Kommentar: NFTs – die deutsche Verlagsbranche hat (mal wieder) Dollarzeichen in den Augen

Kommentar: NFTs – die deutsche Verlagsbranche hat (mal wieder) Dollarzeichen in den Augen

Die immer noch zutiefst ana­lo­ge deut­sche Ver­lags­bran­che bekommt regel­mä­ßig Dol­lar­zei­chen in den Augen, wenn es um (von ihnen) soge­nann­te »neue Tech­no­lo­gien« geht (die der Rest der Welt zumeist schon seit Jah­ren kennt). Dabei geht es natür­lich immer dar­um, wie man dar­aus irgend­wie Koh­le zie­hen kann. Ob wir über Tik­Tok reden, das als »Book­Tok« genutzt wer­den soll, obwohl die immensen Daten­schutz- und Zen­sur­pro­ble­ma­ti­ken der chi­ne­sisch kon­trol­lier­ten Platt­form bekannt sind (dage­gen ist Face­book ein Kin­der­ge­burts­tag). Aber Pri­va­cy oder unter­drück­te Uigu­ren schei­nen scheiß­egal zu sein, solan­ge man dar­über Geld gene­rie­ren kann, zumin­dest muss man das aus den unkri­ti­schen Lobes­hym­nen ent­neh­men, die immer wie­der auf ein­schlä­gi­gen Bran­chen­platt­for­men wie dem Buch­re­port auf Tik­Tok zele­briert wer­den. Oder Deep Lear­ning-Algo­rith­men, wenn man hier­zu die Bei­trä­ge ver­folgt, dann hat man den Ein­druck, dass man zwar nicht genau weiß, was das eigent­lich ist, nur auf­grund von Medi­en­hy­pes mit­be­kom­men hat, dass das wohl neu, modern und hip sein könn­te und man des­we­gen uuuun­be­dingt mit­ma­chen muss.

Und jetzt schielt man auf Non Fun­gi­ble Tokens, kurz NFTs. Und was ist das jetzt wie­der? Für die Unwis­sen­de­ren unter den Leser°innen eine kur­ze Erläu­te­rung (tat­säch­lich ist das The­ma kom­ple­xer): NFTs basie­ren auf Block­chain-Tech­no­lo­gie, wie Bit­coin oder Ethe­re­um. Es wird eine Rei­he von Daten­sät­zen erzeugt, in der alle Daten­sät­ze unter­ein­an­der veri­fi­zier­bar sind, was die gesam­te Daten­ket­te unver­än­der­bar und die ein­zel­nen Daten­sät­ze unfälsch­bar macht. Es gibt tat­säch­lich Ein­satz­ge­bie­te, wo so etwas sinn­voll erscheint, die aller­meis­ten Anwen­dun­gen sind es aber nicht. Erschwe­rend kommt hin­zu, dass für das Erzeu­gen von Block­chains mit wach­sen­der Kom­ple­xi­tät immer grö­ße­re Rechen­leis­tun­gen not­wen­dig wer­den,  und damit auch immer grö­ße­re Men­gen an dafür ver­brauch­ter Ener­gie, wes­we­gen das Erzeu­gen von Kryp­to­wäh­run­gen wie Bit­coin oder Ethe­re­um auf­grund des enor­men Ener­gie­ver­brauchs an vor­ders­ter Front dafür ver­ant­wort­lich ist, dass Küs­ten­staa­ten im Meer ver­sin­ken wer­den. Im Jahr 2021 lag der Ener­gie­auf­wand für das Erzeu­gen von Bit­coin bei 126 Tera­watt­stun­den pro Jahr. Das ist unge­fähr so viel wie der jähr­li­che Ener­gie­ver­brauch von ganz Paki­stan. 2018 kam eine Bit­coin-Trans­ak­ti­on auf den Ener­gie­ver­brauch von 80000 Kreditkarten-Transaktionen.

Zu den NFTs: Die nut­zen eine Block­chain (in aller Regel Ethe­re­um, auf das diver­se Kryp­to­wäh­run­gen auf­set­zen), um die Echt­heit einer Datei zu garan­tie­ren. Ich erstel­le also ein Bild (mit Bild­da­tei­en ging der Hype 2017 los, NFTs gibt es seit ca. 2014), pfle­ge das Bild in die Block­chain ein und kann damit für die­se Datei eine Echt­heit garan­tie­ren. Es kauft also jemand – für teil­wei­se Mil­lio­nen­prei­se – das allei­ni­ge Besitz­recht an die­ser Datei. Die­ser Besitz­an­spruch kann jeder­zeit über die dahin­ter lie­gen­de Block­chain veri­fi­ziert werden.

Da das ziem­lich gehy­ped wur­de, ent­stand schnell Gold­grä­ber­stim­mung und es spros­sen NFT-Ver­kaufs­platt­for­men aus dem Boden, auf denen man sol­che angeb­lich ein­zig­ar­ti­gen Bil­der (und inzwi­schen auch ande­re Datei­en) gegen zum Teil absur­de Sum­men erwer­ben konn­te (und kann).

Dabei ist das im Prin­zip ein gigan­ti­scher Scam, denn selbst­ver­ständ­lich bezieht sich die­ses Echt­heits-Zer­ti­fi­kat in der Block­chain aus­schließ­lich auf die­se eine Datei. Ich kann die­sel­be Bild­da­tei mil­lio­nen­fach ver­viel­fäl­ti­gen und ins Netz streu­en. Die­je­ni­gen die für eine zer­ti­fi­zier­te Datei eine Men­ge Koh­le bezahlt haben, mögen sich damit trös­ten, dass ihre veri­fi­ziert ist, aber objek­tiv gese­hen ist das arger Bull­shit, denn wenn die Datei trotz­dem mil­lio­nen­fach kopiert wer­den kann, ist ihr ech­ter wert, abge­se­hen von dem durch die Block­chain vor­ge­täusch­ten, eben qua­si nonexis­tent. Die­ses Sys­tem kann nur funk­tio­nie­ren, solan­ge die Illu­si­on auf­recht erhal­ten wird, es hand­le sich um ech­te Werte.

Inzwi­schen stei­gen etli­che Bran­chen in den NFT-Hype ein, um damit irgend­wie Koh­le zu schef­feln. Das führt zu Ver­wer­fun­gen, wenn bei­spiels­wei­se Spie­le­ver­kaufs­platt­for­men den Ver­kauf von NFT-basier­ten Games ver­bie­ten (z.B. Steam oder itch.io). In Meta­ver­se-Anwen­dun­gen wie Decen­tra­land (eine Art Second Life 3.0) kann man NFT-basier­te Güter oder vir­tu­el­le Län­de­rei­en erwer­ben, mit Echt­heits­zer­ti­fi­kat durch NFT (Anmer­kung: der Erwerb vir­tu­el­ler Güter in einer vir­tu­el­len Umge­bung ist mei­ner Ansicht nach die ein­zi­ge Anwen­dung, in der NFTs auch nur ansatz­wei­se eine Daseins­be­rech­ti­gung haben).

Aber kurz zusam­men­ge­fasst: NFTs sind ein gigan­ti­scher, umwelt­feind­li­cher Scam-Bullshit.

Im Buch­re­port (und anders­wo) ver­sucht man jetzt den deut­schen Ver­la­gen zu ver­kau­fen, NFTs sei­en der hei­ßes­te Scheiß seit der Erfin­dung des Sup­pen­wür­fels. Dafür wer­den Nut­zungs­sze­na­ri­en skiz­ziert, die man ver­mut­lich nur nach dem has­ti­gen Genuss einer Fla­sche Leber­meis­ter als sinn­voll anse­hen kann. In einem ande­ren Arti­kel ver­sucht man beim Buch­re­port, NFTs als was ganz Tol­les anzu­die­nen, und basiert die Emp­feh­lung auf dem Sam­mel­trieb der Men­schen. Zitat:

Man stel­le sich ein­mal vor, es wäre mög­lich, bei jedem Wei­ter­ver­kauf der Print­ver­si­on eines Best­sel­lers im Anti­qua­ri­at 5% Pro­vi­si­on zu erhalten.

