Verliehen: der Deutsche Phantastik-Preis 2012

Ges­tern wur­den im Rah­men des Buch­mes­se-Cons die Gewin­ner des dies­jäh­ri­gen Deut­schen Phan­tas­tik-Prei­ses bekannt gege­ben. Bei der aus­zeich­nung für den bes­ten deutsch­spra­chi­gen Roman kei­ne Über­ra­schung, der ging an Mar­kus Heitz für DIE LEGENDEN DER ALBAE: VERNICHTENDER HASS. Als bes­tes deutsch­spra­chi­ges Roman­de­but wur­de Kers­tin Pflie­ger für ALCHEMIE DER UNSTERBLICHKEIT mit dem DPP versehen.

Bes­te Serie wur­de erneut und eben­falls nicht uner­war­tet PERRY RHODAN, der hat offen­sicht­lich ein unkünd­ba­res Abo auf den Preis … ;o)

Zwei Din­ge fin­de ich am DPP merk­wür­dig: zum einen die Tat­sa­che, dass man bei den Druck­wer­ken Self­pu­bli­shing offen­bar kom­plett igno­riert und sich fast aus­schließ­lich um die ohne­hin breit bewor­be­nen Pro­duk­te der Publi­kums­ver­la­ge küm­mert. »Fast aus­schließ­lich« bezieht sich dar­auf, dass glück­li­cher­wei­se wenigs­tens Klein­ver­la­ge ver­tre­ten sind. Aller­dings ist der Bereich Self­pu­bli­shing noch recht neu, und ver­mut­lich bei vie­len noch nicht auf dem Schirm, viel­leicht kommt das in Zukunft.

Wirk­lich unver­ständ­lich fin­de ich aller­dings, dass bei den Web­sei­ten pri­va­te Pro­jek­te, also Fan-Sei­ten, in einen Topf mit Auf­trit­ten gewor­fen wer­den, hin­ter denen Fir­men und hand­fes­te finan­zi­el­le Inter­es­sen ste­hen. Gewon­nen hat eine Pro­fi-Sei­te, näm­lich phantastik-couch.de. Sol­che kom­mer­zi­el­len Sei­ten haben selbst­ver­ständ­lich ganz ande­re Poten­tia­le in Sachen Res­sour­cen und Finan­zen und auch mit Sicher­heit durch ihre Anbin­dung an die gro­ßen Ver­la­ge eine viel grö­ße­re Kli­en­tel. Es wäre gegen­über den ambi­tio­nier­ten Hob­by­pro­jek­ten sicher­lich deut­lich fai­rer, wenn die­se in einer eige­nen Liga spie­len wür­den, statt gegen gewerb­lich agie­ren­de Web­sei­ten mit ihren Mög­lich­kei­ten antre­ten zu müssen.

Mich wür­de zudem wirk­lich mal inter­es­sie­ren, wie­vie­le Stim­men ins­ge­samt ein­ge­gan­gen sind, also wie­vie­le Per­so­nen sich an der Abstim­mung betei­ligt haben.

Bes­ter deutsch­spra­chi­ger Roman:

Mar­kus Heitz: Ver­nich­ten­der Hass (Piper)

Bes­tes deutsch­spra­chi­ges Romandebüt:

Kers­tin Pflie­ger: Die Alche­mie der Unsterb­lich­keit (Gold­mann)

Bes­ter inter­na­tio­na­ler Roman:

Patrick Roth­fuss: Die Furcht des Wei­sen 1 (Klett-Cot­ta)

Bes­te deutsch­spra­chi­ge Kurzgeschichte:

Nina Hor­vath: »Die Duft­or­gel« (aus: Pro­to­ty­pen – Begedia)

Bes­te Ori­gi­nal-Antho­lo­gie/­Kurz­ge­schich­ten-Samm­lung:

Erik Schrei­ber [Hg]: Geheim­nis­vol­le Geschich­ten 2 – Steam­punk (Saphir im Stahl)

Bes­te Serie:

Per­ry Rho­dan (VPM)

Bes­ter Grafiker:

Dirk Schulz

Bes­tes Sekundärwerk:

Nau­ti­lus – Aben­teu­er und Phan­tas­tik (Aben­teu­er Medien)

Bes­te Internet-Seite:

www.phantastik-couch.de

Quel­le: Web­sei­te des DPP, Logo DPP Copy­right Phan­tas­tik-News, Gui­do Latz

AutorIn: Stefan Holzhauer

Meist harm­lo­ser Nerd mit natür­li­cher Affi­ni­tät zu Pixeln, Bytes, Buch­sta­ben und Zahn­rä­dern. Kon­su­miert zuviel SF und Fan­ta­sy und schreibt seit 1999 online darüber.

6 Kommentare for “Verliehen: der Deutsche Phantastik-Preis 2012”

sagt:

Der DPP ist mei­nes Erach­tens gegen­über Klein- und Kleinst­ver­öf­fent­li­chun­gen sogar sehr freund­lich (vor allem bei den Lesun­gen und Stän­den); Self-Publi­shing bedeu­tet eben auch Self-Mar­ke­ting, und nie­mand hin­dert einen sol­chen Autor dar­an, all sei­ne Freun­de zu mobi­li­sie­ren, um beim Preis für ihn abs­zu­stim­men. Rich­tig ist, dass die Ver­an­stal­ter sich zwangs­läu­fig der Kri­tik aus­set­zen, wenn sie wie in den letz­ten Jah­ren eine Vor­schlags­lis­te ver­öf­fent­li­chen. Auch die­se bevor­zugt aber eher Publi­ka­tio­nen aus Klein­ver­la­gen. Titel ganz außen vor zu las­sen, nur weil sie bei Hey­ne & Co erschie­nen, wäre auch albern.

Den Vor­schlag mit den Web­sei­ten fän­de ich dage­gen interessant.

Stefan Holzhauer

sagt:

Die Stän­de für Klein­ver­la­ge gibts auf dem Buch­mes­se­con, der DPP wird da nur ver­lie­hen, das ist nicht das­sel­be. Bei der Vor­schlags­lis­te hat zudem jeder die Mög­lich­keit, was ein­zu­rei­chen. Nach wel­chen Kri­te­ri­en dann aus die­sen Vor­schlä­gen was auf­ge­nom­men wird, ist mir aber eher schleierhaft.

sagt:

Mit der Vor­schlags­lis­te ist das so eine Sache: Eigent­lich soll­te sich eine Jury in einen rei­nen Publi­kums­preis nicht ein­mi­schen – ledig­lich in Form von Regeln, die vor­ab bekannt gege­ben wer­den. (Also es macht natür­lich Sinn, bei­spiels­wei­se fest­zu­le­gen, dass das Werk im Vor­jahr sei­ne Erst­ver­öf­fent­li­chung erfah­ren hat, damit man eine gül­ti­ge Stim­me dafür abge­ben kann.) Umge­kehrt ver­ste­he ich es auch, weil die meis­ten Leu­te sich nicht so genau erin­nern, was sie eigent­lich gele­sen haben und sehen sie die Lis­te, kommt die Erin­ne­rung zurück. Man muss ja auch sicher stel­len, dass es eine nen­nens­wer­te Wahl­be­tei­li­gung gibt, gera­de unter den Leu­ten, die ledig­lich Kon­su­men­ten sind und daher auch nicht jede Mühe auf sich neh­men, um den Stimm­zet­tel aus­zu­fül­len. Ist halt schwie­rig. – Dass man auch was ande­res als etwas von der Vor­schlags­lis­te wäh­len kann, ent­spricht den Tat­sa­chen, aber die meis­ten Leu­te grei­fen nun mal auf die Vor­schlä­ge zurück und ich wage es zu behaup­ten, dass jemand, der nicht auf der Lis­te ist, sei­ne Ener­gien bes­ser anders­wo inves­tiert als es doch noch mit Hil­fe von Fans in die Nomi­nie­run­gen schaf­fen zu wol­len – weil es zwar nicht unmög­lich, aber unwahr­schein­lich ist. Und ich weiß, wovon ich spre­che, ich habe die­ses Jahr gewon­nen und in ande­ren Jah­ren eben nicht. Ich war auf der Vor­schlags­lis­te, was ich dar­auf zurück­füh­re, dass ich beim DSFP mit der­sel­ben Geschich­te auf Platz 3 gekom­men bin und man so auf mich auf­merk­sam wur­de. Ich habe bei dem sehr jun­gen, aber umso enga­gier­te­ren Bege­dia Ver­lag veröffentlicht.

