Nach einer wahren Begebenheit: ANNABELLE

Poster Annabelle

ANNABELLE – Bun­destart 09.10.2014

Als man in THE CONJURING einen Blick in Ed und Lor­rain War­rens klei­nes Muse­um des Okkul­ten wer­fen konn­te, fiel ein Aus­stel­lungs­stück beson­ders ins Auge. Es war eine fast lebens­gro­ße, düs­ter aus­se­hen­de Por­zel­lan­pup­pe. Ein Schild an der Vitri­ne warn­te den Besu­cher vor der Pup­pe. Man darf anneh­men, dass die Aus­stel­lung im Film-Muse­um vom Aus­stat­ter wirk­lich nach der Vor­la­ge des War­ren-Muse­ums bestückt wur­de, schließ­lich beruht alles auf wah­ren Bege­ben­hei­ten. Und somit hat­te auch die schau­er­li­che Pup­pe ihre Geschich­te, wel­che die Pro­du­zen­ten, allen vor­an CON­JU­RING-Regis­seur James Wan, ger­ne auf­grif­fen, um den Vor­gän­ger-Hit wei­ter zu füh­ren. Ohne als wirk­li­ches Pre­quel zu fun­gie­ren, spielt ANNABELLE zeit­lich ein Jahr vor CONJURING. Ledig­lich die Geis­ter­jä­ger War­ren sind ein bin­den­des Glied der zwei unab­hän­gi­gen Geschich­ten. Und natür­lich Anna­bel­le, ein sel­te­nes Samm­ler­stück wel­ches die hoch­schwan­ge­re Mia von ihrem Mann John als Geschenk bekommt. Als Mit­glie­der eines Satans­kult ein­bre­chen wird Mia durch eine Stich­wun­de schwer ver­letzt. Der männ­li­che Angrei­fer stirbt durch Poli­zei­hand, wäh­rend sich die weib­li­che Sata­nis­tin selbst das Leben nimmt, mit der Pup­pe Anna­bel­le in den Armen. Von da an sind Mia und John dem Ter­ror über­na­tür­li­cher Kräf­te ausgesetzt.

Regis­seur John R. Leo­net­ti hat­te im Vor­gän­ger wesent­lich mehr zu tun, wo er noch als Kame­ra­mann arbei­te­te und sich in den herr­li­chen Sieb­zi­ger­jah­re-Set­tings aus­to­ben durf­te. Man bemerkt bei ANNABELLE das wesent­lich gerin­ge­re Bud­get, wel­ches mit fast 7 Mil­lio­nen Dol­lar gera­de ein Drit­tel sei­nes Vor­gän­gers aus­macht. Es gibt wohl eini­ge Autos aus der Zeit, ein biss­chen Kos­tü­me und Fri­su­ren, aber ein so rund­her­um stim­mi­ges Zeit­ko­lo­rit mag nicht wirk­lich auf­kom­men. Vie­les am Sze­nen­bild scheint eher impro­vi­siert, man­ches viel­leicht auch igno­riert. Aber das tut der Span­nung kei­nen Abbruch, die im eher alt­ba­cke­nen Stil ser­viert wird. Türen schla­gen, Din­ge sprin­gen in die Kame­ra, ele­gi­sche Kame­ra­fahr­ten kün­di­gen wenig sub­til einen Schreck­mo­ment an. Und kei­ner muss krei­schen­de Töne ver­mis­sen, die den ver­meint­li­chen Schreck noch unter­strei­chen. Das ist alles so her­kömm­lich, dass man es schon wie­der als gege­ben akzep­tie­ren kann. Wenigs­tens funk­tio­niert die Geschich­te, auch wenn dämo­ni­sche Pup­pen jetzt auch kei­ne Neue­rung im Hor­ror-Gen­re sind.

Sehr effek­tiv arbei­tet die Hand­lung im ers­ten Drit­tel, wenn die Geschich­te deut­li­che Anlei­hen bei den Tate-LaBi­an­ca-Mor­den der Man­son-Fami­lie nimmt, und somit auch eine gute Brü­cke in jene Zeit schlägt. Hier ist das Gru­sel­po­ten­ti­al auch noch merk­lich inten­si­ver. Ist Anna­bel­le erst ein­mal beses­sen, ori­en­tiert sich das Buch wie­der mehr an den hei­mat­lich bekann­ten Gefil­den der Vor­rei­ter INSIDIOUS oder MAMA. Dafür, dass der Film nicht sehr ori­gi­nell in sei­ner Umset­zung ist, und eigent­lich über kei­ne eige­ne Hand­schrift ver­fügt, funk­tio­niert ANNABELLE, wie der Film auch funk­tio­nie­ren soll. Inklu­si­ve des sich stei­gern­des Pol­tern und Erschre­cken bis zum mör­de­ri­schen Fina­le. Aller­dings mutet es selt­sam an, dass sich die Macher dar­auf ein­lie­ßen, aus der im wirk­li­chen Leben wir­ken­den Stoff­pup­pe eine Por­zel­lan­pup­pe gemacht zu haben. Das gibt einer Ver­fil­mung nach wah­ren Bege­ben­hei­ten immer die­sen Zünd­stoff an Dis­kus­sio­nen, die von der eigent­li­chen Geschich­te ablenken.

Dass man bei ANNABELLE auf die rea­len Cha­rak­te­re Ed und Lor­rai­ne War­ren ver­zich­tet hat, ist ein wenig scha­de, weil es die Sache etwas abge­run­det hät­te. Doch auch im wirk­lich Leben tra­ten Ed und Lor­rai­ne erst nach den Vor­komm­nis­sen in Mias und Johns Leben. Die Ein­stiegse­quenz zeigt zwei Frau­en und einen Mann, wel­che die Geschich­te der Pup­pe erzäh­len wer­den. Es ist klar, das es sich bei den Inter­view­ern um die War­rens han­deln muss. Zu Gesicht bekommt man die fil­mi­schen Inkar­na­tio­nen – in Gestalt von Vera Far­mi­ga und Patrick Wil­son – erst 2015 wenn sie in CONJURING 2 den 1978 wirk­lich spu­ken­den ENFIELD POLTERGEIST aus­trei­ben werden.

annabelle

ANNABELLE
Dar­stel­ler: Anna­bel­le Wal­lis, Ward Hor­ton, Tony Amen­do­la, Alfre Woo­dard, Ker­ry O’Malley, Bri­an Howe, Eric Ladin u.a.
Regie: John R Leonetti
Dreh­buch: Gary Dauberman
Kame­ra: James Kniest
Bild­schnitt: Tom Elkins
Musik: Joseph Bishara
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Bob Ziembicki
98 Minuten
USA 2014
Pro­mo­fo­tos Copy­right War­ner Bros.

AutorIn: Bandit

2 Kommentare for “Nach einer wahren Begebenheit: ANNABELLE”

Elisha

sagt:

Gibt es die­se Pup­pe wirk­lich ich hab Angst davor und trau mich nie wie­der ins bett

Bandit

sagt:

Natür­lich gibt es sie wirklich.
Aber das Ori­gi­nal sieht viel gru­se­li­ger aus.

Sie ist nicht unter dei­nem Bett,
sie ist in Dei­nem Kleiderschrank.

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