An der Stel­le leh­ne ich mich kurz zurück und bewun­de­re die Biss­spu­ren in mei­ner Tischkante …

Wel­che Pro­ble­me NFTs erzeu­gen, allein durch den immensen Ener­gie­ver­brauch der Block­chains, oder dass es sich eigent­lich um einen groß ange­leg­ten Scam han­delt, scheint nie­man­den zu inter­es­sie­ren, Haupt­sa­che, man kann schnell enor­me Men­gen an Geld pro­du­zie­ren. Scheiß doch auf die Umwelt!

Mein Rat: Wenn euch jemand NFTs andre­hen möch­te, dann macht kehrt und rennt!

Es bleibt zu hof­fen, dass die immer noch hoff­nungs­los ana­lo­ge Bran­che auch die­sen Hype ver­passt (Jah­re ver­spä­tet sind sie dabei ohne­hin bereits – wie immer) und nicht auf das hört, was halb­sei­de­ne »Bera­ter« ihr ein­re­den wol­len. Aus­nahms­wei­se sehe ich in der Rück­stän­dig­keit der Ver­lags­bran­che einen Vorteil.

Neues von Captain Obvious: DVD-Verkauf im Buchhandel geht zurück …

Neues von Captain Obvious: DVD-Verkauf im Buchhandel geht zurück …

dvd

Heu­te wird in einem Arti­kel auf der Online­ver­si­on des Buch­re­ports davon gespro­chen, dass »die DVD-Ver­kaufs­zah­len im Buch­han­del … dra­ma­tisch ein­ge­bro­chen« seien.

Nein? Doch! Oh!

Anmer­kun­gen dazu:

1. Gerüch­ten zufol­ge gibt es ja inzwi­schen ein tech­ni­sches High­light namens Blu-Ray … (die auch schon wie­der vor der Ablö­sung steht. Ich fin­de die aber in den aller­we­nigs­ten Buch­hand­lun­gen, die haben tat­säch­lich nur DVDs. Ver­mut­lich ein­fach zu modern, das Zeug …)

2. Wei­te­ren Gerüch­ten zufol­ge gibt es inzwi­schen ein wei­te­res tech­ni­sches High­light namens Video On Demand, man­che sagen auch Strea­ming dazu. (Aber wenn der Buch­han­del hier genau­so auf­merk­sam ist, wie bei der rest­li­chen Digi­ta­li­sie­rung, bin ich guter Din­ge, dass sie das mit dem Strea­ming unge­fähr im Juli 2027 mitbekommen)

3. Wenn man haupt­säch­lich alten Schmonz anbie­tet, statt aktu­el­ler Fil­me … (Ich weiß, man­che nen­nen es »Klas­si­ker«, aber die fin­det man nun­mal auch bei den Streamingdiensten)

4. Die im Buch­han­del für fos­si­le DVDs ange­sag­ten Prei­se könn­ten weni­ger uto­pisch sein. (Nein, es exis­tiert kei­ne Preis­bin­dung auf DVDs, da soll­te man die Prei­se unge­fähr min­des­tens alle zehn Jah­re mal dem Markt anpassen)

5. Ama­zon (oh, ich habe »Ama­zon« gesagt und wer­de zur Stra­fe jetzt vom Buch­han­del mit Toli­no-DRM beworfen)

Bild DVD von User:Wanted, User:Lorian, aus der Wiki­pe­dia, CC BY-SA

 

PARADOX: Buchhandel pöbelt gegen Bastei Luebbe

PARADOX: Buchhandel pöbelt gegen Bastei Luebbe

Cover Paradox

Wir erin­nern uns: vor kur­zer Zeit hat­te der SF-Roman PARADOX den Kind­le Sto­ry­tel­ler Award gewon­nen. Teil des Gewin­nes war es, dass das selbst­ver­leg­te Buch Phil­lip P. Peter­sons von Bas­tei Lueb­be in ein Print­for­mat gebrach tund ver­trie­ben wer­den wür­de. Und das geschieht jetzt auch. Oder zumin­dest soll, es denn wie der Buch­re­port berich­tet, erei­fern sich gewis­se Buch­händ­ler dar­über, dass doch tat­säch­lich auf dem Cover dar­auf hin­ge­wie­sen wird, dass der Roman den Sto­ry­tel­ler Award gewon­nen hat. Beim Buch­re­port kann man lesen:

Nicht nur bei Face­book ist dar­um eine hit­zi­ge Debat­te unter Buch­händ­lern ent­brannt, wo Bas­tei Lüb­bes Vor­ge­hen u.a. als »dreist« bezeich­net wird. Die enge Zusam­men­ar­beit des Ver­lags mit Ama­zon sei »unglaub­lich« und ein »Schlag gegen den unab­hän­gi­gen Buch­han­del«, meint expli­zit Ravens­buch-Händ­ler und Buy Local-Vor­sit­zen­der Micha­el Rieth­mül­ler. Er wer­de dem Titel kei­nen Platz auf der ohne­hin begrenz­ten Flä­che einräumen.

Dazu zwei Anmerkungen:

1. Wie­viel Tin­te haben die beim Buch­han­del eigent­lich gesof­fen? Da geht es um einen Titel, der aus­schließ­lich via Ama­zon erwor­ben wer­den konn­te, und den Bas­tei Lueb­be nun als Print­buch ver­treibt, wodurch auch die Buch­händ­ler Anteil am Umsatz haben kön­nen, ohne dass die Koh­le direkt zum ver­hass­ten Beel­ze­bub Ama­zon geht. Und dar­über bekla­gen die sich auch noch? Mein Kopf möch­te inter­mit­tie­rend auf die Tisch­plat­te knal­len ob die­ses gigan­ti­schen Rea­li­täts­ver­lus­tes. Und auch die Tat­sa­che, dass sich die eigent­li­che Kri­tik dage­gen rich­tet, dass »Gewin­ner des Kind­le Sto­ry­tel­ler Award« auf dem Cover steht, ver­bes­sert gar nichts. Selbst­ver­ständ­lich wirbt man mit dem Gewinn. Die For­de­rung, das zu ent­fer­nen, kann ich nur als völ­lig kin­disch und kom­plett über­zo­gen betrach­ten. Ist denen nicht klar, dass ihr in mei­nen Augen strunz­dum­mes Ver­hal­ten die Kun­den erst recht zu Ama­zon treibt?

2. Auch wenn ich Bas­tei Lueb­be die ver­patz­te Über­nah­me von Beam-eBooks mit­samt der fol­gen­den Ser­vice-Kata­stro­phe ziem­lich übel neh­me, muss man doch ein­deu­tig sehen, dass der Ver­lag einer der ganz weni­gen ist, die der Digi­ta­li­sie­rung und dem Medi­en­wan­del ange­mes­sen agie­ren, dazu gehört eben auch die Zusam­men­ar­beit mit Ama­zon bei die­sem Titel. Und statt die posi­ti­ven Aspek­te zu sehen, die durch den Ver­kauf via Bas­tei Lueb­be enste­hen, wird in Rich­tung des Ver­lags gepöbelt.

Real­sa­ti­re.

