Sean O’Connell – TÍR NA NÓG

In nahe­zu allen Fäl­len, in denen man heut­zu­ta­ge Phan­tas­tik ange­dient bekom­men soll, bedie­nen sich Ver­la­ge ger­ne des Hilfs­mit­tels Gen­re-Schub­la­de. Kein Wun­der. Wenn sich HARRY POTTER ver­kauft wie geschnit­ten Brot, dann ist man in den Mar­ke­ting-Abtei­lun­gen der Ansicht, dass der Leser mehr davon möch­te und sucht in ver­zwei­felt anmu­ten­der Wei­se nach ähn­li­chem Kram, um den dann unter dem über­stra­pa­zier­ten »All Age«-Etikett mit dem Zusatz »Der nächs­te Har­ry Pot­ter« an die gei­fern­de Fan­mas­se zu ver­hö­kern. Ähn­li­ches gilt für Urban Fan­ta­sy, Roman­ta­sy, Vam­pi­re und was es für Ein­ord­nun­gen mehr gibt.

Als kri­ti­scher Leser gewinnt man den Ein­druck, dass durch die­se Vor­ge­hens­wei­sen nur noch Kopien von Kopien in Buch­form auf den Markt gewor­fen wer­den und haupt­säch­lich mas­sen­kom­pa­ti­ble Main­stream-Ware den Weg zum Phan­tas­tik-Freund fin­det. Außer­ge­wöhn­li­ches muss man mit der Lupe suchen, wenn es über­haupt vor­han­den ist. Klar, bei einem Groß­teil der Leser han­delt es sich um Kon­su­men­ten, die ein­fach was Kurz­wei­li­ges zum Lesen haben wol­len und denen mein Ges­ab­bel über Schub­la­den und Main­stream völ­lig egal ist.

Den­noch – man hat den Ein­druck, dass in den Ein­käu­fer- und Mar­ke­tin­ge­ta­gen der Ver­la­ge ein Stoff nur noch dann ange­nom­men wird, wenn er an irgend­was Erfolg­rei­ches ange­lehnt wur­de. Wie­viel hoch­in­ter­es­san­tes Zeug uns Phan­tas­tik-Anhän­gern dadurch ver­bor­gen bleibt, weil es nie in Druck kommt, möch­te ich mir gar nicht vor­stel­len, bzw. weiß es, da ich ame­ri­ka­ni­sche Ori­gi­na­le lese, die den hie­si­gen Markt nie errei­chen, obwohl sie bril­li­ant sind.

Umso erfri­schen­der ist es dann, wenn man end­lich ein­mal etwas prä­sen­tiert bekommt, das zwar bekann­te Ver­satz­stü­cke auf­weist, sich aber jeg­li­cher Schub­la­den auf nahe­zu dreist zu nen­nen­de Wei­se ent­zieht und die­se Ver­satz­stü­cke aus diver­sen Spiel­ar­ten des Gen­res zu einem kurz­wei­li­gen Neu­en vermengt.

Die Rede ist von Sean O’Con­nells Roman TÍR NA NÓG.

Wei­ter­le­sen

AutorIn: Stefan Holzhauer

Meist harm­lo­ser Nerd mit natür­li­cher Affi­ni­tät zu Pixeln, Bytes, Buch­sta­ben und Zahn­rä­dern. Kon­su­miert zuviel SF und Fan­ta­sy und schreibt seit 1999 online darüber.

Ein Kommentar for “Sean O’Connell – TÍR NA NÓG”

sagt:

Einen pri­ma Rezen­si­on zu einem noch bes­se­ren (Hör-)Buch.
Ich kann dem nur zustim­men. Ich wür­de es auch gern als Buch in Hän­den hal­ten. Das wäre schon ein Knaller.

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