war­ten, wer als nächs­tes folgt.

Geht es nach den deut­schen Ver­le­gern, dürf­te damit aller­dings der Unter­gang des Abend­lan­des ein­ge­läu­tet sein. :o)

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Rowling: HARRY POTTER ohne DRM!

J. K. Row­ling hat sich jah­re­lang dage­gen gewehrt, dass ihre HARRY POT­TER-Roma­ne als eBooks erschei­nen und alle Welt hat sich dar­über gewun­dert. Ins­be­son­de­re des­we­gen, weil es nicht lan­ge dau­er­te und die Bücher den­noch im Netz zu fin­den waren – das ist eine ein­fa­che Kau­sa­li­tät: Wenn etwas gewünscht aber nicht ange­bo­ten wird, fin­den sich immer Wege. Bis­her hielt ich das Vor­ge­hen für Dumm­heit, jetzt zeigt sich aller­dings, dass es etwas ganz ande­res war.

Im Zusam­men­hang mit der ange­kün­dig­ten Web­sei­te pottermore.com, wur­de jetzt bekannt, dass Row­ling expli­zit die Rech­te einer digi­ta­len Ver­mark­tung behal­ten hat und sie NICHT an Bloo­ms­bu­ry ver­kauf­te. Jetzt will sie die POT­TER-Roma­ne im Direkt­ver­kauf abset­zen, also ohne einen Ver­lag. Wei­ter­hin wer­den sie ohne jeg­li­che DRM-Maß­nah­men ange­bo­ten! Zudem sol­len die Roma­ne für alle mög­li­chen End­ge­rä­te zur Ver­fü­gung ste­hen, statt sich bei­spiels­wei­se auf Kind­le oder ande­re eRea­der zu beschränken.

Bei Gigant­mar­ken wie HARRY POTTER ist das ein bis­lang ein­ma­li­ger Vor­gang und er dürf­te der Ver­lags­wirt­schaft Hagrid-gro­ße Schweiß­per­len auf die Stirn trei­ben, denn wenn das Bei­spiel machen soll­te (was zu hof­fen wäre), dann könn­te das in Zukunft dazu füh­ren, dass mehr Autoren ihre Wer­ke digi­tal auf die­se Art ver­trei­ben. Natür­lich schreibt nicht jeder eine HARRY POT­TER-Serie, aber dennoch…

Hier ein Video von J. K. Row­ling zum Launch von Pottermore:

http://www.youtube.com/watch?v=i5DOKOt7ZF4

Der Dis­tri­bu­tor für digi­ta­le Inhal­te Over­Dri­ve stellt die Platt­form für den eBook-Absatz zur Ver­fü­gung, dem Ver­neh­men nach erhält der bri­ti­sche Publis­her Bloo­ms­bu­ry einen Anteil an den Ver­käu­fen. Der dürf­te aber deut­lich gerin­ger aus­fal­len, als wenn der Ver­lag das kom­plett in der Hand hät­te. Es ist davon aus­zu­ge­hen, dass auch der US-Publis­her Scho­lastic eben­falls ein paar Bro­sa­men abbekommt.

Ich fin­de das Vor­ge­hen ganz groß­ar­tig, ebnet es doch den Weg für DRM-Frei­heit. Bei den Ver­la­gen, dem Bör­sen­ver­ein des deut­schen Buch­han­dels (laut­star­ke Kopier­schutz-Ver­fech­ter) und ins­be­son­de­re bei den Anbie­tern von DRM-Ver­seu­chung wer­den die Reak­tio­nen weni­ger enthu­si­as­tisch aus­fal­len – die dürf­te das alles ziem­lich kalt erwi­schen… :o)

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Bild: J. K. Row­ling von Dani­el Ogden auf flickr, CC-BY, Dank an Cynx für den Hin­weis auf einen Arti­kel bei biblothekarisch.de