Cover­ab­bil­dung Copy­right Phil­lip P. Peterson

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Der »Indie-Katalog« des Buchreports

Der »Indie-Katalog« des Buchreports

Screenshot Indie-Katalog

Jauch­zet und froh­lo­cket, lie­be Self­pu­blis­her, denn der Buch­re­port ist euer Hei­land. In sei­ner uner­mess­li­chen Güte räumt er euch und euren Büchern einen Platz in sei­nem Novi­tä­ten­ka­ta­log ein, der im Herbst als Print­fas­sung aber auch online erschei­nen soll. Damit möch­te er euch »eine Brü­cke zum Buch­han­del bauen«.

Zumin­dest schreibt man das in einem News­ar­ti­kel und geriert sich als gro­ßer Gön­ner der Indies. Na, wenn das nicht vor­treff­lich zum »Welt­tag des Buches« passt.

Klickt man dann mal auf »wei­te­re Infos«, wird der wah­re Grund für die groß­zü­gi­ge Auf­nah­me der selbst­pu­bli­zier­ten Wer­ke in das Pam­phlet deut­lich: Abgrei­fen von Kohle.

Für einen nor­ma­len Buch­ein­trag soll der Self­pu­blis­her 99 Euro in den Klin­gel­beu­tel des Gön­ners wer­fen, für einen »Pre­mi­um­ein­trag« wer­den bereits 149 Euro fäl­lig. Die­ser Pre­mi­um­ein­trag unter­schei­det sich auf den ers­ten Blick durch eine gering­fü­gig grö­ße­re Aus­deh­nung und eine graue Hin­ter­le­gung des Tex­tes. Na solch ein außer­or­dent­li­cher gestal­te­ri­scher Mehr­auf­wand (der gegen Null ten­diert) ist aber mal ent­spannt 50 Tacken wert! Und das sind auch nur »Ein­füh­rungs­prei­se«, um euch zu ködern. Spä­ter wirds ver­mut­lich teurer.

indiekatalog

Man kann da auch Wer­bung schal­ten und ist mit gera­de­zu lächer­li­chen 880 Euro für eine Halb­sei­te dabei. Da greift man doch sofort gern zu. Ob die beim Buch­re­port über­haupt auch nur ahnen, was durch­schnitt­li­che Self­pu­blis­her abseits von Lie­bes­sch­mon­zet­ten-Mil­lio­nä­rin­nen an ihren Büchern verdienen?

Net­ter Ver­such. Ihr »öff­net euch nicht den Self­pu­blis­hern«, ihr möch­tet ein­fach nur ihr Geld. Denn auch wenn die Indie-Bücher im Kata­log ste­hen, wer­den die Buch­händ­ler sie trotz­dem nicht bestel­len und auch nicht ver­kau­fen. In mei­nen Augen kann man sei­ne Euros auch ein­fach cent­wei­se in den Gul­ly rol­len und hat mehr davon.

Screen­shots von mir, Inhal­te Copy­right Haren­berg Kom­mu­ni­ka­ti­on Ver­lags- und Medi­en-GmbH & Co. KG

Lieber Buchreport: Kindle ist nicht gleich eBook

Lieber Buchreport: Kindle ist nicht gleich eBook

ereader buchhandlung

Der Buch­re­port titelt in einem Arti­kel sei­ner Online­prä­senz »Kan­ni­ba­li­siert Print jetzt Digi­tal«, dar­über die Teaser­zei­le »Water­stones: Print flo­riert, Kind­le ver­liert«. Liest man sich den Text dann durch, stellt man fest, dass es gar nicht um eBooks aus dem Ama­zon-Öko­sys­tem geht, son­dern um eBooks all­ge­mein. Lie­ber Redak­teu­re, es mag euch ent­gan­gen sein, aber Kind­le ist nicht gleich eBooks. Na gut, Ama­zon macht weit­aus grö­ße­re Umsät­ze in die­sem Seg­ment, als die ver­schnarch­te rest­li­che Bran­che, aber den­noch geht es bei den genann­ten Zah­len nicht aus­schließ­lich um eBooks für den Kind­le, son­dern all­ge­mein. Was soll also die­se ten­den­ziö­se For­mu­lie­rung? Nur um Ama­zon mal wie­der einen zu verpassen?

Die genann­ten Zah­len Water­stones sind dann auch ziem­li­che Augen­wi­sche­rei. Da freut sich ein Unter­neh­men, das seit Jah­ren rote Zah­len schreibt, medi­en­wirk­sam über einen 5‑Pro­zent-Zuwachs zum Weih­nachts­ge­schäft. Rei­nes PR-Geschwur­bel, das in mei­nen Augen nichts mit irgend­wel­chen »Neu­aus­rich­tun­gen« zu tun hat, son­dern aus­schließ­lich mit dem Kauf­rausch zu den Festtagen.

Außer­dem: Natür­lich kommt es zu Weih­nach­ten zu einem Zuwachs im Print-Bereich, schließ­lich las­sen sich gedruck­te Bücher nun­mal immer noch deut­lich leich­ter unter die Nord­mann­tan­ne legen, als eBooks, nicht wahr? Den Zusam­men­hang kann sogar noch jemand her­stel­len, der bereits mit Glüh­wein voll­ge­dröhnt ist.

Der Arti­kel bezieht sich zudem nur auf den eng­li­schen Markt, der anders ist als der deut­sche. Sinn­voll wäre es gewe­sen, dem eBook-Absatz­zah­len im sel­ben Zeit­raum gegen­über­zu­stel­len, um die fünf Pro­zent in Rela­ti­on dazu zustel­len. Hier wie im Tea­ser ein »Kind­le ver­liert« zu pos­tu­lie­ren, ist arg weit her­ge­holt (ich weiß, die Aus­sa­ge, dass die eBook-Absatz­zah­len zurück­ge­hen, stammt von Water­stones, aber der beklopp­te Teser ist vom Buchreport).

Rant: Neues Geschäftsmodell – Gütesiegel für eBooks

Rant: Neues Geschäftsmodell – Gütesiegel für eBooks

Qualitaetssiegel

Micha­el Stühr ist der Geschäfts­füh­rer von Mark­Stein, die brin­gen unter dem Namen Tan­go ver­schie­den Lösun­gen für Satz und eBook-Erstel­lung auf den Markt. Im Tan­go-Publi­shing-Blog sowie zweit­ver­wer­tet im Buch­re­port-Blog schwa­dro­niert der dar­über, dass eBooks uuuuun­be­dingt ein Qua­li­täts­sie­gel benötigen.

Fällt erst ein­mal posi­tiv auf, dass er auch bei den Ver­la­gen ein deut­li­ches Abneh­men der Qua­li­tät erkennt, wer­den sei­ne Aus­füh­run­gen danach eher abstrus. Da wird doch tat­säch­lich gefor­dert, dass es irgend­wel­che wie auch immer gear­te­ten Dienst­leis­ter geben muss, die eBooks (und nur eBooks) dar­auf über­prü­fen, ob sie qua­li­ta­tiv okay sind:

Zu beur­tei­len wäre die Form (Cover, Inhalts­ver­zeich­nis, Regis­ter), das sach­li­che Lek­to­rat und selbst­ver­ständ­lich Recht­schrei­bung und Nutz­bar­keit (Quer­ver­wei­se, Links etc.).

Ein sol­ches Güte­sie­gel muss ja nicht kos­ten­frei abge­ge­ben wer­den, der Auf­wand soll­te schon ver­gü­tet wer­den. Die Leser soll­ten von jedem Ver­lag oder Self-Publis­her ein­for­dern, dass er sei­ne digi­ta­len Wer­ke prü­fen lässt, um sicher­zu­stel­len, dass bestimm­te Qua­li­täts­stan­dards ein­ge­hal­ten wurden.