Letzt­end­lich sind Klein­ver­la­ge auf der Lis­te – wenn man alle Kate­go­rien gleich wer­tet, was aber wohl so gedacht ist, die Tro­phä­en sehen abge­se­hen von der per­so­na­li­sier­ten Gra­vur gleich aus und jeder Preis­trä­ger darf ohne gro­ße Zeit­vor­ga­be ein biss­chen was auf der Büh­ne erzäh­len (was immer er will) – gar nicht schlecht ver­tre­ten (bei Kate­go­rien wie »bes­ter Gra­phi­ker« ist das halt immer die Fra­ge, da kein Ein­zel­werk aus­ge­zeich­net wird), vor allem wenn man bedenkt, dass Bücher von gro­ßen Ver­la­gen übli­cher­wei­se auch ein­fach mehr Leser haben. Aber es geht hier ja um Sym­pa­thien, ob für das krea­ti­ve Mach­werk (ob das nun Bücher, Cover oder Home­pages sind) oder für den Künst­ler als Person. 

Jemand mit Self-Publi­shing tut sich allein des­halb da schwer, weil die­se Per­son ja den Weg eines Ein­zel­kämp­fers ein­ge­schla­gen hat. (Aus­nah­men bestä­ti­gen die Regel, man­ches ist z.B, offi­zi­ell Self-Publi­shing, läuft aber bei­spiels­wei­se über einen Ver­ein, wo dann ent­spre­chen­de Grup­pen­dy­na­mik durch­aus besteht.) Aber ist der Ver­lag auch noch so klein, als Autor kann man da im Nor­mal­fall mit Unter­stüt­zung in irgend­ei­ner Form rechnen.

Aber ich bin wirk­lich neu­gie­rig: Wel­che selbst­pu­bli­zier­ten Wer­ke, die im Jahr 2011 erschie­nen sind, hät­ten denn den DPP Dei­ner Ansicht nach verdient?

Stefan Holzhauer

sagt:

Zur letz­ten Fra­ge: es geht nicht dar­um, wel­che Wer­ke ich benen­nen wür­de, es geht grund­sätz­lich dar­um, die­se Art des Publi­zie­rens wahrzunehmen.

Ich habe von Drit­ten, die selbst­pu­bli­zier­te Wer­ke vor­schla­gen woll­ten, gehört, dass die­se nicht auf die Vor­schlags­lis­te genom­men wur­den, weil man da nur »rich­ti­ge Ver­la­ge« haben möch­te (sinn­ge­mäß). Das kanns ja nun auch nicht sein, ist es nun ein Publi­kums­preis oder nicht?

Es wird gern mal pau­schal behaup­tet, das »sei doch eh alles Mist«, kei­ner der Self­pu­blis­her kön­ne etwas Brauch­ba­res auf die Füße stel­len und die Bücher strot­zen von Feh­lern. Das ist in die­ser Pau­scha­listät falsch. Ich kann auch zuge­ge­be­ner­ma­ßen nicht nach­voll­zie­hen, war­um etwas, das bei – bei­spiels­wei­se – Musik und Com­pu­ter­spie­len seit Jah­ren funk­tio­niert und mit You­tube und Vimeo längst auch den audio­vi­su­el­len Bereich erreicht hat – eben das Erstel­len von Wer­ken durch moti­vier­te Ein­zel­per­so­nen – bei Büchern oder eBooks nicht funk­tio­nie­ren soll­te. Gera­de im Phan­tas­tik-Bereich tut man sich mit solch eli­tä­rem Den­ken kei­nen Gefallen.

Aber viel­leicht ist es ein­fach noch zu früh.

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