Codename U.N.C.L.E.

Poster UNCLE

THE MAN FROM U.N.C.L.E. – Bun­des­start 20.08.2015

Dem­nächst wird es eine neue Ver­fil­mung der König Artus-Legen­de geben. Antoi­ne Fuqua hat­te erst vor zehn Jah­ren die Sage wie­der­be­lebt. Aber jetzt ist Guy Rit­chie dran. Er hat­te weit über die Erwar­tun­gen die bri­ti­sche Legen­de Sher­lock Hol­mes einem jün­ge­ren Publi­kum nahe gebracht. Und jetzt, mit­ten­drin, ist erst ein­mal die Fern­seh­le­gen­de SOLO FÜR O.N.C.E.L. an der Rei­he. Guy Rit­chie scheint sich irgend­wie fest­le­gen zu las­sen. 46 Jah­re nach der Erst­aus­strah­lung der letz­ten Fol­ge der belieb­ten Spio­na­ge-Serie muss man sich erstaunt fra­gen, war­um das über­haupt so lan­ge gedau­ert hat. Doch wie bei SHERLOCK HOLMES erweist es sich als auch hier als gege­ben, dass die­ser Stoff nur bei Rit­chie in den bes­ten Hän­den sein konn­te. Ordent­lich ent­staubt, eine Men­ge attrak­ti­ver Men­schen, des Regis­seurs teil­wei­se ver­stö­ren­der Humor, und ein Zeit­ko­lo­rit, wel­ches einem den Atem ver­schlägt. Hört sich ein­fach an. Und mit Rit­chies Insze­nie­rung sieht es auch ein­fach aus.

Der ame­ri­ka­ni­sche Agent Napo­le­on Solo ist auf dem Weg nach Ost-Ber­lin. Es ist 1964, die Stadt durch den anti­fa­schis­ti­schen Schutz­wall getrennt, die Super­mäch­te im kal­ten Krieg. Solo soll die Infor­man­tin Gaby über die eigent­lich unüber­wind­li­che Gren­ze brin­gen, doch ein rus­si­scher Agent ist ihnen immer nur eine Schritt­län­ge hin­ter­her. Die Flucht gelingt nur müh­sam. Zurück im frei­en Wes­ten, erwar­tet den Spi­on schon der nächs­te Auf­trag. Gabys Vater arbei­tet für eine ita­lie­ni­sche Dynas­tie an nichts gerin­ge­rem, als an einer Atom­bom­be. Weil dies eine Ange­le­gen­heit des Wes­tens wie des Ostens glei­cher­ma­ßen ist, wird Solo der Rus­se Illya Kur­ya­kin an die Sei­te gestellt. Der Agent, der Gabys Flucht ver­hin­dern woll­te. Bevor es in einer ver­gif­te­ten Atmo­sphä­re in Rich­tung son­ni­ger Gefil­der gehen kann, muss die ers­te Begeg­nung des­we­gen erst ein­mal mit der Faust nach­be­spro­chen werden.

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Die­se Neu­auf­la­ge der 105 Fol­gen umfas­sen­den Serie hat nicht ganz das Tem­po, wie Guy Rit­chies vor­an­ge­gan­ge­nen Fil­me. An man­chen Stel­len lässt er sich sogar auf­fal­lend Zeit, nimmt die Gemäch­lich­keit auf, die man von Fil­men aus den Sech­zi­gern gewohnt ist. Aber dafür gibt es unab­läs­sig etwas zu sehen. Schö­ne Men­schen, und sehr viel Aus­stat­tung. Schal­tet der Film dann ein­mal in den Action-Modus, ist er umge­hend im neu­en Jahr­tau­send. Und Rit­chie weiß, wie man Action insze­niert, wie man unheim­lich Fahrt auf­neh­men kann, ohne den Zuschau­er im Schnitt zu ver­lie­ren. Bereits die Ein­gangs­se­quenz setzt dafür den Ton, die das Publi­kum sofort in ent­zück­te Lau­ne ver­setzt. Es ist eine nicht fest­zu­ma­chen­de Mischung von Screw­ball-Come­dy, lau­ni­ger Figu­ren-Para­de, und schwarz­hu­mo­ri­ger Action. Und das alles geht mun­ter zusam­men, und reibt sich auch nicht.