Man soll­te sich den Arti­kel mal durch­le­sen, um zu ver­ste­hen, wovon er da redet. Also: nicht nur Self­pu­blis­her, son­dern auch Ver­la­ge sol­len gegen teu­er Geld ihre Pro­duk­te auf Qua­li­tät prü­fen las­sen, weil nur dann der Kun­de Qua­li­tät bekommt? Das ist ja eine groß­ar­ti­ge Idee! Pure Geld­ma­che­rei, denn wie wird sicher gestellt, dass die Inqui­si­to­ren ihre Arbeit gut machen? Wie bekloppt müss­te ich sein, einem sol­chen Dienst­leis­ter ein Buch ein­zu­rei­chen, der sackt mei­ne Koh­le ab und weist das Buch dann zurück – aus wel­chen Grün­den auch immer? Woher weiß ich, wie kom­pe­tent der Dienst­leis­ter ist? Was, wenn da ein von sich selbst über­zeug­ter kul­tur­chau­vi­nis­ti­scher Anspruchs­mu­tant mit Ortho­gra­fie-Fetisch sitzt, der alles ablehnt, was nicht aus lite­ra­risch wert­vol­len, aber lei­der stink­lang­wei­li­gen Schach­tel­sät­zen besteht?

War­um soll­ten wir uns die gera­de ent­ste­hen­de Frei­heit des Publi­zie­rens mit Abschaf­fung der alten Tor­wäch­ter in den Ver­la­gen, die gera­de in den letz­ten Jah­ren nur noch das ver­le­gen, was sich auch »dre­hen« lässt, durch die Hin­ter­tür in ganz ähn­li­cher Form wie­der ein­füh­ren? Ja, es ist nicht ganz ein­fach, sich durch den Wust an Bull­shit zu wüh­len, der im Bereich Self­pu­bli­shing, aber genau­so von den Publi­kums­ver­la­gen ver­öf­fent­licht wird. Aber das gilt für zahl­lo­se ande­re Berei­che des Lebens ganz genau­so und ohne ein wenig Eigen­in­itia­ti­ve bei der Suche wird man mög­li­cher­wei­se pri­ma Lese­stoff ver­pas­sen, ins­be­son­de­re, wenn man sich aus­schließ­lich auf angeb­lich »pro­fes­sio­nel­le« Ver­öf­fent­li­chun­gen ver­lässt. Dumm gelau­fen. Selbst schuld.

Und vor allem: War­um bezieht er das nur aufs eBook? Hat er noch nichts von Crea­teSpace oder Print On Demand gehört? Ist ihm nicht klar, dass die von ihm bemän­gel­ten Qua­li­täts­ver­lus­te bei den »pro­fes­sio­nel­len« Ver­la­gen sich nicht aufs eBook beschrän­ken, son­dern selbst­ver­ständ­lich auch im Print­buch zu fin­den sind? Kann ich mir nicht vor­stel­len, aber war­um rei­tet er so aus­dau­ernd aus­schließ­lich auf dem Elek­tro­buch herum?

eReader-Facepalm

Es ist ihm zudem offen­sicht­lich ent­gan­gen, dass sich mit Qin­die bereits ein Güte­sie­gel zumin­dest für Self­pu­blis­her eta­bliert hat, in dem Autoren dar­über ent­schei­den, ob die Qua­li­tät von Wer­ken stimmt, statt irgend­ei­ner über­ge­ord­ne­ten Inqui­si­ti­on, die ein Inter­es­se dar­an hat, Bücher abzu­leh­nen, damit die­se immer und immer wie­der ein­ge­reicht wer­den müs­sen, und man pri­ma Koh­le absei­hen kann. Oder die – da ver­lags­nah – Ver­lags­bü­cher durch­win­ken und sol­che von Indie-Autoren blo­ckie­ren; und es soll mir kei­ner erzäh­len, dass es nicht so kom­men würde.

Und dann folgt ein zwin­gen­des Qua­li­täts­sie­gel dem nächs­ten und irgend­wann musst Du so vie­le davon auf Dei­nem Cover kle­ben haben, dass man das Titel­bild nicht mehr sieht.

Und tat­säch­lich gibt es kaum etwas über­flüs­si­ge­res als sol­che erzwun­ge­nen »Qua­li­täts­si­che­rungs­dienst­leis­tun­gen«. Man kann sich als Indie frei­wil­lig an Lek­to­ren und Kor­rek­to­ren wen­den, muss es aber nicht. Ver­la­ge könn­ten Lek­to­ren und Über­set­zern ange­mes­se­ne Gehäl­ter zah­len, um die Qua­li­tät zu ver­bes­sern, müs­sen es aber nicht (und vie­le tun es auch nicht mehr). Um her­aus­zu­fin­den, ob ein Buch lesens­wert ist – und das völ­lig unab­hän­gig, ob es sich um ein Ver­lags­buch oder ein selbst­ver­leg­tes, um Print oder eBook han­delt – braucht man kei­ne kos­ten­pflich­ti­ge Dienst­leis­tung. Man kann sich gera­de in Zei­ten des Inter­nets zahl­lo­ser Quel­len bedie­nen, um her­aus zu fin­den, ob man ein Buch wirk­lich lesen möch­te und ob es hand­werk­lich gut ist: Lese­pro­ben, Bespre­chun­gen, Emp­feh­lun­gen in sozia­len Medi­en oder durch unab­hän­gi­ge Grup­pen wie Qin­die (völ­lig kos­ten­los) und ähn­li­che – und was weiß ich nicht noch mehr.

In einer Ant­wort auf einen Kom­men­tar zu sei­nem Arti­kel weist Stühr dann noch dar­auf hin, das so etwas wie sein Güte­sie­gel selbst­ver­ständ­lich optio­nal wäre. Nein! Doch! Ah! Neu­es von Cap­tain Obvious …

Man kann den Self­pu­blis­hern nur eine War­nung aus­spre­chen: lasst euch von sol­chen Bau­ern­fän­gern nicht beein­dru­cken, die behaup­ten, Bücher wären nur dann gut, wenn sie ein völ­lig über­flüs­si­ges aber teu­er bezahl­tes Qua­li­täts­sie­gel auf­wei­sen. Und: auch mit der Qua­li­tät von Ver­lags­bü­chern steht es lei­der all­zu oft und immer öfter nicht zum Besten.

Des­we­gen wei­ter oben schon mal mein völ­lig kos­ten­lo­ses und frei ver­wend­ba­res Qua­li­täts­sie­gel für Indie-Autoren: garan­tiert verlagsfrei!

Creative Commons License

Qua­li­täts­sie­gel von Ste­fan Holz­hau­er CC‑0, eRea­der-Face­plam: eRea­der von Ste­fan Holz­hau­er, Face­palm von Fabio Ven­ni auf flickr, CC BY-SA

Selfpublishing: meinbestseller.de nimmt den Mund voll

Selfpublishing: meinbestseller.de nimmt den Mund voll

Screenshot meinbestseller

Im Buch­re­port wird aktu­ell Pierre Vroo­men inter­viewt, der steht hin­ter dem nie­der­län­di­schen Anbie­ter Mijnbestseller.nl und möch­te in Deutsch­land mit meinbestseller.de eine ähn­li­che Platt­form eta­blie­ren. In die­sem Inter­view nimmt er den Mund ziem­lich voll und erläu­tert in blu­mi­gen Wor­ten, war­um man bes­ser ist als Ama­zon. In mei­nen Augen ist das meis­te lei­der Mar­ke­ting­ge­schwur­bel und stellt kei­ne wirk­li­che Ver­bes­se­rung zum Kon­kur­ren­ten dar. Preis­lich sogar ganz im Gegenteil.

Bei­spiels­wei­se sagt er:

Das Ange­bot der Self­pu­bli­shing-Kon­kur­renz ist inzwi­schen inter­es­san­ter als das von Ama­zon. Zwar kann man bei Ama­zon auf die gesam­te Wert­schöp­fungs­ket­te zurück­grei­fen, aber dafür ist der Self­pu­blis­hung-Bereich (sic!) in zwei Mar­ken gesplit­tet: Bei Kind­le Direct Publi­shing kann man nur E‑Books ver­öf­fent­li­chen, bei Crea­teSpace gedruck­te Bücher. Das ist für den Ver­brau­cher kaum zu durch­schau­en und aus Mar­ke­ting­sicht nicht optimal.

Wie jetzt? Kin­de Direct Publi­shing ist eine Ama­zon-Tool-Platt­form auf der man sei­ne eBooks hoch­la­den und nach Para­me­tri­sie­rung ver­öf­fent­li­chen kann. Erwer­ben kön­nen die Leser die­se dann über Ama­zon. Crea­teSpace ist eine Toch­ter­fir­ma, die sich eben auf Print­bü­cher spe­zia­li­siert hat. Bei­de Pro­duk­te kön­nen über Ama­zon erwor­ben wer­den. Das kann jeder durch­schau­en, des­sen Tages­lek­tü­re aus mehr als der Corn­flakes­pa­ckung und der Bild­zei­tung besteht. War­um das aus »Mar­ke­ting­sicht nicht opti­mal« sein soll, erschließt sich mir nicht, denn bei­de Ver­sio­nen sind bei Ama­zon ver­knüpft. Man kann doch Wer­bung dafür machen und auf den Anbie­ter verlinken?

Zudem ver­treibt Ama­zon nur über die eige­nen Kanä­le und bie­tet Autoren nicht unmit­tel­bar die Mög­lich­keit, brei­ter im Markt prä­sent zu sein.

Das ist bei eBooks kor­rekt, bei Print­bü­chern aller­dings falsch, da auch noch die Opti­on »Expan­ded Dis­tri­bu­ti­on« exis­tiert. In Deutsch­land kann man Crea­teSpace-Bücher jedoch lei­der nicht über den Buch­han­del bezie­hen, das ist kor­rekt, aber das ist ein Pro­blem, das haupt­säch­lich durch eben die­sen Buch­han­del ent­steht, nicht durch den Anbie­ter. Davon abge­se­hen macht Ama­zon den Bären­an­teil des online-Buch­ver­kaufs in Deutsch­land aus. Den meis­ten dürf­te das »breit« genug sein.

… die schwer­fäl­li­ge Covergestaltung

Was? Vari­an­te eins (Print­buch): Man erstellt ein PDF, lädt es hoch und fer­tig. Vari­an­te zwei: man nutzt den Cover­de­si­gner. Beim eBook: Man erstellt eine Gra­fik­da­tei, lädt sie hoch und fer­tig. Was ist dar­an »schwer­fäl­lig«?

Auch ist der Autor nicht ver­trags­ge­bun­den und kann sich jeder­zeit ent­schei­den, zu einem Ver­lag zu wech­seln, wenn er den Ein­druck hat, dort bes­ser bedient zu wer­den oder mehr zu verdienen.

Bei Ama­zon ist der Autor eben­falls nicht ver­trags­ge­bun­den, dem­nach kein Unter­schied zum Kokur­renz­an­bie­ter. Die­ser Vor­teil ist mei­ner Mei­nung nach rei­ne Augenwischerei.

Doch machen wir mal die Pro­be aufs Exem­pel. Ich habe ein Taschen­buch in den Rech­ner auf meinbestseller.de ein­ge­ge­ben, das im Umfang GESCHICHTEN AUS DEM ÆTHER ent­spricht. Will ich die­ses Buch nur für mich selbst bestell­t­bar machen, enste­hen Kos­ten in Höhe von 11,52 Euro zuzüg­lich Ver­sand. Bei Crea­teSpace erhal­te ich die­ses Buch für unter fünf Euro inklu­si­ve Expe­di­ted-Ver­sand (inn­her­halb von sie­ben Tagen nach Druck) aus den USA. Ich muss aller­dings, damit sich das lohnt min­des­tens zehn Stück bestel­len. Wie recht­fer­tigt sich ein Preis, der mehr als dop­pelt so hoch ist? Ich habe inzwi­schen im euro­päi­schen Aus­land eine Dru­cke­rei gefun­den, die druckt mir das inklu­si­ve Ver­sand noch deut­lich preis­wer­ter, dann füh­le ich mich zudem auch noch woh­ler, was den CO2-Foot­print angeht.

Es han­delt sich dabei um eine Art »Basis­preis«, der immer fäl­lig wird, egal ob man das Buch nur für sich bestel­len möch­te, ob es über die Platt­form meinbestseller.de ver­trie­ben wird, oder auch über den Buch­han­del. Das ist teu­rer, als der Ver­kaufs­preis des Buches bei Ama­zon! Will man dann noch über sie ver­kau­fen oder gar in den Buch­han­del, wird das Gan­ze noch­mal deut­lich teu­rer. Wür­de ich beim Ver­kauf aus­schließ­lich über meinbestseller.de die­sel­be Mar­ge haben wol­len wie bei Ama­zon, müss­te das Buch gan­ze drei Euro teu­rer sein, also fast ein Drit­tel. Der Unter­schied ist aber: meinbestseller.de kennt kei­ner, Ama­zon jeder.

Beim eBooks sieht das Gan­ze ähn­lich aus, die Prei­se und Tan­tie­men sind im Ver­gleich zum Self­pu­bli­shing über Ama­zon gera­de­zu lächer­lich. GESCHICHTEN AUS DEM ÆTHER wird bei Ama­zon für EUR 3,99 ver­kauft. Wür­de ich auf den­sel­ben Tan­tie­men­satz kom­men wol­len, müss­te ich bei mein­best­sel­ler 6,50 Euro ver­lan­gen – und auch dann wird das Buch nur über die­se Platt­form verkauft.

Die Prei­se erhö­hen sich in bei­den Fäl­len noch­mals, will man das Buch/eBook zudem über die übli­chen Platt­for­men und den Buch­han­del ver­kau­fen. Mei­ner Ansicht nach wer­den dabei Prei­se über­schrit­ten, die der Leser zu zah­len bereit ist.

Jetzt könn­te man davon aus­ge­hen, dass umfang­rei­che­re Dienst­leis­tun­gen ent­hal­ten sind, die kann man zwar erhal­ten, wie bei der Kon­kur­renz auch, aber in der Basis­fas­sung lädt man sein eige­nes Manu­skript und das Cover genau­so selbst hoch, wie bei CreateSpace/Amazon. Auch die Gestal­tung der Word- bzw. PDF-Datei liegt beim Nutzer.

Das ein­zi­ge Argu­ment, das ich viel­leicht sehe, ist die Tat­sa­che, dass man sei­ne Bücher, sei es Print oder eBook, auch über wei­te­re Schie­nen als Ama­zon ver­trei­ben kann und es im Buch­han­del erhält­lich ist. Ob einem die deut­lich höhe­ren End­kun­den­prei­se (bei ähn­li­chen Mar­gen) als beim Online­ver­sen­der das wert sind, muss wohl jeder mit sich selbst aus­ma­chen. Man soll­te dabei beden­ken: ein­mal im Buch­han­del muss das Buch dank der Buch­preis­bin­dung über­all gleich viel kosten.

Fazit: Ein Groß­teil der mar­ki­gen Wor­ten im Inter­view ent­puppt sich wie erwar­tet als Mar­ke­ting-Luft­schloss. Die Prei­se des Anbie­ters sind im Ver­gleich zu Ama­zon um ein Viel­fa­ches zu hoch, ohne dass in der Basis­ver­si­on umfang­rei­che­re Dienst­leis­tun­gen ange­bo­ten wer­den. So wird das nichts. Hal­ten die Self­pu­blis­her für völ­lig ver­blö­det? Wo genau soll das »Ange­bot der Kon­kur­renz inter­es­san­ter« sein?