Da ist Hen­ry Cavill genau der rich­ti­ge Typ, der nicht ein­fach nur phy­sisch sei­nen Mann steht, son­dern dem man die tro­cke­nen, oft spöt­ti­schen Kom­men­ta­re auch abkauft. Ihm gegen­über ist Armie Ham­mer genau­so ide­al besetzt, der den Agen­ten mit Aggres­si­ons­pro­ble­men mit beängs­ti­gen­der Ruhe dar­stellt, aber das in ihm bro­deln­de Ver­lan­gen nach Gewalt immer spür­bar macht. Der Zuschau­er begreift sofort, dass jeder den ande­ren ohne zu zögern über die Klin­ge sprin­gen las­sen wür­de. Cavill mit einem necki­schen Spruch auf den Lip­pen, oder Ham­mer mit unge­zü­gel­ter Bru­ta­li­tät. Schließ­lich ist das ein Film von Guy Rit­chie, und was hat der schon für Über­ra­schun­gen bereit gehal­ten. Denn so locker, leicht, flo­ckig der Film geschrie­ben und insze­niert ist, schiebt er ab und an die eine bestimm­te Sze­ne ein, die einem deut­lich macht, das alles mög­lich ist. Ob zum Bei­spiel eine Fol­ter­se­quenz, oder Solos Wein- und Sand­wich-Ver­zehr wäh­rend Kur­ya­kin von den bösen Jungs gejagt und besiegt wird.

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Viel­leicht wäre es schö­ner gewe­sen, hät­te sich Bild­ge­stal­ter John Mathie­son mehr an der Bild­ge­stal­tung von Fil­men aus den Sech­zi­gern ori­en­tiert. Viel­leicht, es hät­te zumin­dest eine wei­te­re atmo­sphä­ri­sche Ebe­ne gege­ben. Doch das wirk­lich Über­ra­schen­de ist, wie eine moder­ne Bild­füh­rung den Cha­rak­ter einer 50 Jah­re zurück­lie­gen­den Zeit noch ver­stär­ken kann. Selbst wer noch so genau hin­sieht, wird kei­ne Feh­ler fin­den. Acces­soires, Kos­tü­me, Fri­su­ren, Make­up, Auto­mo­bi­le, Möbel, Stra­ßen­bil­der, Stad­t­über­sich­ten. Check-Point-Char­lie, und selbst der Todestrei­fen. Aber nichts davon wird wie eine Sen­sa­ti­on ver­kauft, wel­che es eigent­lich ist. Son­dern der Film zeigt es bei­läu­fig, prä­sen­tiert es als ganz natür­li­ches Ele­ment. Die Insze­nie­rung zieht die­ses Zeit­ko­lo­rit der­art mühe­los durch den Film, dass man es mit der Zeit als eine Selbst­ver­ständ­lich­keit annimmt.

CODENAME U.N.C.L.E. mag nicht Guy Rit­chies for­sches­ter, oder ori­gi­nells­ter Film sein. Aber CODENAME U.N.C.L.E. ist ein unter­halt­sa­mer Spaß, mit auf­wen­di­ger Action, den per­fek­ten Dar­stel­ler, und einer erfri­schen­den Leich­tig­keit. Und wenn im Show­down die Hel­den dann doch auf die Armee ange­wie­sen sind, wird die Erstür­mung der Fes­tung mit Split-Screen-Bil­dern gezeigt. Eine kur­ze Sequenz, wo drei oder mehr Bil­der zei­gen, dass hier ein­mal die aus­ge­bil­de­ten Sol­da­ten den sinn­los umher bal­lern­den Böse­wich­tern wirk­lich über­le­gen sind, und nicht wie in ver­gleich­ba­ren Fil­men anders her­um. Doch die Split-Screen-Sze­nen kür­zen auch ab, bis wie­der Solo und Kur­ya­kin das Heft in die Hand neh­men. Rit­chie hät­te dar­aus eigent­lich eine End­schlacht zau­bern kön­nen, wie sie in frü­he­ren Bond-Fil­men den Höhe­punkt bil­de­ten. Aber dass er den Fokus auf sei­nen Figu­ren las­sen woll­te, zeich­net ihn schon wie­der aus, und inten­si­viert die Cha­rak­ter­bin­dung. Ja, das funk­tio­niert sogar bei einem Film, bei dem nichts gerin­ge­res als eine Atom­bom­be die Welt bedroht.

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CODENAME U.N.C.L.E. – THE MAN FROM U.N.C.L.E.
Dar­stel­ler: Hen­ry Cavill, Armie Ham­mer, Ali­cia Vikan­der, Eliza­beth Debicki, Luca Cal­va­ni, High Grant, Jared Har­ris, Syl­ves­ter Groth u.a.
Regie: Guy Ritchie
Dreh­buch: Guy Rit­chie, Lio­nel Wigram
Kame­ra: John Mathieson
Bild­schnitt: James Herbert
Musik: Dani­el Pemberton
Pro­duk­ti­ons­de­sign: Oli­ver Scholl
117 Minuten
USA 2015

Pro­mo­fo­tos Copy­right War­ner Bros.

AutorIn: Bandit

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