Bemer­kung am Ran­de: meinbestseller.de hat als ladungs­fä­hi­ge Anschrift im Impres­sum eine Adres­se einer nie­der­län­di­schen Fir­ma aus Rot­ter­dam und die Daten­schutz­hin­wei­se ent­spre­chen mei­ner Ansicht nach nicht deut­schem Recht – müss­ten sie aber, da die Web­sei­te ein­deu­tig auf den deut­schen Markt gezielt ist.

Ich wür­de mich ja über eine ernst­zu­neh­men­de Kon­kur­renz zu Ama­zon in die­sem Bereich sehr freu­en, aber es gibt sie nach wie vor nicht.

[Update 15.01.2014] Auf­grund des Kom­men­tars von Herrn Vroo­men habe ich mir das Impres­sum noch­mal ange­se­hen. Die ladungs­fä­hi­ge Anschrift sicht jetzt rechts­kon­form aus. Ich gebe zu, dass ich die ange­nom­me­nen Män­gel detail­liert im Arti­kel hät­te beschrei­ben müs­sen; ich weiß näm­lich auf­grund der ver­gan­ge­nen Zeit ein­fach nicht mehr, was zum Zeit­punkt mei­nes dama­li­gen Besuchs zu bemän­geln war. Die Daten­schutz­in­for­ma­tio­nen hal­te ich nach wie vor für unzu­rei­chend, aber dar­über strei­ten sich auch Rechts­an­wäl­te regelmäßig.

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Neuer Onlineshop: Hertie – »den bekannten Global Playern die Stirn bieten«

Neuer Onlineshop: Hertie – »den bekannten Global Playern die Stirn bieten«

Screenshot hertie.de

Der Buch­re­port mel­det heu­te, dass der Osna­brü­cker Groß­händ­ler HDK die Tra­di­ti­ons­mar­ke Her­tie gekauft hat, um sie als Online­platt­form zu nut­zen. Man möch­te sich deut­lich als Kon­kur­renz zu Ama­zon posi­tio­nie­ren. Und dabei tönt man gleich laut:

Die Brü­der Klö­ker erklä­ren außer­dem, die eige­nen Lie­fe­ran­ten sei­en »dank­bar und erfreut, dass end­lich ein zusätz­li­cher, star­ker und ernst­zu­neh­men­der Han­dels­part­ner die Online-Büh­ne betritt und den bekann­ten Glo­bal Play­ern bereit ist, die Stirn zu bieten«.

Ah so. Dann machen wir doch gleich mal den Rea­li­täts-Check. Die Her­tie-Sei­te wirkt auf mich wie ein schrei­end bun­tes Wer­be­falt­blatt, wie sie Tages­zei­tun­gen bei­gelegt wer­den, der Fach­mann nennt so etwas »Schwei­ne­bauch­blätt­chen«. Lei­der nervt pro­mi­nent ein über­di­men­sio­nier­ter Sli­der, der das Auge immer wie­der auf sich zie­hen will. Eigent­lich weiß inzwi­schen jeder, dass so etwas aus Usa­bi­li­ty­grün­den ein no go ist, aber offen­sicht­lich set­zen sich immer wie­der Mana­ger oder Chefs damit durch, den Mist haben zu wol­len. Ken­ne ich auch aus dem Tages­ge­schäft, dass man man­chen Leu­ten das ein­fach nicht aus­re­den kann.

wei­ter­le­sen →

Vergabedauer von eBook-Rechten: Verlage auch bei diesem Thema evolutionsresistent

Der Buch­re­port berich­tet dar­über, dass Autoren zukünf­tig Rech­te für eBooks nur befris­tet ver­ge­ben möchten:

Hin­ter­grund der Dis­kus­sio­nen ist eine Beson­der­heit des elek­tro­ni­schen Publi­zie­rens: Bei gedruck­ten Büchern fal­len die Rech­te an den Autor zurück, wenn sein Buch nicht mehr lie­fer­bar ist. Ein elek­tro­ni­sches Buch bleibt dage­gen theo­re­tisch unbe­grenzt lie­fer­bar. Für Autoren kann es aber durch­aus inter­es­sant sein, die E‑Book-Rech­te nach eini­ger Zeit neu ver­ge­ben zu können.

Natür­lich möch­te der Schrift­stel­ler­ver­band VS es zur Regel machen, dass Rech­te für elek­tro­ni­sche Publi­ka­tio­nen nur zeit­lich begrenzt an die Ver­la­ge ver­ge­ben wer­den sol­len. Denn ein eBook kann per defi­ni­tio­nem nie aus­ver­kauft sein. Bei einem Medi­um, das sich aktu­ell in einem der­ar­ti­gen Wan­del befin­det wie das eBook, kann es sein, dass sich die Gege­ben­hei­ten inner­halb kür­zes­ter Zeit wan­deln, so dass einem Autor Nach­tei­le durch die lang­fris­ti­ge Bin­dung an einen Ver­lag erwachsen.

Die gro­ßen Ver­la­ge stel­len sich jedoch stur und wol­len unbe­dingt unbe­fris­te­te Nut­zungs­rech­te, die Ver­hand­lun­gen dro­hen des­we­gen zu schei­tern. Ich fra­ge mich, was die Ver­ant­wort­li­chen bei den Ver­la­gen für Dro­gen neh­men? Gera­de Autoren, die bereits ver­legt und bekannt sind, kön­nen doch ihre Wer­ke völ­lig pro­blem­los selbst ver­le­gen? Die glau­ben ernst­haft immer noch, dass sie das ein­zi­ge Tor zum Leser sei­en und gerie­ren sich wie Lite­ra­tur-Groß­grund­be­sit­zer gegen­über ihren baum­woll­pflü­cken­den Schreib­skla­ven. Ich hof­fe wirk­lich, der Schrift­stel­ler­ver­band bleibt hart und führt den evo­lu­ti­ons­re­sis­ten­ten Ver­la­gen ihre For­de­rung mit Nach­druck an geeig­ne­ter dunk­ler Stel­le ein. Aller­dings ist VS ein Teil von ver.di, und denen kann man nach mei­nen Erfah­run­gen nicht so weit trau­en, wie ich einen Ver­le­ger wer­fen kann …

Webformate für eBook-Vorschau? Im Ernst?

Gera­de habe ich einen Arti­kel im Blog des Buch­re­ports gefun­den, der ver­schafft mir erneut Griff­spu­ren an der Stirn vom dau­er­haf­ten »an den Kopf fas­sen« (neu­deutsch: Face­palm). Ver­le­ger Klaus Wre­de beklagt zu Recht, dass der Buch­han­del im Geschäft mit eBooks zu kurz kommt. Und auch die Ana­ly­se, dass man als Ver­le­ger zukünf­tig deut­lich ver­stärkt von Apple, Goog­le und Ama­zon abhän­gig sein wird, wenn man sich nicht schnell anpasst, ist noch kor­rekt. Was dann aber folgt, ist der­art rea­li­täts­fern, dass es mir als Web­ent­wick­ler, IT-Bera­ter und eBook-Her­aus­ge­ber fast schon kör­per­lich weh tut.

Da wird pos­tu­liert, dass es ein spe­zi­el­les, neu­es Web­for­mat für eBooks geben müs­se, damit der Buch­händ­ler dem Kun­den im Laden eine Lese­pro­be zei­gen kön­ne, wor­auf­hin der dann prü­fen kann, ob das Buch für ihn geeig­net ist. Es wird auch gleich via iFrame eine sol­che Lösung gezeigt. Mal abge­se­hen davon, dass die Vor­schau im iFrame an man­gel­haf­ter Ergo­no­mie kaum zu schla­gen ist, fra­ge ich mich: wozu?
Wir haben längst web­taug­li­che eBook-For­ma­te. ePub, Mobi­po­cket und ins­be­son­de­re PDF kön­nen direkt im Brow­ser ange­zeigt wer­den. Ich kann nicht mal ansatz­wei­se ver­ste­hen, wozu man hier ein neu­es For­mat oder gar eine »Web­an­wen­dung« benö­tigt? War­um nicht ein­fach die Lese­pro­be als PDF bereit stel­len, dann sieht der Kun­de genau­so sofort das Lay­out des Buches wie bei die­ser pro­prie­tä­ren iFrame-Lösung? Auch der Buch­händ­ler mit Web­shop kann Lese­pro­ben in allen For­ma­ten pro­blem­los bereit hal­ten, wenn die­se beim Ver­lag vor­han­den sind und der Shop des Händ­lers dar­auf deeplinkt. Ganz ohne »Web­an­wen­dung«.

Der Satz

Der Buch­händ­ler muss nur über wenig tech­no­lo­gi­sches Know-How ver­fü­gen, und kein Exper­te sein für E‑Book-For­ma­te, Digi­tal Rights Manage­ment und E‑Book-Rea­der.

ist eben­falls völ­lig sinn­frei, denn zur Sach­kom­pe­tenz des Buch­händ­lers gehö­ren eBooks und deren For­ma­te deut­lich eher, als das Ein­fü­gen von Code in Web­sei­ten, letz­te­res ist wohl mit »ein wenig tech­no­lo­gi­sches Know How« gemeint. Lese­pro­ben sind ohne­hin nicht DRM-geschützt (sind sie es doch, wäre das idiotisch).
Erklä­ren kann ich mir die­se gan­ze welt­frem­de und tech­nisch hane­bü­che­ne Num­mer eigent­lich nur damit, dass Wre­de das Ver­fah­ren, also die­se omi­nö­se Web­an­wen­dung, ver­kau­fen möch­te, und das obwohl dies viel ein­fa­cher mit bereits exis­tie­ren­den Tech­ni­ken zu bewerk­stel­li­gen ist. Soll­te dem nicht so sein, besteht der Arti­kel in Hin­sicht auf die­se über­flüs­si­ge Vor­schau­funk­ti­on kei­ner­lei Realitätscheck.

Wenn so wie im Blog­bei­trag beschrie­ben auch die ande­ren ange­dach­ten Lösun­gen der Bran­che für die Pro­ble­me der Buch­händ­ler mit den eBooks und ande­ren neu­en Medi­en aus­se­hen, dann gute Nacht.

Ach ja: wenn ich in eine Buch­hand­lung gehe, weil ich ein Buch kau­fen möch­te und der Händ­ler hat es nicht vor­rä­tig, dann kann es dafür nur eine Lösung geben, die dafür sorgt, dass ich das Buch bei ihm bestel­le, statt bei Ama­zon: es muss mor­gen (von mir aus auch über­mor­gen) por­to­frei in mei­nem Brief­kas­ten lie­gen. Ob das der Ver­lag über­nimmt, oder irgend­ein Bar­sor­ti­men­ter (Zulie­fe­rer) oder der Buch­händ­ler selbst (was bei klei­ne­ren selbst­ver­ständ­lich nicht mach­bar ist, aber ein Bran­chen­zu­sam­men­schluss könn­te sowas pro­blem­los stem­men – Ama­zon kann’s ja auch) ist mir egal.

Bild: Dr. Shel­don Coo­per von pul­vis auf Devi­ant­Art, CC BY-NC-ND

Buchreport: Buchhandel klagt über abwandernde eBook-Kunden

Auf Buchreport.de fin­det sich heu­te ein Arti­kel mit dem Tea­ser »Sor­ti­men­ter kla­gen über abwan­dern­de E‑Book-Kun­den«. Was ich dar­un­ter an Aus­sa­gen lese, lässt mich wün­schen, über mehr Hän­de zu ver­fü­gen, weil ein dop­pel­tes Face­palm dafür deut­lich nicht mehr aus­reicht. Ich möch­te hier auf ein paar der Aus­sa­gen eingehen.

Die Kun­den betrach­ten uns nicht als Anlauf­stel­le für E‑Reader, dafür gehen sie ins Netz oder zum Elektronikmarkt

Genau. Denn wenn ich in Buch­hand­lun­gen gehe, um mir eRea­der anzu­se­hen, dann sind da kei­ne. Oder nur die Leib- und Magen- eRea­der der jewei­li­gen Ket­te. Und all­zu oft fin­de ich die eRea­der nur hin­ter Glas, wie sel­te­ne Fische, statt zum Anfas­sen und Aus­pro­bie­ren. Die Prä­sen­ta­ti­on muss bes­ser wer­den, und man soll­te nicht wei­ter­hin den Ein­druck ver­sprü­hen, dass man die Mist­din­ger eigent­lich gar nicht ver­kau­fen will.

Nied­ri­ge Ren­di­te: Zwar sei­en E‑Reader fast täg­lich ein Gesprächs­the­ma, doch der Bera­tungs­auf­wand sei zu hoch und mün­de eher sel­ten im Kauf vor Ort.

Nein? Wirk­lich? Ihr wollt mir im Ernst ver­kau­fen, dass der Bera­tungs­auf­wand für einen eRea­der zu hoch ist, für ein Koch­buch zum Preis von 14,95 Euro aber nicht? Das kann nicht euer Ernst sein? Und die Ren­di­te? Na sicher kau­fe ich mei­nen eRea­der nicht bei euch, wenn der anders­wo 40 Euro preis­wer­ter ist. Ihr müsst euch mal von eurem Preis­bin­dungs­den­ken lösen, wenn ihr außer Duft­ker­zen ande­re nicht preis­ge­bun­de­ne Ware ver­kau­fen wollt. Und wenn ihr über eure Zulie­fe­rer nicht güns­tig genug an die Gerä­te kommt, dann sind die ent­we­der unfä­hig, oder sie zie­hen euch ab! Schon ein­mal ver­sucht, euch einen Über­blick über mög­li­che Bezugs­quel­len zu ver­schaf­fen, die güns­ti­ger sind, als eure Zulie­fe­rer? Mal ver­sucht, über eine Ein­kaufs­ge­mein­schaft bil­li­ger an die Gerä­te zu kom­men? Nein? Dann kein Mit­leid von mei­ner Seite.
Und was die Rea­der angeht: die erwer­be ich garan­tiert nicht im Elek­tronik­markt, die sind viel zu teu­er, auch wenn die Wer­bung was ande­res ver­spricht, son­dern online.

Und wenn ich schon »Bera­tungs­auf­wand« lese … ich bin noch nie in einer Buch­hand­lung kom­pe­tent zum The­ma eRea­der bera­ten wor­den. Und ich mache mir inzwi­schen einen Spaß dar­aus, in Buch­hand­lun­gen zu gehen, um dort nach den Gerä­ten zu fra­gen. Viel­leicht soll­te ich die wit­zigs­ten oder dümms­ten Ant­wor­ten mal niederschreiben.

Ein häu­fig genann­tes Pro­blem ist, dass Stamm­kun­den ver­lo­ren gehen, weil sie sich einen E‑Reader gekauft haben und sich andern­orts mit Lese­stoff ver­sor­gen, aus Händ­ler­sicht vor allem bei Amazon

Ja, natür­lich ver­sor­ge ich mich anders­wo mit eBooks. Ihr habt doch gar kei­ne. Ihr könnt kei­ne Bons mit einem Key aus­dru­cken, mit­tels des­sen ich mir das Ding zu Hau­se run­ter laden kann, ihr habt kei­ne Mög­lich­kei­ten, mir am sprich­wört­li­chen »Point Of Sale« eins auf das Gerät zu laden, ich sehe noch nicht mal Epi­dus eBook-Cards bei euch im Laden ste­hen. Und bevor ich mich durch eure uner­go­no­mi­schen Web­sei­ten hang­le, kau­fe ich woanders.

Gegen Ama­zons Über­macht kön­ne der Han­del nicht allein ankämp­fen. Die Bran­che müs­se die Nut­zungs­be­din­gun­gen ver­ein­heit­li­chen, Her­stel­ler bes­se­re Lese­ge­rä­te frei von »Kin­der­krank­hei­ten« anbieten.

Allein dar­aus kann man doch schon ent­neh­men, dass Bor­niert­heit vor­herrscht. Es gibt nur ein maß­geb­li­ches For­mat abseits von Ama­zon, näm­lich ePub (zum Nach­le­sen ver­linkt). Die meis­ten Lese­ge­rä­te der aktu­el­len Genera­ti­on, die kei­ne Nischen­pro­duk­te von Fir­men aus Süd-Kasach­stan sind, haben ihre Kin­der­krank­hei­ten längst hin­ter sich gelas­sen. War­um ihr nicht gegen Ama­zon ankämp­fen könnt? Sie­he alle Zei­len vor dieser.

Als Quint­essenz: das Gejam­mer und Geh­eu­le ein­stel­len und ein­fach mal anfan­gen, mit Wol­len, Kom­pe­tenz und ohne »Mimi­mi« an das The­ma her­an zu gehen. Kun­den­bin­dung ent­steht dadurch, dass die Kun­den gern zu euch gehen, weil sie sich gut bera­ten füh­len. Und dadurch, dass ihr kei­ne Mond­prei­se ansagt. Agie­ren statt jammern.

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Bild: eRea­der vor Buch­hand­lung von mir, Hin­ter­grund­bild gemein­frei, aus der Wiki­pe­dia

Sony eröffnet eBook-Store – Buchhandel lamentiert

Aus einem Arti­kel auf Buchreport.de:

Erst Libri/ebook.de, dann MVB/Netto und jetzt Sony – eine neue Empö­rungs­wel­le im Buch­han­del dürf­te per­fekt sein

Ja, es ist schon ein har­tes Los für die Elfen­bein­turm­ho­cker in den Tem­peln des preis­ge­bun­de­nen »Point Of Sale«, dass der Buch­han­del auf ein­mal abseits von Didd­le-Mäu­sen und Duft­ker­zen mit einem Markt kon­fron­tiert wird, auf dem doch tat­säch­lich kei­ne Buch­preis­bin­dung gilt. Man fürch­tet sich ja fast davor, ihnen eröff­nen zu müs­sen, dass es außer beim Buch­ver­kauf in Deutsch­land fast nir­gend­wo eine sol­che Kar­tell­re­ge­lung gibt. Dass jeder Din­ge ver­kau­fen darf, der meint, etwas ver­die­nen zu kön­nen, und dass die Prei­se nicht durch irgend­wel­che Geset­ze geschützt sind, die aus grau­er Vor­zeit und guter Lob­by­ar­beit stam­men. Zum Bei­spiel eReader.

Ges­tern hat Sony den deut­schen Able­ger sei­nes eBook-Shops eröff­net. Natür­lich hat Sony das getan, das war bereits des Län­ge­rem ange­kün­digt und wenn man einen Blick auf die eRea­der PRS-T1 und PRS-T2 warf, dann gab es dort  den dazu pas­sen­den Link schon auf deren »Desk­top«. Der funk­tio­nier­te nur (noch) nicht.
Lie­be Buch­händ­ler, habt ihr euch die Gerä­te eigent­lich mal ange­se­hen, oder wart ihr aus­schließ­lich damit befasst, dar­über zu lamen­tie­ren, dass Libri es doch tat­säch­lich gewagt hat, auf ebook.de den PRS-T2 40 Euro bil­li­ger anzu­bie­ten, als ihr? Oder dar­über, dass Net­to eBooks ver­kau­fen woll­te, noch dazu unter­stützt von einer Bör­sen­ver­eins-Toch­ter? Habt ihr euch die Gerä­te ange­se­hen, die ihr ver­tickt (das könn­te ja durch­aus dabei hel­fen, die Kun­den zu bera­ten, wenn sie danach fra­gen), oder habt ihr sie unge­öff­net über die Laden­the­ke gescho­ben, froh dar­über, dass der dum­me Käu­fer nichts vom Preis bei eBook.de wusste?

Man bekommt den Ein­druck, dass jedes­mal ein Auf­heu­len durch die Buch­hö­ke­rer-Bran­che geht, wenn ein neu­er eBook-Shop eröff­net. Nein, falsch, ich for­mu­lie­re neu: jedes­mal, wenn ein neu­er eBook-Shop eröff­net, geht ein Auf­heu­len durch die Buch­ver­hö­ke­rer-Bran­che. Kommt damit zurecht: ent­we­der ihr fin­det einen Weg, euch dar­an sinn­voll zu betei­li­gen, oder ihr teilt das Schick­sal von Kut­schern, Gas­lam­pen­an­zün­dern, Dampf­ma­schi­nen-Ölern und Schrift­set­zern. Schrift­set­zer … Kennt ihr Letz­te­re noch? Von den Schrift­set­zern haben man­che gelernt, einen Com­pu­ter zu bedie­nen, um wei­ter exis­tie­ren zu kön­nen. Soll­tet ihr nicht auch viel­leicht end­lich mal damit anfan­gen, neue tech­ni­ken einzusetzen?

Es soll­te jedem Buch­händ­ler klar sein: es gibt glück­li­cher­wei­se kei­ne Geset­ze gegen Platt­for­men, die eBooks ver­kau­fen. Es gibt Anbie­ter. Die ver­kau­fen Kun­den das, was die wol­len. Wer über­le­ben will, muss fle­xi­bel sein und erken­nen, dass wir nicht ges­tern, son­dern heu­te leben – und den Kun­den an ers­ter Stel­le ein­fach ver­kau­fen, was sie wol­len, das ist doch so ein­fach. Und wenn das jeder ein­zel­ne »klei­ne Buch­händ­ler« nicht kann: mei­ne Güte, ihr habt doch die­sen Debat­tier­club und schwer­ge­wich­ti­gen Preis­bin­dungs­rit­ter Bör­sen­ver­ein. Kann über die Schie­ne nicht schnell was instal­liert wer­den, was auch den viel­be­schwo­re­nen »klei­nen Buch­händ­ler« dazu befä­higt, an die­sem Markt teil haben zu kön­nen? Nicht? Dann geht ster­ben! Was? Ama­zon-Mono­pol? Von mir aus. Wenn Ama­zon mir so rich­tig auf die Ner­ven geht, lese ich halt nur noch Inde­pen­dent-Kram, für den braucht man Ama­zon auch nicht wirklich.

Es könn­te so ein­fach sein. Wenn Sony (Ama­zon, Apple, Goog­le, you name it) den Kun­den etwas ver­kauft, was die haben wol­len, dann macht Sony nichts falsch. Wenn ihr das nicht tut … den Rest des Sat­zes über­las­se ich der Phan­ta­sie des Lesers. Wir sind hier ja schließ­lich auf PhantaNews.

p.s.: Wer Sati­re fin­det, darf sie behal­ten. Ich habe mich frü­her stun­den­lang in Buch­hand­lun­gen her­um getrie­ben und mäch­tig Geld dort gelas­sen. Bis sie nicht mehr das hat­ten, was ich woll­te – und noch nicht ein­mal Wil­lens waren, mir das in ange­mes­se­ner Zeit und zu einem ange­mes­se­nen Preis (eng­li­sche Bücher) zu beschaf­fen. Das war das Ende einer lan­gen Freund­schaft. Das könn­te sich wie­der ändern. Wenn ihr mich als Kun­den erneut ernst nehmt.

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